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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Grunzen von sich. »Vandergelt ist kein Narr, auch wenn er Amerikaner ist. An diesem Schrank befindet sich ein gutes, solides Schloß. Genau das, was ich zu finden hoffte.«
    Aus der kleinen Reisetasche, die er seit Kairo nicht aus den Augen gelassen hatte, holte er die Schachtel mit den beiden Szeptern, schloß sie sorgfältig ein und steckte den Schlüssel in die Tasche. Aus dem angrenzenden Badezimmer hörte ich Wasser plätschern. Die Diener waren noch dabei, die Wanne zu füllen. Also wickelte ich mich in einen Morgenmantel und setzte mich nieder, um zu warten, bis sie fertig waren. Man hatte uns kühle Getränke und eine Auswahl kleiner Kuchen bereitgestellt. Ich goß mir ein Glas Sodawasser ein.
    »Warum machst du so ein Theater mit diesen Szeptern? Wenn ich gewußt hätte, daß sie dir so viel Kopfzerbrechen bereiten, wie es offenbar der Fall ist, hätte ich gesagt, wir haben sie letzten Frühling in Napata ›entdeckt‹. Schließlich ist das der glaubhafteste Fundort.«
    »Meinst du, ich hätte nicht daran gedacht? Ich bin nicht so dumm, wie du denkst.«
    »Aber Emerson, reg’ dich nicht auf. Ich meinte doch nicht …«
    »Eine solche Entdeckung in Napata hätte jeden Schatzsucher in Afrika auf den Plan gerufen und die Begehrlichkeit der Einheimischen geweckt. Sie hätten die Pyramiden in Einzelteile zerlegt.«
    »Jetzt ist auch nicht mehr viel von ihnen übrig«, stellte ich fest.
    Emerson achtete nicht darauf. Die Hände auf dem Rücken lief er ärgerlich im Zimmer hin und her und fuhr fort: »Es gab noch etwas zu bedenken: Ich wollte nicht, daß zwischen der ›Entdeckung‹ und Nefrets Auftauchen ein zeitlicher Zusammenhang hergestellt wird. Wenn die Szepter nun in Theben gefunden werden, können sie nichts mit Willy Forths verlorener Stadt zu tun haben.«
    Ich sah den Sinn seiner Argumentation und teilte ihm das offen mit. Das versetzte ihn in bessere Stimmung, und als ein Klopfen an der Tür mir verkündete, daß mein Bad bereit war, machte ich mich daran, mich zu säubern.
    Nach dem Mittagessen zogen wir Arbeitskleidung an und begaben uns, begleitet von Abdullah, Daoud und dem Kater, ins Tal. Abdullah hatte nicht besonders viel für Katzen übrig, und er beobachtete Anubis argwöhnisch. Dieser nahm das auf, wie Katzen es gemeinhin tun, nämlich, indem er den armen Abdullah mit Aufmerksamkeiten überschüttete – er schlich ihm um die Beine, sprang ihn wie ein Kätzchen aus dem Hinterhalt an und tat so (wenigstens glaube ich, daß er nur so tat), als wolle er den Saum seines Gewandes angreifen. Einigemale versuchte Abdullah, ihn zu treten (wenn er dachte, ich sähe nicht hin). Überflüssig zu sagen, daß sein Fuß stets ins Leere traf.
    Obwohl ich gern auf Abdullah, Daoud und – nicht zu vergessen – den Kater verzichtet hätte, konnte ich mich der Freude an diesem Ausflug nicht verschließen. Emerson in der Aufmachung zu sehen, die ihm am besten stand, seine schwarzen Locken, die in der Sonne glänzten, seine gebräunten, muskulösen Unterarme, die die hochgekrempelten Hemdsärmel freigaben, Seite an Seite mit ihm zu gehen, frei und ungehindert in meinem bequemen Hosen, das melodische Klappern der Werkzeuge zu hören, die an meinem Gürtel baumelten, die Hand um den kräftigen Griff des Sonnenschirms … Worte genügen nicht, um die Hochstimmung einzufangen, die dieses Erlebnis in mir auslöste.
    Statt dem Touristenpfad zu folgen, schlugen wir einen gewundenen Weg ein, der nach Nordwesten führte. Das Tal der Könige – Biban el Muluk, auf Arabisch, das wörtlich eigentlich ›Pforte der Könige‹ heißt – besteht nicht nur aus einem Tal, sondern aus zweien. Das östliche, wo der Großteil der Königsgräber des Alten Reiches liegt, ist das am meisten besuchte. Schon seit der Zeit der alten Griechen ist es bei Touristen und Entdeckern beliebt. Dank unternehmungslustiger Geschäftsleute wie Mr. Cook, der mit seinen Passagierdampfern in jeder Saison scharenweise Besucher nach Luxor bringt, hält man es heutzutage vor Menschenmassen dort kaum noch aus. Aber selbst unpassend gekleidete und lärmende Horden können dem östlichen Tal seine Pracht nicht nehmen.
    Allerdings ist das westliche Tal meiner Ansicht nach bei weitem beeindruckender, wobei ›Tal‹ eigentlich nicht das richtige Wort ist, da es die Vorstellung von einer grünen, fruchtbaren Senke nahelegt, durch die ein Fluß oder ein Strom plätschert. Doch diese Schluchten oder Wadis, wie die Araber sie nennen, sind ebenso felsig und

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