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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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mich verspottet, als ich dem Kater beim Mittagessen die Pfoten mit Butter eingerieben hatte; ein alter Brauch, um Katzen an ein neues Zuhause zu gewöhnen. Außerdem hatte er mich darauf hingewiesen, daß Vandergelt es uns wahrscheinlich nicht danken würde, wenn wir Anubis zum ständigen Hausgenossen machten. Ich hatte erwidert, ich würde mich mit diesem Problem befassen, wenn es nötig werden sollte.
    Ich hatte angeordnet, das Abendessen früh zu servieren, da ich hoffte, Emerson zu einem Mondscheinspaziergang überreden zu können – ohne Abdullah und Daoud. Doch als ich das vorschlug, lehnte er ab. Deswegen zogen wir uns in die Bibliothek zurück – Vandergelt besaß eine der umfangreichsten Sammlungen ägyptologischer Werke im ganzen Land –, wo Emerson seine Pfeife anzündete.
    »Peabody«, sagte er. »Kommst du hier herüber?«
    Er hatte sich auf dem Sofa, einem riesigen Möbel im türkischen Stil mit einer Unmenge weicher Kissen, niedergelassen. Ich hatte mich für einen Stuhl mit gerader Lehne entschieden und ein Buch aufgeschlagen.
    »Nein, danke, Emerson. Ich ziehe diesen Stuhl vor.«
    Emerson erhob sich. Er packte den Stuhl mit mir darauf, trug ihn zum Fußende des Sofas und setzte ihn krachend ab.
    »Dein Wunsch sei mir Befehl, Peabody, mein Liebling.«
    »Ach, Emerson«, fing ich an, doch als er sich, die Hände in die Hüften gestemmt und grinsend, über mich beugte, mußte auch ich lächeln. Ich stand auf und setzte mich aufs Sofa.
    »So ist es besser«, meinte Emerson, nahm neben mir Platz und legte den Arm um mich. »Viel netter. Außerdem möchte ich nicht, daß uns jemand belauscht.«
    Der Kater sprang auf die Sofalehne und machte es sich bequem. Seine grünen Augen blickten uns unverwandt an. »Anubis hört zu«, sagte ich.
    »Bleib’ ernst, Peabody. Ich möchte, daß du mir etwas versprichst. Ich befehle es dir nicht, ich bitte dich darum.«
    »Gewiß, Emerson, mein Liebling. Worum geht es?«
    »Gib mir dein Ehrenwort, daß du nicht allein in den Klippen oder sonst irgendwo herumläufst. Wenn du eine Botschaft erhältst, in der man dich um Hilfe bittet, oder dir anbietet, dir das Versteck einer wertvollen Antiquität zu zeigen …«
    »Was ist Emerson? Du redest, als wäre ich ein Dämchen aus einem Schauerroman und nicht die kluge, vernünftige Frau, die du kennst. Wann habe ich jemals so etwas getan?«
    Emerson machte den Mund auf, und Ungehaltenheit legte seine edle Stirn in Falten. Doch aus Erfahrung wußte er, daß es nur zu einem Streit und nicht zu der von ihm beabsichtigten Zustimmung führen würde, wenn er mir widersprach. »Laß es mich einmal so sagen: Du verfügst über ein beängstigendes Selbstbewußtsein, Peabody. Wenn du mit deinem Sonnenschirm bewaffnet bist, glaubst du, du könntest dich jeder beliebigen Anzahl von Feinden entgegenwerfen. Habe ich dein Wort?«
    »Wenn du mir das gleiche versprichst.« Emerson zog die Augenbrauen zusammen. Ich fuhr fort: »Du verfügst über ein beängstigendes Selbstbewußtsein, Emerson; du glaubst, du seist in der Lage …«
    Lachend unterbrach Emerson meine Ansprache auf eine Weise, die ich als besonders angenehm empfinde. Allerdings war es eine recht kurze Umarmung. Der starre Blick des Katers schien ihn zu stören, denn er sah ihn verlegen an, ehe er weiterredete.
    »Das kann man kaum vergleichen, Peabody, doch ich versprach, mich vorzusehen. Hoffentlich glaubst du nicht, ich hätte deinen Vorschlag, einen Mondscheinspaziergang zu machen, abgelehnt, weil mir nicht der Sinn danach stand. Ganz im Gegenteil. Aber wir werden nachts das Haus nicht verlassen, ehe die Angelegenheit nicht geklärt ist.«
    »Welche Angelegenheit?«
    »Komm schon, Peabody. Sonst bist du doch immer die erste, die finstere Vorahnungen hat und Omen sieht, ehe wir in eine Katastrophe geraten. Als wir die Sache anfangs erörtert haben, waren die Hinweise noch verwirrend. Inzwischen aber deuten sie alle in eine Richtung. Die Durchsuchung unseres Zimmers, drei Versuche binnen einer knappen Woche, uns zu überfallen oder zu entführen …«
    »Drei? Ich erinnere mich nur an zwei.«
    Emerson zog seinen Arm weg, beugte sich vor und griff nach seiner Pfeife. »Der Vorfall in Meidum war recht aufschlußreich.«
    Zuerst wußte ich nicht, was er meinte. Dann lachte ich. »Der tolpatschige junge Deutsche, der auf eine Gazelle schoß? Ich sagte dir doch, Emerson, daß die Kugel nicht einmal in meiner Nähe einschlug. Und nur ein Verrückter würde versuchen, mich am hellichten

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