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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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die Ramses geschildert hatte. Nach liebevollen Grüßen und der Versicherung, daß alles gut gehe, erklärte sie, sie schreibe hauptsächlich deswegen, um sich selbst darüber klarzuwerden, was hinter den jüngsten, mysteriösen Vorfällen stecken könnte.
    Meine bescheidenen geistigen Fähigkeiten sind den Deinen so weit unterlegen, liebe Amelia, daß ich zögere, Überlegungen zu äußern, die Deinem klaren, entschiedenen Verstand vermutlich schon längst logisch und folgerichtig sind. Und dennoch will ich es wagen, in der Hoffnung, daß ich durch bloßen Zufall vielleicht über einen Gedanken stolpere, der Dir noch nicht in den Sinn gekommen ist.
    Ich begann genauso, wie Du es meiner Ansicht nach auch getan hättest, nämlich mit der Frage, wie diese schrecklichen Leute von dem Geheimnis erfahren konnten, das Ihr so sorgsam gehütet habt. Die Geschichte, die Ihr verbreitet habt, war glaubwürdig, also müssen Eure Feinde Kenntnisse aus Quellen geschöpft haben, von denen sonst niemand weiß. Verschiedene Möglichkeiten sind mir in den Sinn gekommen; ich zähle sie Dir zu Gefallen übersichtlich geordnet auf:
    1. Vielleicht hat einer von uns unbeabsichtigt Wissen preisgegeben, über das ein Mensch nur verfügen kann, wenn er Mr. Forths geheimen Ort kennt. Du wärst niemals geschwätzig genug, so etwas zu tun, liebe Amelia; und reinsten Gewissens kann ich sagen, daß mir keine Gelegenheit einfällt, bei der mir ein solcher Fehler unterlaufen sein könnte. Walter möchte ich nicht danach fragen, denn schon die bloße Vorstellung, er könnte – wenngleich unwillentlich – die Schuld an all unseren Unannehmlichkeiten tragen, würde sein edles Herz brechen. Trotzdem will mir ein Gedanke nicht aus dem Kopf: Haben er oder Radcliffe in den Artikeln, die sie seit Eurer Rückkehr geschrieben haben, oder gegenüber anderen Archäologen Dinge erwähnt, die ein Experte als Wissen aus erster Hand erkennen könnte? Die Artikel sind zwar noch nicht veröffentlicht, aber sicherlich sind sie zumindest von den Herausgebern der Zeitschriften gelesen worden.
    2. Einer der Offiziere im Militärlager hat vielleicht über die Sache besser Bescheid gewußt, als Ihr meint. Hat sich Mr. Forthright mit einem der Offiziere angefreundet? Haben die Offiziere die Landkarte zu Gesicht bekommen? Du erwähntest, daß auf der Karte Kompaßangaben eingezeichnet waren. Ich kenne mich mit diesen Dingen nur wenig aus, aber ich könnte mir vorstellen, daß solche präzisen Angaben womöglich Interesse geweckt und Fachleute zu Spekulationen angeregt haben, insbesondere nachdem Ihr mit Nefret nach Gebel Barkal zurückgekehrt wart.
    3. Ich zögere, das nun Folgende niederzuschreiben, denn es scheint mir noch alberner als meine übrigen, dummen Ideen; allerdings muß ich ständig an den jungen Mann denken, den Nefret an der Schule von Miss McIntosh kennenlernte. Dieser Mensch, dessen Neugier bereits geweckt war, hat vielleicht deshalb das Gespräch mit ihr gesucht, um sie über ihre Erlebnisse auszuhorchen. Wir alle wissen ja, wie schwer es ist, sich nicht zu versprechen, und ein unschuldiges Kind ist besonders unvorsichtig. Ich frage mich – ich kann es nicht deutlicher formulieren –, ich frage mich, ob diese flüchtige Bekanntschaft nicht vielleicht erneuert worden ist oder der Versuch hierzu unternommen wurde, falls sie ihm nicht schon bereits alles verraten hat, was er zu erfahren hoffte. Auf meine Bitte hin führte sie eines Abends die Anrufung der Isis auf. (Keine Angst, Amelia, ich habe dafür gesorgt, daß sie dachte, es sei nur zu unserer Unterhaltung.) Walter konnte seine Begeisterung kaum zügeln. Er erkannte einige Passagen des Liedes, die – wie er sagte – aus einem altertümlichen Ritual stammten. Und bestimmt glaubt ihr kein Mensch, daß sie diesen Tanz in einer christlichen Mission gelernt hat oder daß man ihr erlaubt hat, ihn dort vorzuführen!
    Also fragte ich sie – angemessen taktvoll, versteht sich – über den jungen Mann aus, den sie Sir Henry nannte. Er hatte kräftiges, welliges Haar von schwarzer Farbe, in der Mitte gescheitelt, einen Schnurrbart wie ein Kavallerist, graue oder blaßblaue Augen und lange Wimpern. Er war mittelgroß und von schlanker Gestalt, mit einem hübschen Gesicht, einem ausgeprägten Kinn und einer schmalen Nase.
    Ich weiß, daß diese Beschreibung zu ungenau ist, um von großem Nutzen zu sein (insbesondere dann, wenn meine alberne Idee zutrifft und er sich vielleicht verkleidet hat). Ich teile sie

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