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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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scherzhaften Bedauerns suchte Mr. Vincey das Zimmer ab. »Wohin ist er wohl jetzt wieder verschwunden? Offenbar ist er fest dazu entschlossen, mich bei Ihnen zu blamieren, Mrs. Emerson. Ich versichere Ihnen, er hat so etwas noch nie getan. Bitte entschuldigen Sie …« Er spitzte die Lippen und stieß einen schrillen Pfeifton aus.
    Prompt kam der Kater unter dem Frühstückstisch hervor. Er wich Mr. Vinceys ausgestreckter Hand aus und sprang mir auf den Schoß, wo er sich niederließ und zu schnurren anfing. Ganz offensichtlich war jeder Versuch, ihn ohne Beschädigung meines Rockes zu entfernen, zum Scheitern verurteilt, denn Mr. Vinceys erster Anlauf führte nur zu einem tiefen Knurren und dazu, daß Anubis die Krallen leicht, aber doch spürbar in den Stoff bohrte. Dann kratzte sich der Kater hinter dem Ohr, lockerte seinen Griff, legte den Kopf in den Nacken und gab ein dröhnendes Schnurren von sich.
    »Dieses Geschöpf beweist einen ausgezeichneten Geschmack«, meinte Emerson spöttisch.
    »Ich habe noch nie erlebt, daß er sich so benimmt«, murmelte Mr. Vincey entgeistert. »Ich frage mich fast, ob es kühn wäre, Sie um einen Gefallen zu bitten.«
    »Wir adoptieren keine Tiere mehr«, verkündete Emerson mit Nachdruck. Er kitzelte den Kater unter dem Kinn. Der Kater leckte ihm die Finger ab. »Unter gar keinen Umständen«, fuhr Emerson fort. Der Kater rieb den Kopf an seiner Hand.
    »Oh, ich würde mich nie von meinem treuen Freund trennen!« rief Vincey aus. »Aber ich bin im Begriff, Ägypten zu verlassen – eine kurze Reise nach Damaskus, wo ein Freund meines Beistandes in einer persönlichen Angelegenheit bedarf. Ich habe mich gefragt, wo ich Anubis vorübergehend unterbringen könnte. Ich habe nicht so viele Freunde, an die ich ein solches Ansinnen richten kann.«
    In dieser letzten Bemerkung lag kein Selbstmitleid, nur männliche Tapferkeit. Sie bewegte mich. Auch Eitelkeit trug ihren Teil zu meiner Antwort bei, denn von einer Katze akzeptiert zu werden, ist ein großes Kompliment.
    »Könnten wir Anubis nicht ein paar Wochen lang in Pflege nehmen, Emerson? Ich stelle fest, daß ich Bastet mehr vermisse als erwartet.«
    »Unmöglich«, verkündete Emerson. »Wir werden Kairo bald verlassen. Wir können doch schlecht mit einer Katze nach Luxor fahren.«
    Nachdem die Angelegenheit geregelt war, erhob der Kater keinen Einspruch mehr, als man ihn von meinem Schoß entfernte. Es war fast, als verstehe und billige er das Arrangement. Mr. Vincey wollte am nächsten Tag abreisen; er versprach, Anubis am Vormittag bei uns abzuliefern. So geschah es auch, und am Abend nahmen Emerson, ich und der Kater den Nachtzug nach Luxor.
    Der Kater machte uns keine Schwierigkeiten. Er saß kerzengerade auf dem gegenüberliegenden Sitz und sah aus dem Fenster wie ein höflicher Mitreisender, der so tat, als wollte er unser Gespräch nicht belauschen. Allerdings war dieses Gespräch nicht so frei von Spannungen, wie es hätte sein sollen, was, wie ich zugebe, an mir lag. Ich war gereizt. Das hatte nichts mit der Überraschung am Bahnhof zu tun, die darin bestand, daß Emerson Abdullah und Daoud eingeladen hatten, uns zu begleiten. Unser erfahrener Vorarbeiter würde uns eine große Hilfe sein; besonders in Luxor, wo er geboren war und immer noch zahlreiche Verwandte hatte. Es gab also keinen vernünftigen Grund, warum ich etwas gegen Abdullahs Anwesenheit hätten haben sollen. Nachdem er und Daoud uns mit unserem Gepäck zur Hand gegangen waren, verabschiedeten sie sich, um ihre Plätze zu suchen. »Ich verstehe nicht, warum du es so eilig hattest abzureisen«, sagte ich. »Mr. Vandergelt kommt in einigen Tagen in Kairo an; wir hätten warten und gemeinsam mit ihm fahren können.«
    »Das sagtest du bereits, Peabody. Und ich habe geantwortet, daß es für mich keinen Sinn hat, ewig in Kairo herumzusitzen. Vandergelt ist ein hoffnungsloser Filou. Er wird zu sämtlichen Dinnerpartys gehen wollen, um den Damen schöne Augen zu machen. Außerdem fährt er wahrscheinlich auf seinem verdammten Hausboot nach Süden.«
    »Es war nett von ihm, daß er uns angeboten hat, während unseres Aufenthalts in Luxor in seinem Haus zu wohnen.«
    »Es kostet ihn nichts.«
    »Wie undankbar du bist.«
    Und so ging es immer weiter. Sonst geschah nichts von Interesse, selbst nachdem der Schaffner die Betten aufgedeckt hatte, denn die Umgebung eignete sich nicht dafür, eheliche Liebe zu bekunden. Zudem behauptete Emerson, daß der Kater uns

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