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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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unverständlich und/oder bedeutungslos abtun – und setzte die Erörterung fort. »Ich schlage vor, wir fahren direkt nach Luxor, denn ich kann es kaum erwarten, gewisse Gegenstände so schnell wie möglich loszuwerden.«
    »Das ist vernünftig«, stimmte ich zu. »Hast du schon eine Vorstellung, wo wir sie … äh … entdecken könnten?«
    Während des Essens erörterten wir verschiedene Alternativen. Es war noch früh, als wir fertig waren, und so schlug ich einen Spaziergang durch das Muski-Viertel vor.
    »Heute abend gehen wir nicht aus«, erwiderte Emerson.
    »Ich habe etwas anderes im Sinn, was dich hoffentlich erfreuen wird.«
    Es erfreute mich. Doch als Emerson seine gewohnte Schlafstellung einnahm – flach auf dem Rücken, die Arme vor der Brust gekreuzt, wie eine Statue der Osiris –, mußte ich daran denken, wie es früher einmal gewesen war. Damals hatte ihn mein Anblick, wenn ich aus dem Bad stieg, zu Vergleichen mit Aphrodite beflügelt. Heute nachmittag hatte er mir einfach nur ein Handtuch gereicht.
    *
    Die einzige Einladung, die Emerson nicht weggeworfen hatte, war die von Mr. George McKenzie. Er gehörte zu jener Sorte Exzentriker, die in den Anfangsjahren der Archäologie weitaus häufiger vorgekommen waren als heutzutage: Es handelte sich um begabte Amateure, die ohne Einschränkung durch staatliche Vorschriften Ausgrabungen durchgeführt und Ägyptologie studiert hatten. Einige von ihnen hatten trotz ihres Mangels an formaler Ausbildung bewundernswerte Arbeit geleistet, und McKenzies dickes dreibändiges Werk über die altägyptische Kultur war eine unschätzbare Quelle, denn viele der Reliefs und Inschriften, die er in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts kopiert hatte, waren inzwischen für immer verschwunden. Mittlerweile war er ein sehr alter Mann, der selten Einladungen aussprach oder annahm. Selbst Emerson gab zu, daß das eine schmeichelhafte Geste und eine Gelegenheit war, die wir nicht versäumen sollten.
    Er weigerte sich zwar, Abendgarderobe anzuziehen, doch in seinem Gehrock und den dazu passenden Hosen sah er sehr stattlich aus. Ich trug mein zweitbestes Kleid aus Silberbrokat, das mit roten Rosen besetzt und an der Brust und an den Aufschlägen der bis zum Ellbogen reichenden Tüllärmel mit Silbertressen verziert war. Ich hoffe, man bezichtigt mich nicht der Eitelkeit, wenn ich sage, daß alle Köpfe sich nach uns umdrehten, als wir auf dem Weg zur wartenden Kutsche die Terrasse überquerten. Ein großartiger Sonnenuntergang überzog den westlichen Himmel; die Kuppeln und Minarette von Kairo schwammen in einem träumerischen Dunst.
    Unser Ziel war Alt-Kairo – die mittelalterliche Stadt mit den hübschen vierstöckigen Häusern und Palästen, von denen aus die grausamen Mamelucken-Krieger die Stadt tyrannisiert hatten. Viele Gebäude waren inzwischen verfallen und wurden nun von den ärmeren Schichten bewohnt, ganze Familien hausten in nur einem Raum; die fein gearbeiteten, geschwungenen Gitterfenster, die die Schönheiten des Harems vor begehrlichen Blicken verborgen hatten, waren abgerissen worden, und die frischgewaschenen Galabiyas der Armen hingen trostlos von den verfallenden Läden der Fensternischen. Man sagte, daß McKenzies Haus dem Sultan Kait Bey gehört habe; seine ursprüngliche Architektur sei gut erhalten. Ich freute mich darauf, es zu sehen.
    In Alt-Kairo gibt es weder Straßenschilder noch Hausnummern. Schließlich brachte der Kutscher seine Pferde zum Stehen und gestand, er habe sich, was ich schon eine ganze Weile vermutet hatte, heillos verfahren. Als Emerson in Richtung einer Straße deutete oder besser gesagt auf einen Durchgang zwischen zwei Häusern in der Nähe, erklärte der Kutscher, dorthin könne er nicht fahren. Er kenne diese Straße, sie werde zunehmend enger, so daß nicht genügend Platz vorhanden sein, um die Pferde zu wenden.
    »Dann warte hier auf uns«, sagte Emerson. Als er mir aus der Kutsche half, konnte er sich eine Bemerkung nicht verkneifen: »Ich habe dir doch gesagt, du sollst diesen Rock nicht anziehen, Peabody. Ich ahnte schon, daß wir einen Teil des Wegs zu Fuß gehen müssen.«
    »Und warum hast du das nicht gesagt?« wollte ich wissen. Ich raffte meinen Rock. »Du bist doch schon einmal hier gewesen, oder?«
    »Vor ein paar Jahren.« Emerson reichte mir seinen Arm, und wir zogen los. »Dort hinunter, glaube ich. McKenzie hat zwar eine Wegbeschreibung mitgeschickt, aber sie war nicht … Ah ja, hier ist der

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