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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Prinzessinnen.« Emerson wandte sich um und hielt die Hand vor Augen, um sie vor der Sonne zu schützen. Er betrachtete die Klippen, die das Tal umschlossen, wie die zerbrochenen Wände einer riesigen Schüssel. »Warum sollten sich hier nicht die ursprünglichen Gräber befinden?«
    »Man hat hier noch kein Grab jüngeren Datums entdeckt«, widersprach ich. »Wollten wir nicht behaupten, daß es sich um die Zweitbestattung einiger Mumien handelt, nachdem ihre Gräber von Dieben entweiht worden sind? Die anderen Verstecke lagen in der Nähe von Deir el-Bahari.«
    »Die Zweitbestattungen fanden während der einundzwanzigsten und zweiundzwanzigsten Dynastie statt«, gab Emerson zurück. »Die Kuschiten traten aber erst viel später in Erscheinung. Warum widersprichst du mir ständig? Wir müssen irgend etwas mit den verdammten Dingern anfangen, und wenn dir nichts Besseres einfällt …«
    Die nächsten Stunden verbrachten wir mit dieser anregenden, wenn auch moralisch zweifelhaften Debatte, betrachteten die Steinformationen am Fuße der Klippen und kletterten felsige Abhänge hinauf. Es war entsetzlich heiß, und wir tranken riesige Mengen des kalten Tees, den Daoud mitgebracht hatte. Anubis lehnte sogar das Wasser ab, das wir ebenfalls bei uns hatten, aber dafür gelang es ihm, Abdullah die Tasse aus der Hand zu stoßen, so daß sein Gewand mit Tee durchweicht wurde. Dann lief die Katze los, um allein Erkundungen anzustellen oder, was wahrscheinlicher war, um zu jagen.
    Emerson hatte Kopien der Karte mitgebracht, die Wissenschaftler früherer Tage von diesem Tal angefertigt hatten. Es bereitete ihm einen Heidenspaß, Fehler darauf nachzuweisen. Abdullah und Daoud suchten nach Anzeichen für ein noch unentdecktes Grab. Wie meistens bei der Schatzsuche war es einerseits ziemlich aufregend, aber andererseits hoffnungslos, weil der Fels wie ein Sieb durchlöchert war. Es gibt jedoch Menschen, die einen unheimlichen sechsten Sinn für diese Dinge haben – sei es von Geburt an oder aufgrund von Erfahrung. Belzoni, der elegante italienische Aufschneider, der als einer der ersten im Tal der Könige gearbeitet hatte, verfügte über ein außergewöhnliches Talent, verborgene Grabeingänge zu finden. Er war Hydraulik-Ingenieur und hatte zuerst erkannt, daß die Springfluten, die zu seiner Zeit noch häufiger vorkamen, häufig Senkungen und Bewegungen des Erdreichs sichtbar machten. Abdullah und Daoud waren zwar keine Ingenieure, dafür aber Nachkommen der Meistergrabräuber aus Gurnah, die mehr Gräber entdeckt haben als alle Archäologen zusammengenommen. Jede Höhlung zwischen den Felsen konnte auf ein Grab hinweisen – oder einfach nur eine natürliche Nische sein. Wir untersuchten einige dieser Höhlungen und einen Steinhaufen, der dem ähnelte, den Belzoni in seiner Schilderung der Entdeckung von König Ays Grab in eben diesem Tal beschreibt – alles ohne Ergebnis, womit wir eigentlich auch gerechnet hatten.
    »Sollen wir uns Ays Grab noch einmal ansehen?« fragte Emerson und wies auf eine einsame Öffnung, die oben in der Felswand klaffte.
    »Der Anblick würde mich nur bedrücken. Bei unserem letzten Besuch war es in einem entsetzlichen Zustand, und ich bin mir sicher, daß es seitdem noch mehr verfallen ist. Doch das gilt für jedes Grab und jede historische Stätte in Ägypten. Es ist so schwer zu entscheiden, wo wir ansetzen sollen, es gibt so viel zu tun.«
    Erst als der Sonnenuntergang seine schimmernden Finger nach dem Himmel ausstreckte, machten wir uns auf den Rückweg zum Hause. (Es besaß, wie ich hinzufügen muß, den klangvollen Namen »Haus zur Königspforte«, doch so hieß es nur auf Cyrus’ Briefpapier. Die Europäer nannten es einfach »Vandergelts Haus«, die Ägypter »Schloß des Amerikaners«.)
    Das Haupttal war verlassen; die Touristen und ihre Reiseleiter hatten sich schon zum Pier begeben, wo Boote sie zu ihren Hotels am Ostufer bringen würden. Die Schatten wurden dunkler, und Emerson beschleunigte seinen Schritt. Ich hörte Kiesel klappern und einen unterdrückten arabischen Fluch von Abdullah, der das Wort für Katze enthielt. Daraus schloß ich, daß Anubis der Grund für Abdullahs Stolpern gewesen war. Die braungraue Farbe des Tieres verschmolz mit dem Dämmerlicht, so daß der Kater fast unsichtbar war.
    Er mußte vorausgelaufen sein, denn er erwartete uns auf der Türschwelle. »Siehst du!« rief ich aus. »Meine Methode war also doch erfolgreich.«
    »Hmm«, meinte Emerson. Er hatte

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