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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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andere lag um meine Rippen. Dann zog Emerson mich an sich und preßte seine Lippen auf die meinen.
    Noch NIE hatte er mich so geküßt. Durch die stählerne Kraft seines Armes und den Druck seines Mundes wurde mir der Kopf so weit zurückgebogen, daß ich dachte, jeden Augenblick würde mir das Genick brechen. Zwischen der unnachgiebigen Mauer und Emersons muskulösem Körper wurde ich wie in einem Schraubstock zerquetscht. Infolge der ständigen Übung und der eingehenden Beschäftigung mit dem Küssen hatte sich Emersons natürliche Begabung auf besagtem Gebiet vervollkommnet, doch er hatte mich noch nie AUF DIESE WEISE geküßt (und ich hoffe, daß er auch noch KEINEN ANDEREN MENSCHEN jemals so geküßt hat). Meine Sinne wurden nicht sanft umworben, sondern jäh überfallen, überwältigt und roh erobert.
    Als er mich endlich losließ, wäre ich ohne die Wand, an die ich mich lehnte, wohl zu Boden gesunken. Nachdem das Rauschen in meinen Ohren nachgelassen hatte, hörte ich Stimmen, die besorgt nach uns riefen. Am deutlichsten konnte ich eine ausmachen, die ich für die von Cyrus hielt, denn sie schrie meinen Namen. Sonst hätte ich sie wohl auch nicht erkannt.
    »Hier sind wir!« brüllte Emerson durch die Öffnung. »Uns ist nichts geschehen. Wenn Sie sich vor das Loch stellen, hebe ich Miss Peabody hinaus.«
    Dann wandte er sich mir zu. »Verzeihen Sie mir«, sagte er leise. »Diese Handlung war eines Gentlemans – für den ich mich trotz meines zuweilen exzentrischen Benehmens halte – unwürdig. Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß so etwas nie wieder vorkommen wird.«
    Ich war zu erschüttert, um zu antworten – was wahrscheinlich auch das beste war. Denn sonst hätte ich ausgesprochen, was ich gerade dachte: »Oh, doch, es wird wieder vorkommen – solange ich noch ein Wörtchen mitzureden habe.«
12. Kapitel
    »Wenn ein Mann bei Ihnen zu Hause eine Erfrischung zu sich genommen und es sich in einem Sessel Ihres Wohnzimmers bequem gemacht hat, werden Sie ihn wahrscheinlich nicht mehr so leicht in einen Teich stoßen.«
    Mir blieb nichts anderes übrig, als Cyrus reinen Wein einzuschenken. »Ich mußte mich mit Kevin O’Connell treffen«, erklärte ich. »Ich habe Ihnen ja gesagt, daß er auftauchen würde, und ich hatte recht. Selim überbrachte mir gestern eine Nachricht von ihm.«
    Ich saß auf einem Klappstuhl und trank Tee, denn ich meinte, eine kleine Stärkung verdient zu haben. Emerson war natürlich sofort wieder an die Arbeit gegangen. Cyrus war ihm nicht gefolgt; er lag wie ein gefallener Krieger mir zu Füßen auf dem Teppich, das Gesicht in den Armen vergraben.
    Ich stubste ihn sanft mit dem Fuß an. »Was Sie brauchen«, sagte ich, »ist eine schöne heiße Tasse Tee.«
    Cyrus dreht sich herum und setzte sich auf. Sein Gesicht war immer noch ziemlich rot, obgleich die ursprüngliche Zornesröte ein wenig gewichen war. »Alkohol war noch nie mein Fall«, sagte er in bemüht ruhigem Ton. »Doch allmählich begreife ich, wie ein Mann zum Trinker werden kann. Verschonen Sie mich mit Ihrem verdammten Tee! Wo ist die Flasche mit dem Brandy?«
    Er scherzte natürlich nur. Ich reichte ihm eine Tasse Tee. »Seien Sie so gut und geben Sie mir einen Rat, Cyrus. Was soll ich mit Kevin tun?«
    »Amelia, Sie sind die schlimmste … Sie haben einen beispiellosen … Sie – Sie …«
    »Dieses Thema haben wir bereits erörtert, Cyrus. Ich sagte bereits, es täte mir leid, daß ich Ihnen Kummer bereitet habe, aber wie Sie sehen, hat sich alles zum besten entwickelt. Wir haben Mohammed dingfest gemacht! Ein Feind weniger! Und sobald seine gebrochene Nase geheilt ist, können wir ihn verhören und herausfinden, wer ihn angeheuert hat.«
    »Einer weniger«, meinte Cyrus düster. »Wie viele bleiben dann noch? Wenn Sie weiterhin solche Risiken eingehen, um die übrigen zu erwischen, bekomme ich vor Aufregung noch einen Herzinfarkt. Ihre Lippe blutet schon wieder, meine Liebe, ich kann gar nicht hinsehen.«
    »Der heiße Tee muß wohl die Wunde aufgebrochen haben«, murmelte ich unter der Serviette, die ich mir an den Mund drückte. »Es ist keine Verletzung, die ich mir im Schlachtgetümmel zugezogen habe, wissen Sie, nur eine … eine aufgebissene Lippe.«
    Eine Weile schwiegen wir beide und hingen – dessen bin ich mir sicher – ganz unterschiedlichen Gedanken nach. Dann gab ich mir einen kleinen Ruck und sagte energisch: »Wenn wir jetzt bitte zum Thema Kevin zurückkehren könnten …«
    »Ich würde

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