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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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meinen Tod zu bedeuten.
    Vorsichtig zog Emerson mir den Strumpf aus und nahm meinen nackten Fuß in die Hand.
    Es gehört sich nicht, eitel wegen seines Aussehens zu sein, und der Himmel weiß, daß ich dazu auch wenig Grund hatte. Doch im vertraulichen Rahmen dieser Zeilen gestehe ich, daß ich meine Füße immer für ziemlich hübsch gehalten habe. Sie waren klein und schmal mit hohem Rist und sind von keinem geringeren Fachmann als Emerson selbst gelobt worden. Nun musterte er eindringlich nicht besagtes Körperteil, sondern den kleinen Kratzer an meinem Knöchel. Die Haut war kaum verletzt worden. Nur ein paar winzige Blutstropfen traten aus.
    Eine Weile sagte niemand ein Wort. Dann verkündete Abdullah: »Das Feuer brennt, Vater der Flüche.« Er streckte die Hand aus, und ich glaube, daß sie ein wenig zitterte.
    Emerson gab ihm das Messer.
    Wenn Ramses dabei gewesen wäre, hätte er sicherlich schon losgeredet. Da Kevin fast ebenso geschwätzig war wie mein Sohn, überraschte es mich nicht, daß er als erster das Schweigen brach. »Es ist doch nur ein Kratzerchen. Vielleicht war der Hund ja nicht tollwütig. Vielleicht …«
    »Wenn niemand dafür sorgt, daß dieser irische Idiot sofort den Mund hält, prügle ich ihn windelweich«, drohte Emerson.
    »Wir dürfen kein Risiko eingehen, Kevin«, sagte ich. »Ich setze mich jetzt auf und …«
    »Sie werden liegenbleiben«, meinte Emerson ruhig. »Vandergelt, machen Sie sich nützlich. Schieben Sie Ihren Rucksack unter ihren Kopf und schauen Sie, ob Sie eine Flasche Brandy auftreiben können.«
    »Ich habe immer eine Taschenflasche voll Brandy bei mir«, sagte ich und tastete nach meinem Gürtel. »Nur zu medizinischen Zwecken natürlich. In der anderen Flasche ist Wasser.«
    Emerson nahm mir den Flachmann ab und schraubte ihn auf. Ich kippte den Inhalt herunter wie ein Gewohnheitstrinker, denn unnötiges Martyrium vermeide ich gern. Ich wünschte nur, ich könnte genug von dem entsetzlichen Zeug hinunterbekommen, damit ich rasch sturzbetrunken wurde und das Bewußtsein verlor. Aber ich wußte, wenn ich zu schnell trank, würde mir nur übel werden.
    Doch Übelkeit, Vollrausch und Schmerzen waren dem Tod vorzuziehen. Ich wußte, daß Tollwut unweigerlich tödlich endet, und ich konnte mir keine unangenehmere Art zu sterben vorstellen.
    Als Abdullah zurückkehrte, drehte sich schon alles in meinem Kopf, und ich war froh, mich an die Kopfstütze lehnen zu können, die Cyrus mir untergeschoben hatte. Er kniete neben mir nieder; in seinem Gesicht waren Mitleid und Sorge zu lesen, und er nahm meine Hand. Die Messerklinge glühte rot wie eine Kirsche. Abdullah wickelte einen Lappen um das Heft und reichte Emerson die Waffe.
    Selbstverständlich war es ein höchst unangenehmes Gefühl. Merkwürdigerweise störte mich das Zischen und der Geruch des verbrannten Fleisches am meisten. Jemand schrie auf. Aller Wahrscheinlichkeit nach war ich es selbst.
    Als ich wieder zur Besinnung kam, spürte ich, daß jemand mich im Arm hielt. Es war nicht Emerson. Ich blinzelte, bis ich wieder klar sehen konnte, und stellte fest, daß er sich abgewandt hatte.
    »Es ist vorbei, liebste Amelia«, meinte Cyrus und drückte mich an sich. »Sie sind gerettet, Gott sei gepriesen.«
    »Großartig«, sagte ich und fiel erneut in Ohnmacht.
    Beim nächsten Erwachen brauchte ich nicht aufzublicken, um zu wissen, wer mich nun in seinen Armen trug. Ich mußte einige Zeit bewußtlos gewesen sein, denn als ich die Augen aufschlug, sah ich vor mir Palmwedel. Ein Huhn flog gackernd auf. Emerson mußte es mit dem Fuß beiseite gestoßen haben. Das sah ihm gar nicht ähnlich; für gewöhnlich stieg er über sie hinweg.
    »Sind Sie wieder wach?« fragte er, als ich mich schwach regte. »Darf ich der erste sein, der Sie dazu beglückwünscht, sich wie eine ganze Frau verhalten zu haben?«
    Ich wandte den Kopf und sah ihn an. Der Schweiß war ihm die Wangen hinabgelaufen und hatte in dem Staub, der sein Gesicht bedeckte, Spuren hinterlassen. »Sie können mich jetzt absetzen«, sagte ich. »Ich gehe zu Fuß.«
    »Seien Sie doch nicht albern, Peabody«, lautete die barsche Antwort.
    »Darf ich Sie tragen?« flehte Cyrus, der wie immer nicht von meiner Seite wich.
    »Nicht nötig. Wir sind fast da.«
    »Wie fühlen Sie sich, meine Liebe?« fragte Cyrus.
    »Es geht«, murmelte ich. »Eigentlich gut, aber ein wenig merkwürdig. Es ist, als gehöre mein Kopf nicht zu meinem restlichen Körper. Passen Sie auf, daß

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