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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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auch allen Grund hatten) und zeigten den Hilfskräften die kalte Schulter. Ich hatte meinen Verbandskasten mitgebracht, und als ich das freudige Lächeln sah, mit dem die Männer mich begrüßten, schämte ich mich, weil ich mir nicht die Zeit genommen hatte, mit ihnen zu plaudern oder mich um ihre Verletzungen zu kümmern.
    Und ich schämte mich noch mehr, als sie mir ihre verschiedenen leichten Wunden, von einem gequetschten Finger bis hin zu einer schweren Augenentzündung, zeigten. Nachdem ich Daouds Augen mit einer Lösung aus Borsäure gespült hatte, verarztete ich die übrigen Männer und schalt sie, da sie sich nicht schon früher an mich gewandt hatten.
    »Morgen kehren wir zum Fluß zurück«, sagte ich. »Mir gehen die Medikamente aus, und wir alle haben Ruhe nötig.«
    »Emerson wird sich weigern«, meinte Abdullah bedrückt.
    »Entweder kommt er freiwillig mit, oder wir rollen ihn in einen Teppich und tragen ihn«, entgegnete ich.
    Die Männer grinsten und stießen einander an, und Abdullahs trübsinniges Gesicht erhellte sich ein wenig. Aber er schüttelte den Kopf. »Du weißt, warum er hier ist, Sitt.«
    »Gewiß weiß ich das. Er hofft, unseren Feind zu einem weiteren Überfall zu provozieren, damit er ihn zu fassen bekommt. Bis jetzt ist dieser brillante Plan nur zur Hälfte geglückt. Wir sind zweimal überfallen worden …«
    »Nicht wir, Sitt Hakim, du.«
    »Und Mohammed. Das waren drei Anschläge, und wir sind der Lösung keinen Schritt näher als zuvor.«
    »Emerson ist sehr wütend darüber«, sagte Abdullah. »Heute hat er sich ziemlich närrisch verhalten, noch närrischer, als es sonst seine Gewohnheit ist. Einmal ist er mir fast entschlüpft. Glücklicherweise hat Ali ihn beobachtet und ist ihm gefolgt. Bis Ali ihn eingeholt hatte, hatte er schon fast das Ende des Wadi erreicht.«
    »Was tat er da?« fragte ich.
    Abdullah breitete die Hände aus und zuckte die Achseln. »Wer kann die Gedanken des Vaters der Flüche verstehen? Vielleicht hoffte er, sie würden ihm dort auflauern, um ihn allein abzupassen.«
    »Noch ein Grund, warum wir ihn überzeugen müssen, diesen Ort auf der Stelle zu verlassen«, meinte ich entschlossen.
    »Es ist zu gefährlich. Jetzt gehe ich und spreche mit ihm.«
    »Ich halte den Teppich bereit, Sitt«, sagte Abdullah.
    Emerson war nicht in seinem Zelt. Es wurde dunkel. In dem schmalen Tal breitete sich die Finsternis aus wie schwarze Flüssigkeit in einer Schüssel. Ich stolperte über Steine und fluchte leise vor mich hin (ein Hinweis darauf, daß ich im Augenblick weit von der mir sonst eigenen Gelassenheit entfernt war).
    Schließlich stieg mir Tabakrauch in die Nase, und ich entdeckte den rötlichen Schimmer einer Pfeife. Emerson saß abseits vom Feuer auf einem Felsen. Zuerst hielt ich den dunklen Schatten zu seinen Füßen für einen weiteren Stein. Doch dann bewegte sich dieser Schatten.
    »Steh’ sofort auf, Bertha«, sagte ich streng. »Eine Dame kauert nicht auf dem Boden herum.«
    »Ich habe ihr einen Felsen angeboten«, meinte Emerson freundlich. »Also ersparen Sie mir den Vortrag, der Ihnen zweifellos schon auf der Zunge liegt. Sie brauchte Trost und Zuspruch, wie ihn wohl jede Frau unter den gegebenen Umständen brauchen würde. Oder nehmen Sie an, ein englischer Gentleman würde sich von einer Dame in Bedrängnis abwenden?«
    »Sie hätten auch zu mir kommen können.« Wie ich befürchte, war mein Tonfall immer noch ein wenig spitz. »Was ist, Bertha?«
    »Wie können Sie das fragen?« Sie kauerte weiterhin zu Emersons Füßen, und ich glaubte zu sehen, daß sie enger an ihn heranrückte, wenn das überhaupt möglich war. »Er ist da draußen, beobachtet alles und wartet. Ich spüre seinen Blick auf mir. Er spielt mit mir wie eine Katze mit einer Maus. Ihre Wachen sind zwecklos, er kommt und geht, wie es ihm gefällt, und wenn er mir etwas antun will, hindert ihn nichts daran.« Sie erhob sich und stand schwankend vor mir. Selbst in der Dunkelheit erkannte ich das Zittern ihres Gewandes. »Es ist schrecklich hier! Die Wände umschließen uns wie in einem gewaltigen Grabmal, und hinter jedem Felsen, in jeder Nische hält sich ein Feind versteckt. Sind Sie denn aus Stein, daß Sie es nicht fühlen?«
    Am liebsten hätte ich ihr eine Ohrfeige versetzt, wenn ich besagtes Körperteil unter dem Schleier hätte ausfindig machen können. Also streckte ich einfach die Hand aus, griff nach etwas – einem Arm, wie ich glaube – und schüttelte ihn heftig.

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