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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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er nicht wegfliegt, Cyrus. Er ist so nützlich. Worauf soll man sonst den Hut setzen?«
    »Sie phantasiert«, sagte Cyrus besorgt.
    »Sie ist sturzbetrunken«, widersprach Emerson. »Ein interessantes Gefühl, nicht war, Peabody?«
    »Ja, wirklich. Ich hatte es mir nicht so vorgestellt.«
    Ich wollte schon weitersprechen und einige der Symptome schildern, die ich eben durchlebte, als ich das Geräusch laufender Füße hörte. »Emerson!« rief eine Stimme. »O Vater der Flüche, warte auf mich! Alles ist gut. Der Hund war nicht tollwütig. Sie ist gerettet, sie wird nicht sterben!«
    Emersons Arme umschlossen mich wie ein Schraubstock und ließen dann wieder locker. Als er sich umwandte, sah ich Abdullah, der auf uns zurannte und mit den Armen ruderte. Er grinste übers ganze Gesicht, und alle paar Schritte vollführte er einen albernen kleinen Luftsprung wie ein hüpfendes Kind.
    Wir hatten den Dorfplatz erreicht. Die Prozession, die uns von den Feldern aus gefolgt war – Männer, Frauen, Kinder, Hühner und Ziegen –, umringte uns nun. Das Leben in diesen Dörfern ist sehr langweilig, weshalb jedes Ereignis sofort zu einem Menschenauflauf führt. »Also, was ist?« fragte Emerson ruhig, als sein Vorarbeiter ihn keuchend eingeholt hatte.
    »Jemand hatte ihm einen Stock zwischen die Kiefer geklemmt, um sein Maul offenzuhalten«, japste Abdullah. »Die Splitter sind tief eingedrungen, als der Stock zerbrochen ist. Und das hier«, er hielt das schmutzige, blutverkrustete Stück einer zerschlissenen Schnur hoch, »war eng um seinen …«
    »Schon gut«, unterbrach Emerson mit einem Blick auf mich.
    »Wie entsetzlich!« rief ich aus. »Das arme Tier! Wenn ich diesen Schurken in die Finger bekomme, werde ich … ach, du meine Güte, mir ist auf einmal so seltsam. Wahrscheinlich hat mich die Wut … Emerson, am besten lassen Sie mich rasch hinunter.«
    *
    Obwohl ich mich danach um einiges besser fühlte, stellte ich zu meinem Bedauern fest, daß ich nicht aufrecht stehen konnte. Allerdings war es nicht mein Fuß, der mich daran hinderte, obwohl er höllisch schmerzte, sondern meine Knie, die stets in seltsamen Winkeln unter mir zusammensackten. Ich hätte nie gedacht, daß die anatomische Bauweise des Knies solche Verrenkungen überhaupt ermöglicht.
    »Die Erfahrung war nicht so angenehm, wie Sie gedacht haben, oder?« meinte Emerson. »Und das Schlimmste kommt erst noch. Wenn Sie jetzt schon glauben, Kopfschmerzen zu haben, warten Sie erst mal morgen ab.«
    Er sah so hübsch aus. Seine Augen schimmerten blau und blickten mich amüsiert und spöttisch an, sein Haar war in feuchten Wellen aus der Stirn zurückgestrichen, und seine stattliche Gestalt steckte in sauberen, allerdings zerknitterten Kleidern. Ich konnte ihm nicht einmal wegen des Spotts böse sein. Jemand hatte seinen schmutzigen Verband gewechselt. Wahrscheinlich Bertha. Sie versorgte mich so geschickt und sanft wie eine gelernte Krankenschwester, half mir beim Ausziehen meiner schmutzigen Kleider – denn meine Hände erfüllten ihren Dienst nicht besser als meine Knie – und unterstützte mich bei den anderen Verrichtungen meiner Toilette. Cyrus wartete draußen, um mich in den Salon zu tragen, wo wir uns alle versammelt hatten. Wir stärkten unsere inzwischen gesäuberten Körper und boten mittlerweile ein weitaus ansehnlicheres Bild als die Horde erschöpfter, schmutziger und aufgeregter Gestalten, die vorhin an Bord getaumelt war.
    Ich strich meine Röcke glatt, machte es mir auf dem Diwan bequem und gestattete Cyrus, meinen Fuß auf einen Stuhl zu legen. »Ihren kleinen Spaß werden Sie noch haben, Emerson«, sagte ich. »Mir geht es ausgezeichnet. Aber ich muß zugeben, ich bin erleichtert, daß ich nicht an Tollwut erkranken werde. Wenn ich nur daran denke, welchen Mut Abdullah bewiesen hat, als er den armen Hund untersuchte. Er hätte sich anstecken können.«
    »Ein Jammer, daß er nicht schon früher daran gedacht hat, sich den Hund aus der Nähe anzusehen«, meinte Cyrus mißbilligend. »Er hätte Ihnen die Schmerzen ersparen können, meine Liebe.«
    »Es war mein Einfall, den Hund zu untersuchen«, warf Emerson ein. »Man kann nicht so einfach herausfinden, wie Sie glauben, ob ein Tier an einem fortgeschrittenen Stadium der Tollwut leidet. Und nur wenige Männer, auch wenn sie noch so hartgesotten sind, hätten gewagt, die Leiche zu berühren. Wie dem auch sei, ich bin nicht sofort auf die Idee gekommen, und das Ausbrennen der Wunde duldete

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