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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Es tut mir leid, Peabody, wenn ich dir weh getan habe.«
    Seine Muskeln entspannten sich. Ich lehnte mich an ihn und versuchte, selbst wieder zu Atem zu kommen. Meine Hände fühlten sich an, als hätte man sie in einem Schraubstock gequetscht, doch ich verspürte eine seltsame, unerklärliche Erregung. »Keine Sorge, mein Liebling. Ich weiß, daß du es nicht so gemeint hast.«
    Die Stille draußen hielt nicht an. Die Stimme, die sie durchbrach, hatte ich am allerwenigsten erwartet – eine kühne, furchtlose, offizielle Stimme – die Stimme eines Mannes, der in fehlerhaftem Arabisch barsch Befehle erteilte.
    »Wieder ein Trick!« rief ich aus.
    »Ich glaube nicht«, sagte Emerson und lauschte. »Der Kerl muß Engländer sein, kein Ägypter spricht seine eigene Sprache so miserabel. Habe ich deine Erlaubnis, die Tür einen Spaltbreit zu öffnen, Peabody?«
    Er wurde sarkastisch. Weil ich wußte, daß er es sowieso tun würde, stimmte ich zu.
    Im Vergleich zu der Dunkelheit von vorhin war die Straße nun von Laternen und Fackeln hell erleuchtet. Sie wurden von Männern gehalten, deren ordentliche Uniformen keinen Zweifel an ihrer Identität ließen. Einer von ihnen kam auf uns zu. Emerson hatte recht gehabt: Sein rotwangiges Gesicht verriet ihn als Landsmann, und angesichts seiner straffen Haltung und seines prächtigen Schnurrbarts war er eindeutig als Angehöriger des Militärs zu erkennen.
    »Haben Sie geschrien, Madam?« fragte er, wobei er höflich seine Mütze zog. »Ich hoffe, Sie und der Gentleman sind unverletzt?«
    »Ich habe nicht geschrien; doch dank Ihnen und Ihren Männern sind wir unverletzt geblieben.«
    »Hmmm«, meinte Emerson. »Was machen Sie in diesem Teil der Stadt, Captain?«
    »Ich erfülle hier meine Pflicht, Sir«, lautete die steife Antwort. »Ich diene der Polizei von Kairo als Berater. Eigentlich hätte ich wohl eher Grund, Ihnen diese Frage zu stellen.«
    Emerson antwortete, daß wir vorgehabt hatten, einer Einladung zu folgen. Nicht an seinen Worten, sondern an den geschürzten Lippen und hochgezogenen Augenbrauen des jungen Mannes konnte man erkennen, daß er diese Antwort für unglaubwürdig hielt. Offenbar wußte er nicht, wer wir waren.
    Er bot uns an, uns zu unserer Kutsche zu eskortieren.
    »Nicht nötig«, sagte Emerson. »Offenbar haben Sie uns den Weg freigemacht, Sir. Nirgendwo ein Verletzter zu sehen. Haben Sie sie alle ausreißen lassen?«
    »Wir haben ihnen nicht nachgesetzt«, lautete die herablassende Antwort. »Die Gefängnisse sind bereits überfüllt mit solchem Gesindel, und wir hatten keine Handhabe gegen sie.«
    »Schreien in der Öffentlichkeit«, schlug Emerson vor.
    Der Bursche hatte immerhin Sinn für Humor, seine Lippen zuckten, doch er entgegnete ernst: »Es muß einer dieser Schurken gewesen sein, der so geschrien hat, wenn es die Dame nicht gewesen war. Sie wurden also nicht angegriffen?«
    »Wir können diesen Männern nichts vorwerfen«, gab ich zu. »Sie, Captain, könnten vielmehr uns festnehmen, denn wir haben uns gewaltsam Zutritt zu diesem Haus verschafft und die Tür aufgebrochen.«
    Der Offizier lächelte höflich. Emerson holte eine Handvoll Münzen aus seiner Tasche und schüttete sie auf den Tisch. »Das sollte alle Klagen wegen der aufgebrochenen Tür zum Verstummen bringen. Los jetzt, Liebling, wir kommen zu spät zu unserer Verabredung.«
    Wir hatten an dem Springbrunnen die falsche Richtung eingeschlagen. Der Besitzer des Cafés kannte das Haus von Mr. McKenzie sehr gut; es war ganz in der Nähe. Aber eigentlich war ich nicht weiter überrascht, als ein Diener uns mitteilte, Mr. McKenzie erwarte an diesem Abend keine Gäste. Er habe sich bereits zu Bett begeben. Denn er sei, wie der Diener vorwurfsvoll meinte, ein sehr alter Mann.
5. Kapitel
    »Männer sind wahrhaft schwache Geschöpfe; man kann nicht erwarten, daß sie die Unerschütterlichkeit von Frauen an den Tag legen.«
    »Nicht so alt, daß er vergessen hätte, wo er wohnt«, bemerkte Emerson. »Die Wegbeschreibung ist eindeutig. Beim Brunnen links.«
    Er warf das zusammengeknüllte Stück Papier auf den Frühstückstisch. Es fiel ins Sahnekännchen, und bis ich es wieder herausgefischt hatte, war die Schrift so verlaufen, daß man sie nicht mehr entziffern konnte.
    »Ich muß dir wohl glauben«, sagte ich und legte den feuchten Klumpen auf eine saubere Untertasse. »Und ich behaupte auch nicht, daß selbst ein junger Mann Opfer einer vorübergehenden Gedächtnislücke oder eines

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