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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Schreibfehlers werden kann. Daß wir durch das Abbiegen in die falsche Richtung in einen Hinterhalt geraten sind, beweist eindeutig, daß die irreführende Wegbeschreibung Absicht war. Hast du jemals etwas getan, um Mr. McKenzie zu verärgern?«
    »Ich vermute«, meinte mein Mann und verzog sein schönes Gesicht zu einer scheußlich finsteren Grimasse, »daß du versuchst, witzig zu sein, Amelia. Die Einladung kam nicht von Mr. McKenzie.«
    Er hatte die Frage zwar nicht beantwortet, aber man konnte mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daß er Mr. McKenzie irgendwann einmal verärgert hatte, denn es gab nur wenige Menschen, denen er noch nie auf den Schlips getreten war. Allerdings schien diese Vergeltungsmaßnahme doch ein wenig übertrieben.
    »Woher weißt du, daß sie nicht von ihm stammt?« »Ich weiß es nicht«, gab Emerson zu. »Ich habe heute morgen jemanden losgeschickt, um es nachzuprüfen, aber der Bote ist noch nicht zurückgekehrt.«
    »Er wird es sowieso ableugnen.«
    »Stimmt.« Wie eine nachdenkliche Sphinx musterte Emerson das Brötchen, das er gerade mit Butter bestrich. »Über McKenzie erzählt man sich seltsame Geschichten. Sein Alter hat ihm einen respektablen Anstrich verliehen, den er nicht immer verdient hat. In seiner Jugend stolzierte er in türkischer Tracht umher – in seidenen Gewändern und mit einem riesigen Turban –, und es heißt, er habe sich auch in … äh … anderer Hinsicht wie ein Türke verhalten.«
    Ich wußte, daß er damit auf Frauen anspielte. Emerson ist übertrieben schamhaft in solchen Angelegenheiten – wenigstens in meiner Gegenwart. Ich hatte Grund zu dem Verdacht, daß er sich in einer reinen Männerrunde oder auch in Gegenwart gewisser Damen nicht so zurückhielt.
    »Hat er sich einen Harem gehalten?« fragte ich neugierig.
    »Nun ja«, Emerson machte ein betretenes Gesicht. »In jenen Jahren war es für ungestüme junge Männer nicht unüblich, manche Sitten einer ihnen fremden Kultur zu übernehmen. In der Anfangszeit hatten die Archäologen ebensowenig Skrupel im Umgang mit Altertümern wie mit … äh … anderen Dingen. McKenzies private Antikensammlung soll …«
    »Soweit ich weiß, war er nie verheiratet«, meinte ich. »Vielleicht zog es ihn ja nicht zu Frauen hin. Es gibt da eine türkische Sitte …«
    »Du meine Güte, Peabody!« rief Emerson errötend. »Eine anständige Frau hat von solchen Dingen nichts zu wissen, geschweige denn, davon zu reden. Ich sprach von McKenzies Sammlung.«
    Aber es war mir zu diesem Zeitpunkt nicht vergönnt, mehr über McKenzies Sammlung zu erfahren. Der Safragi erschien und meldete einen Besucher.
    Mr. Vincey und sein Kater kamen zusammen herein. Das riesige, getigerte Tier ging an der Leine neben seinem Herrn her wie ein …, ich hätte fast wie ein wohlerzogener Hund gesagt, doch der Kater hatte nichts von der sklavischen Art eines Hundes an sich. Es sah vielmehr aus, als lehrte er Mr. Vincey, ihn spazierenzuführen, anstatt umgekehrt.
    Ich bot Mr. Vincey Kaffee an, den er annahm, doch als ich für Anubis ein wenig Sahne in eine Untertasse goß, schnupperte der Kater nur verächtlich daran, ehe er sich zu Vinceys Füßen niederließ und seinen Schwanz ordentlich um seinen Leib ringelte. Mr. Vincey entschuldigte sich weitschweifig für das unhöfliche Benehmen seines vierbeinigen Freundes.
    »Katzen sind niemals unhöflich«, meinte ich. »Sie verhalten sich, wie es ihrer Natur entspricht, und das mit einer Offenheit, an der sich Menschen ein Beispiel nehmen sollten. Viele ausgewachsene Katzen mögen keine Milch.«
    »Und dieses Tier macht zweifelsfrei den Eindruck eines Fleischfressers«, fügte Emerson hinzu. Seine Manieren gegenüber Katzen sind besser als gegenüber Menschen. »Nun, Vincey, was können wir für Sie tun? Wir wollten gerade ausgehen.«
    Mr. Vincey erklärte, er sei gekommen, um sich zu erkundigen, wie ich mein unglückliches Abenteuer überstanden hätte. Ich wollte schon antworten, als mich ein Hustenanfall und ein bedeutungsvoller Blick von Emerson daran erinnerten, daß er gewiß den Vorfall auf dem Maskenball meinte, da ihm unser jüngstes Mißgeschick ja unbekannt sein mußte. Ich versicherte ihm, ich sei wohlauf. Emerson fing an, zappelig zu werden, und nach ein paar höflichen Floskeln verstand Mr. Vincey den Wink. Erst als er sich erhob und nach der Leine griff, stellte ich fest, daß die Katze nicht mehr an ihrem anderen Ende hing. Das Halsband baumelte lose herab.
    Mit einem Ausruf

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