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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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»Genug, Bertha. Keinem von uns gefällt es hier, aber ein unweiblicher, hysterischer Auftritt hilft uns allen nicht weiter.«
    »Unweiblich?« wiederholte eine Stimme aus der Dunkelheit.
    Ich achtete nicht auf sie und fuhr fort. »Du wirst es noch eine Nacht lang hier aushalten müssen. Morgen brechen wir auf.«
    »Ist das auch wirklich wahr?«
    Emerson mußte versehentlich eine ziemliche Menge Rauch eingeatmet haben, denn er fing an, heftig zu husten. »Ja«, antwortete ich laut. »Es ist wahr. Nun geh’ und … und … ach, es ist mir völlig gleichgültig, was du tust, solange du nur aufhörst zu jammern und alle hier verrückt machst.«
    Bertha entfernte sich. Sie glitt so mühelos über den holperigen Boden, als ob sie in der Dunkelheit sehen könnte. Emerson bekam wieder Luft. » Sie macht offenbar überhaupt nichts verrückt, MISS Peabody«, stellte er fest. »Und Ihre ungeheuerliche Selbstsicherheit scheint gegen jegliche Anfechtung gefeit zu sein. Sie haben also beschlossen, wann wir aufbrechen, richtig?«
    »Umstände, die für jeden vernünftigen Menschen offensichtlich sein sollten, verlangen nach einer kurzen Unterbrechung der Arbeit, damit wir uns ausruhen und weitere Vorbereitungen treffen können. Unter diesen Bedingungen kann ich die Pausen und Abdrücke, die ich im Königsgrab angefertigt habe, nicht vergleichen. Die Männer haben ein Anrecht auf einen Ruhetag. Außerdem habe ich den Großteil meiner Medikamentenvorräte bei Mohammed verbraucht … Du meine Güte, warum streite ich überhaupt mit Ihnen herum?«
    »Es würde auch gar nicht zu Ihnen passen, gnädigerweise Ihre Beweggründe zu erläutern«, entgegnete Emerson in bedrohlich ruhigem Ton. »Wahrscheinlich haben Sie Abdullah und die anderen Arbeiter und auch Ihren treuen Gefolgsmann Vandergelt bereits aufgewiegelt. Ich kann Sie nicht daran hindern, zu tun, was Ihnen gefällt, aber wer sollte mich davon abhalten, hier zu bleiben?« »Abdullah, die anderen Arbeiter und mein treuer Gefolgsmann Vandergelt«, erwiderte ich spitz. »Kommen Sie doch ans Feuer. Sitzen Sie nicht im Dunkeln herum; damit fordern Sie regelrecht heraus, daß Ihnen jemand ein Messer in den Rücken stößt.«
    »Ich sitze, wo es mir paßt, MISS Peabody, und solange ich will. Guten Abend.«
    *
    Zu Emersons Enttäuschung – dessen war ich mir sicher – versuchte niemand, ihn zu erdolchen. Bald gesellte er sich zu uns ans Feuer. Ich wartete auf ihn, ehe ich mein Vorhaben ankündigte, denn es ist nicht meine Art, hinter seinem Rücken seine Autorität zu untergraben. Wie ich herausgefunden habe, sparen direkte Auseinandersetzungen und ein ordentlicher Streit eine Menge Zeit.
    Doch zu diesem Streit kam es nicht. Die Nachricht von unserem morgigen Aufbruch löste allerdings auch nicht die Überraschung und Freude aus, mit denen ich gerechnet hatte. Offenbar hatten es alle erwartet.
    »Schließlich ist der Freitag bei den Moslems ein heiliger Tag«, meinte Charlie. »Wir haben uns schon gedacht, daß ein aufgeklärter Dienstherr wie Mr. Vandergelt Verständnis für die Anliegen der Arbeiterklasse hat und uns übrigen natürlich die gleichen Rechte zugesteht.« Er grinste besagten Dienstherrn frech an.
    Cyrus grunzte, was ganz ähnlich klang wie sonst bei Emerson. Dieser jedoch gab keinen Mucks von sich.
    Ich fragte mich, was Emerson wohl im Schilde führte. Nach einigen Minuten der Überlegung kam ich darauf. Er hatte gehofft, unseren Feind dazu zu bringen, sich zu zeigen. Bislang aber war nämlicher Feind nicht auf dieses Angebot eingegangen, was bewies, daß er ein vernünftiger Mensch war. Statt dessen hatte er gedungene Schläger auf uns gehetzt, die die schmutzige Arbeit für ihn erledigen sollten. Und falls er sich doch an den Ort des Geschehens gewagt hatte, war das im Schutze der Dunkelheit geschehen. Doch ich bezweifelte es. Sein Modus operandi, wenn ich solch einen Fachausdruck bemühen darf, bestand darin, hinter den Kulissen zu wirken. Er hatte sich auch damals erst an Emerson herangetraut, als dieser gefesselt und hilflos vor ihm gelegen hatte.
    Ungeduld ist einer von Emersons auffälligsten Fehlern, und obgleich der Ausdruck »stur« ihn nur unzureichend beschreibt, verschließt er seine Augen nicht vor einer logischen Schlußfolgerung, wenn ihm nichts anderes übrigbleibt. Seine Strategie war weder geglückt, noch hatte sie irgendeine Aussicht auf Erfolg. Selbstverständlich war mir das von Anfang an klargewesen, und wenn Emerson willens gewesen wäre, mich

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