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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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anzuhören, hätte ich ihm das auch mitgeteilt. Doch er hatte sich taub gestellt; nun aber kam er um die zwingende Konsequenz nicht mehr herum. Außerdem hatte er es allmählich satt, sich gegen die ständigen Überfälle zur Wehr zu setzen, die ihn von seinen archäologischen Pflichten ablenkten und bislang nicht zu neuen Erkenntnissen geführt hatten. Der Augenblick für einen Szenenwechsel war gekommen.
    Wenigstens, so überlegte ich, war die Zeit nicht völlig verschwendet gewesen. Daß Mohammed nicht mehr unter den Lebenden weilt, war jedoch nicht eindeutig als Erfolg zu werten; gewiß würde Sethos ohne die geringsten Schwierigkeiten weitere Meuchelmörder anheuern können. Aber wir (ich benutze dieses Wort, damit niemand sich ausgeschlossen fühlt) hatten im Königsgrab ganze Arbeit geleistet und neue Anregungen erhalten, wo wir in Zukunft Ausgrabungen durchführen konnten. Kevin stand unter strenger Aufsicht und lief nicht im Land umher, um anderen Menschen Ärger zu machen. Und ich wußte, ob Cyrus es nun zugeben wollte oder nicht (er wollte nicht), daß man Charlie unbedingt im Auge behalten mußte. Glücklicherweise war ich nicht meinem ersten Impuls gefolgt, ihn einsperren zu lassen. Wenn wir ihn beobachteten, ohne daß er es ahnte, würde er uns vielleicht zu seinem Herrn führen.
    Doch der größte Trost war – darf ich es eingestehen? –, daß wir zwei der schrecklichen Schicksalsschläge überlebt hatten, von denen die alte Legende erzählt. Ich wagte nicht, das den anderen gegenüber zu erwähnen, da ich fürchtete, ausgelacht zu werden. Aber wie Sie sehen werden, werter Leser, eignet sich der weibliche Instinkt besser dazu, das geheimnisvolle Wirken der Vorsehung zu erahnen, als es die kalte Logik vermag.
    *
    Als wir am nächsten Morgen aufbrachen, waren wir allerbester Stimmung. Wir gingen zu Fuß; da wir die Zelte und den Großteil unserer Ausrüstung zurückließen, brauchten wir keine Esel. Häufig hallte Berthas melodisches Lachen von den Felswänden wider; es hatte einen erwartungsvollen Klang, der mich daran erinnerte, wie jung sie noch war. Obwohl ich an die Mühen des Marschierens durch die Wüste gewöhnt bin, freute ich mich sehr auf ein Bad und saubere Kleider. Ich hatte drei Arbeitsanzüge mitgebracht; alle befanden sich in einem entsetzlichen Zustand, waren staubig und fleckig, weil ich sie natürlich nicht hatte waschen können.
    Ich fühlte mich wie von einer Zentnerlast befreit, als wir den breiteren Teil des Wadi erreichten und die Ebene sahen, die sich vor uns erstreckte. Der weite Himmel, das Sonnenlicht. Weite! Nach all den Tagen in bedrückender Enge war das eine Wohltat. Die Sonne stand hoch, und die Wüste flirrte in der Hitze, aber dahinter lagen die sattgrünen Felder, und das Funkeln des Wassers erfrischte das Auge.
    Unser Pfad führte die nördliche Seite der Hügelausläufer entlang, die das östliche Dorf umschloß. Niemand machte den Vorschlag, eine Ruhepause einzulegen, obwohl wir schon seit zwei Stunden unterwegs waren. Wir alle wollten unser Ziel unbedingt so rasch wie möglich erreichen. Emerson war schon vorausgeeilt, eine Gewohnheit, die ich als höchst ärgerlich empfinde. Der Kater thronte auf seiner Schulter, und Abdullah klebte an seinen Fersen. Bertha und die beiden jungen Männer waren ein Stück zurückgeblieben. Und sicherlich muß ich nicht betonen, daß Cyrus wie immer nicht von meiner Seite wich.
    Abgesehen vom Klang unserer Stimmen war es totenstill. Mit der Zeit aber drang ein weiteres Geräusch an mein Ohr, durchdringend und eintönig wie das Läuten einer Glocke. Als wir die Felskante erreichten, wurde es lauter. Links vor mir erkannte ich das kleine Haus, das Cyrus hatte bauen lassen. Vielleicht lag dort der Ursprung des Geräuschs.
    Emerson hörte es auch. Er blieb stehen und neigte den Kopf zur Seite. Dann setzte er den Kater ab und ging auf das Haus zu.
    Die Sonne brannte heftig wie ein offenes Feuer auf meinen Kopf und meine Schultern herab; doch plötzlich durchfuhr ein eisiger Schauder meinen Körper. Ich hatte das Geräusch erkannt; es war das Heulen eines Hundes.
    Ich schüttelte Cyrus’ Arm ab und rannte los. »Emerson!« rief ich. »Bleiben Sie weg da! Emerson, keinen Schritt weiter!«
    Mit einem Blick auf mich setzte er seinen Weg fort. Obwohl Emerson es verabscheute, zarte Gefühle zur Schau zu stellen, liebt er Tiere ebenso wie ich. Zwar zeichnen sich seine Bemühungen zum Schutz mißhandelter und gefährdeter Kreaturen nie durch

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