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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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keine gewöhnliche Katze. Spricht sie nicht mit dem jungen Herrn und hört auf seine Befehle? Dieser Kater da ist ein Diener des Bösen, wie Bastet eine Dienerin des Guten ist. Sein Name allein ist ein schlechtes Omen. War Anubis nicht der Gott der Friedhöfe?«
    Als die Tage ohne Zwischenfall vergingen, ließ Emersons Wachsamkeit allmählich nach. Wegen der Kessellage des westlichen Tales war es hier sicherer als in der Stadt. Niemand konnte sich uns nähern, ohne daß wir ihn schon von weitem bemerkt hätten.
    Am Ende des dritten Tages verkündete Emerson, daß wir mit der Arbeit, die den Grund unseres Hierseins darstellte, fast fertig wären. Wir hatten die Fehler in der vorliegenden Karte des Tals bereinigt und einige vielversprechende Stellen entdeckt, die weiterer Untersuchung bedurften – auch eine, wo man die Szepter gut verstecken konnte. Abdullah war erfreut zu hören, daß es nicht mehr viel zu tun gab. Kartenzeichnen gehörte nämlich nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Wie sein Arbeitgeber zog er Ausgrabungen vor.
    »Wie lange noch?« fragte er, als wir uns auf den Rückweg machten.
    »Höchstens eine Woche«, antwortete Emerson. Mit einem Blick auf mich fügte er leicht herausfordernd hinzu: »Vandergelt Effendi kommt bald, und ich möchte vor seiner Ankunft fort sein.«
    Am Vortag hatten wir ein Telegramm von Cyrus erhalten, in dem er uns sein in Kürze bevorstehendes Eintreffen in Kairo ankündigte. Außerdem schrieb er, er freue sich, uns zu sehen.
    »Vielleicht«, meinte Abdullah voll Hoffnung, »bleibt die Katze hier beim Effendi.«
    »Mit dem Kater wird es schwierig«, gab Emerson zu.
    »In Amarna werden wir im Zelt übernachten, und wir haben nicht die Zeit, ihn zu füttern und uns um ihn zu kümmern.«
    Das Rollen von Steinen und ein kläglich abgewürgtes Quietschen kündigten die Ankunft von Anubis an, der ein schlaffes, braunes Etwas zwischen den Zähnen hielt. »Um seine Fütterung brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, sagte ich.
    Abdullah nuschelte unverständliche Worte, und Daoud, ein hochgewachsener, schweigsamer Mann, der sich selten aus der Ruhe bringen ließ, warf dem Kater einen ängstlichen Blick zu. Mit den Fingern beschrieb er eine rituelle Geste, um das Böse abzuwehren.
    Der Kater verschwand mit seiner Beute, und wir gingen schweigend weiter. Dann sagte Abdullah: »Im Haus des Bruders meines Vaters findet heute abend eine Fantasia zu Ehren meines Besuchs in der Heimat meiner Vorfahren statt. Aber es wäre eine noch größere Ehre, wenn der Vater der Flüche und du, Sitt Hakim, auch kommen würden.«
    »Wir fühlen uns geehrt«, antwortete Emerson, wie es die Höflichkeit verlangte. »Was sagst du dazu, Peabody?« Der Vorschlag erschien mir verlockend. Ich wollte unbedingt Abdullahs Onkel kennenlernen, der in Luxor und Umgebung einen gewissen Ruf genoß. Er war in Gurnah geboren und aufgewachsen, einem berüchtigten Dorf am Westufer, in dem das Grabräuberhandwerk vom Vater an den Sohn weitergegeben wird. Auf Wegen, die niemals genauer nachvollzogen worden sind, hatte er genug Reichtum erworben, um sich ein ansehnliches Haus an Luxors Ostufer zu kaufen. Um das Gesicht der Familie zu wahren, würde er die besten Unterhaltungskünstler für seine Fantasia kommen lassen.
    Die Darbietungen bei solchen Feierlichkeiten bestehen hauptsächlich aus Musik und Tanz. Anfangs hatte ich ägyptische Musik stets als Qual für die Ohren empfunden; die Stimme des Sängers rutscht auf einer begrenzten Tonskala hinauf und hinunter, und die Instrumente sind, gemessen am westlichen Standard, recht primitiv. Allerdings nimmt der Genuß wie bei den meisten Kunstformen mit der Zeit zu, je länger man sich damit beschäftigt, und inzwischen kann ich dem nasalen Gesang und der Begleitung aus Flöte, Zitter, Tamburin und Zemr (einer Art Oboe) einiges abgewinnen. Der gleichmäßige Schlag der Trommeln (von denen es verschiedene Arten gibt) hat eine besonders interessante Wirkung.
    Ich nahm die Einladung mit den angemessenen Dankbarkeitsbezeugungen an. Dann hakte ich mich bei Emerson unter. Ich ließ die anderen ein Stück vorangehen, ehe ich sagte: »Hast du deine abendliche Ausgangssperre also aufgehoben? Seit unserer Ankunft in Luxor ist nichts geschehen …«
    »Dafür habe ich auch Vorkehrungen getroffen«, antwortete Emerson herablassend. »Wie dem auch sei, diese Art von Unternehmungen meinte ich nicht. Der kühnste aller Entführer würde nicht wagen, dich zu verschleppen, wenn drei

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