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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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keinen Aufschub. Bei derartigen Verletzungen zählt jede Sekunde. Wenn die Krankheitserreger in die Blutbahn gelangen … Nun, denken wir nicht mehr daran. Der Hund wurde mit voller Absicht mißhandelt und dann in das Haus gesperrt, um unser Eintreffen zu erwarten. Wer wußte, daß wir diesen Weg nehmen würden?«
    »Wahrscheinlich jeder«, sagte Charlie. »Heute ist Ruhetag; wir haben angenommen …«
    »Sehr richtig«, meinte ich. »Es führt zu nichts, in dieser Richtung Nachforschungen anzustellen. Der Schurke muß der Ansicht gewesen sein, daß es einen Versuch wert war. Schließlich hatte er nichts zu verlieren als einen armen Hund. Gott sei Dank sind wir rechtzeitig gekommen! Er ist von seinen Leiden erlöst.«
    »Es sieht Ihnen ähnlich, es so zu betrachten«, murmelte Cyrus und nahm meine Hand.
    »Hmmm«, brummte Emerson. »Sie sollten sich lieber einmal ausmalen, was geschehen wäre, hätte Abdullah den Hund nicht untersucht.«
    »Wir hätten viele Tage und Wochen lang in quälender Ungewißheit geschwebt«, wandte Kevin nüchtern ein. »Selbst Ausbrennen muß nicht unbedingt …«
    »Nein, nein«, widersprach Emerson ungeduldig. »Der Angreifer war sicherlich nicht an Ihrem Mitgefühl interessiert, O’Connell. Was hoffte er durch diese Tat zu gewinnen?«
    »Die vergnügliche Vorstellung, daß Sie sich ausmalen, wie Sie sich in den gräßlichen Zuckungen der Tollwut winden«, schlug ich vor. »In grauenhaften Erstickungsanfällen, Starrkrämpfen, schweren Depressionen, Erregung …«
    Emerson bedachte mich mit einem tadelnden Blick. »Sie sind genauso schlimm wie O’Connell. Schließlich wurden Sie doch von dem Hund angegriffen, nicht ich.«
    »Aber eigentlich sollten Sie das Opfer sein«, beharrte ich.
    »Immer stürmen Sie uns voran, weshalb Sie die Schreie des armen Tieres auch als erster hörten. Jeder, der Ihren Charakter kennt, weiß, wie Sie in einem solchen Fall unweigerlich reagieren …«
    »Das gleiche gilt für Sie.« Emerson sah mich eindringlich an. »Sie sind gerannt wie von wilden Furien gehetzt, Peabody. Woher wußten Sie, daß der Hund gefährlich war?«
    Ich hatte gehofft, er würde sich darüber keine Gedanken machen. »Seien Sie nicht albern«, gab ich zurück, wobei ich mir Mühe gab, verärgert zu wirken. »Ich habe mir keine Sorgen des Hundes wegen gemacht. Ich fürchtete nur, man habe ihn als Mittel eingesetzt, um Sie in eine Falle zu locken, mehr nicht. Schließlich stürzen Sie sich immer Hals über Kopf in jede Gefahr …«
    »Und was ist mit Ihnen?« sagte Emerson. »Ich nehme an, Sie sind gestolpert und versehentlich gegen mich gestoßen.«
    »Genau«, erwiderte ich in meinem würdevollsten Tonfall.
    »Hmmm«, brummte Emerson. »Es spielt ja auch keine Rolle, welcher von uns beiden das Opfer sein sollte. Was hätten wir getan, wenn der Hund wirklich tollwütig gewesen wäre?«
    Cyrus umfaßte fester meine Hand. »Ich hätte selbstverständlich einen Zug gemietet und sie sofort nach Kairo gebracht. In den dortigen Krankenhäusern ist man gewiß mit Pasteurs Methode vertraut.«
    »Sehr gut, Vandergelt«, meinte Emerson. »Und irgendwo unterwegs hätte Sie eine Gruppe gütiger Fremder sicherlich von Ihrem Schützling befreit. Außer … ach, verdammt!« Mit weit aufgerissenen Augen sprang er hoch. »Was bin ich doch für ein Vollidiot!« Und mit diesen Worten stürmte er aus dem Salon; die Tür schwang in den Scharnieren.
    »Ach, verdammt!« wiederholte ich mit ebensolcher Heftigkeit. »Folgen Sie ihm, Cyrus! Zur Hölle mit meinen Röcken, meinem Fuß und meinen Knien … Beeilen Sie sich!«
    Wenn ich diesen Ton anschlage, wagt selten nur jemand, sich ungehorsam zu zeigen (falls es doch dazu kommt, ist es für gewöhnlich Ramses). Cyrus warf mir einen erstaunten Blick zu und lief Emerson nach. Charles sah René an. René sah Charles an. Dann zuckte Charles die Achseln. Gleichzeitig standen sie auf und verließen den Salon.
    Unentschlossen stand Kevin mit einem Fuß im Raum auf der Schwelle. »Wohin will er?«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Ich kann nur annehmen, daß er sich an einen Ort begibt, von dem er sich besser fernhalten sollte – zumindest solange er allein und ohne Bewachung ist. Kevin, Sie können sich wieder setzen. Sie würden ihn sowieso nicht mehr einholen, falls das Ihre Absicht war.«
    Kevin machte ein gekränktes Gesicht. Noch ehe er eine Erklärung hinsichtlich seiner Tapferkeit und seiner Kampflust abgeben konnte, stürzte Bertha auf ihn zu und

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