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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Antrieb spitzer oder explosiver Geschosse zu tun. Wahrscheinlich war es ein Glück, daß sich in meiner Kabine kein Whiskey befand und mein Fuß zu sehr schmerzte, um die weite Strecke bis zum Salon zurückzulegen. Wie Cyrus begriff auch ich allmählich, warum ein Mensch zum Trinker werden kann.
    Ich zwang mich, weiterzulesen, und fragte mich, wann Ramses – wenn überhaupt – endlich auf den Punkt kommen würde.
    Ich muß gestehen – da Aufrichtigkeit zu den Tugenden zählt, die Mama mir stets beizubringen versucht hat (obgleich ich zuweilen vermute, daß sie eher schadet als nützt) –, daß ich nicht der alleinige Urheber des Plans bin, der, wie ich hoffe, zu einer Lösung unserer gegenwärtigen Schwierigkeiten führt. Die Anregung hierzu kam von unerwarteter Quelle. In den letzten Wochen bin ich mehreren solchen unerwarteten Quellen begegnet, und ich hoffe, ich bin von meinen Vorurteilen auf der ganzen Linie geheilt, obwohl ich mich, wie ich bereits schrieb, darauf freue, dieses fesselnde Thema zu späterer Zeit mit Euch zu erörtern.
    Doch erlaubt mir, Mama zu Gefallen, das Ereignis in der richtigen Reihenfolge zu schildern.
    Dank Tante Evelyns freundlicher Fürsprache wurde mein Zimmerarrest nach vierundzwanzig Stunden aufgehoben. Nachdem ich meine Freiheit wiedererlangt hatte, wußte ich nicht so recht, was ich mit mir anfangen sollte. Die Jungen gehen, wie Ihr wißt, zur Schule. Nefret las 'Stolz und Vorurteil' und war ganz gefesselt von der Geschichte, die ich schon immer als ziemlich albern empfunden habe. Die Damen, die ich kenne, gleichen denen im Buch beschriebenen in keiner Weise. Die kleine Amelia bot mir freundlicherweise an, mit ihr Backgammon zu spielen, doch mir war nicht nach der Gesellschaft eines Kindes zumute. (Keine Sorge, Mama, ich war sehr höflich zu ihr. Ich würde um nichts in der Welt die Gefühle dieses lieben Mädchens verletzen.)
    Normalerweise hätte ich mich in die Bibliothek begeben, um meine Studien der ägyptischen Grammatik fortzuführen, doch ich hielt es für klüger, Onkel Walter eine Weile aus dem Weg zu gehen. Also lenkte ich meine Schritte in Tante Evelyns Wohnzimmer, mit der Absicht, genauer zu erkunden (auf die taktvollste Weise, was ich wohl nicht eigens zu erwähnen brauche), zu welchem Zweck sie denn eigentlich einen großen schwarzen Sonnenschirm besaß.
    Doch dort war sie nicht, statt dessen räumte Rose gerade das Zimmer auf. Ich bot ihr an, beim Staubwischen zu helfen, sie lehnte aber ganz entschieden ab. Allerdings hatte sie nichts gegen ein Gespräch einzuwenden.
    Die aufregenden Ereignisse der vorletzten Nacht beschäftigten uns beide natürlich am meisten. Ich hatte Rose bereits alles darüber erzählt, doch sie bat mich, es zu wiederholen, was ich gerne tat. (Auch sie wußte nicht, warum Tante Evelyn den Sonnenschirm besaß, und weigerte sich, darüber Vermutungen anzustellen.)
    Das Thema, auf das sie immer wieder zu sprechen kam, war Ellis’ verwerfliches Betragen. Sie kommt mit Ellis nicht aus; ich glaube, das habe ich Euch bereits mitgeteilt. Ellis ist ein gutes Stück jünger als Rose. Sie ist auch schlanker als Rose und hat flachsblondes Haar. Ich weiß nicht, was – wenn überhaupt – diese Merkmale damit zu tun haben, daß Rose mit Ellis nicht zurechtkommt. Meine Beschreibung soll als bloße Feststellung der Tatsachen dienen.
    »Was kann man auch von ihr anderes erwarten«, sagte Rose und rümpfte dabei die Nase. »Ich habe Miss Evelyn gesagt, daß es mit ihr nicht gutgehen würde. Diese Sorte Mensch kenne ich.«
    »Welche Sorte meinen Sie?« wollte ich wissen. Bevor sie antworten konnte – wenn sie das überhaupt vorgehabt hatte –, kam Tante Evelyn herein. Sie bat mich, ich sollte mich zu ihr aufs Sofa setzen – dieser Bitte kam ich gerne nach –, und holte ihr Stickzeug hervor. Es berührte mich seltsam, als ich sie so dasitzen sah, so ordentlich und ruhig wie eine Dame auf einem Gemälde, während ich mich noch an die grimmige Walküre der vorvergangenen Nacht erinnerte.
    »Laßt euch nicht in eurem Gespräch stören«, sagte sie mit ihrer sanften Stimme. »Ich weiß, daß ihr beiden euch gerne miteinander unterhaltet; bitte fahrt fort, als wäre ich gar nicht anwesend.«
    »Wir sprachen gerade über Ellis«, sagte ich. »Rose weiß, zu welcher Sorte Mensch sie gehört. Ich wollte von ihr wissen, welche Sorte sie meinte.«
    Rose lief puterrot an und begann, energisch den Teetisch zu wienern.
    »Rose, Rose«, sagte Tante Evelyn sanft.

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