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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ganz genau, hatte aber noch nicht entschieden, wie er darauf reagieren sollte.
    Sir Edward hatte offenbar kein Risiko eingehen wollen und trug statt eines Fracks einen heidekrautfarbenen Anzug, der seine blauen Augen und sein blondes Haar zur Geltung brachte. Kevin … nun, selbst seine besten Freunde hätten ihn nicht einen schönen Mann genannt, doch sein sommersprossiges Gesicht strahlte zufrieden, weil er sich in derart illustrer Gesellschaft befand. Die Wut der Times , des Mirror und der Daily Mail , die sich mit einem weit entfernten Tisch begnügen mußten, trug offenbar noch zu seinem Wohlbefinden bei. Walter sah zehn Jahre jünger aus als bei seiner Ankunft; sein Gesicht war inzwischen sonnengebräunt, und er hatte mindestens sechs Kilo zugenommen.
    Doch den glücklichsten Eindruck machte Miss Marmaduke.
    Als einzige unverheiratete, erwachsene Frau am Tisch hielt sie sich anscheinend für die Königin des Abends und blühte unter den Komplimenten der Herren auf. Ihr schwarzes Kleid war geändert worden, so daß es nun Arme, Hals und Schultern freigab, und auf eine mir unerklärliche Weise war es ihr gelungen, ihre Frisur in Form zu halten. Ihre mageren Wangen zeigten einen hübschen Rosaton – oder war es vielleicht Schminke? Jedenfalls hatte sie sich so verwandelt, daß ich mich fragte, ob vielleicht Sir Edward …
    »Dieses Jahr wimmelt es in Luxor von Touristen«, unterbrach Cyrus diesen Gedankengang, dessen ich mich eigentlich ein wenig schämte. »Ich frage mich, wie viele von ihnen wegen des Grabes hier sind.«
    »Jedenfalls haben einige versucht, es zu sehen«, antwortete ich, wobei ich verschiedene bekannte Gesichter entdeckte.
    »Lord Lowry-Corry und seine Gemahlin haben Emerson tatsächlich mit Entlassung gedroht, als er sie daran hinderte, die Treppe hinaufzusteigen.«
    »Entlassung woraus?« erkundigte sich Cyrus mit einem amüsierten Lächeln.
    »Das weiß nur der Himmel. Wahrscheinlich gingen sie davon aus, daß Archäologen Angestellte der britischen Regierung sind.« Ich nickte Lady Lowry-Corry zu, doch sie tat, als habe sie mich nicht gesehen.
    Cyrus, der das beobachtet hatte, brach in lautes Gelächter aus. »Hoffentlich nehme ich mir jetzt nicht zuviel heraus, Mrs. Amelia, aber die Demokratie hat doch auch gewisse Vorteile. Der Adel kann sich zuweilen als rechte Landplage erweisen.«
    »Emerson würde Ihnen darin zustimmen. Aber selbst auf die Gefahr hin, Sie zu verärgern, muß ich sagen, daß es auch in Amerika einen Adel gibt – den Geldadel nämlich. Offenbar gehört der Herr an dem Tisch da drüben zu besagtem Personenkreis, denn daß die Damen ihn so umschwärmen, liegt ganz sicher nicht an seinem angenehmen Äußeren.«
    »Wieder ins Schwarze getroffen, Mrs. Amelia.« Finster blickte Cyrus den kleinen Mann mit dem gewaltigen Schnurrbart an, der mit lauter Stimme und amerikanischem Akzent schwadronierte. »Er stammt aus New York und ist ein alter Konkurrent von mir. Anscheinend hat er inzwischen einen Narren an Ägypten gefressen, denn er hat sich allen Ernstes erdreistet, mich aufzusuchen und mich über meine Ausgrabungen auszufragen. Seien Sie auf der Hut. Als nächstes wird er sich bestimmt Zutritt zu Ihrem Grab verschaffen wollen. Ich würde ihm nicht weiter über den Weg trauen, als ich ihn werfen könnte.«
    »Und Sie könnten ihn gewiß ziemlich weit werfen, Cyrus.«
    »Emerson bricht meinen Rekord sicher.« Cyrus Mund verzog sich zu einem erwartungsfrohen Grinsen. »Ich wäre zu gern dabei, wenn dieser Herr anfängt, Ihrem Gatten zuzusetzen.«
    Ich fing den Blick eines anderen Gentleman auf, der sich sofort erhob und an unseren Tisch kam.
    »Wie geht es Ihrem Sohn, Mrs. Emerson? Da Sie mich nicht mehr rufen ließen, nehme ich an, daß es keine Komplikationen gegeben hat.«
    »Wie Sie selbst sehen, strotzt er vor Gesundheit.« Zu Cyrus gewandt sagte ich: »Sie erinnern sich doch an Dr. Willoughby, Cyrus. Ich möchte Ihnen noch einmal danken, Herr Doktor. Nicht nur, weil Sie Ramses nach seinem kleinen Unfall so rasch versorgt haben, sondern auch für die Behandlung meines Mannes im vergangenen Winter.«
    »Ganz offensichtlich hat er sich ausgezeichnet erholt«, meinte Willoughby mit einem Blick auf Emerson. Nach seinem wilden Gefuchtel zu urteilen, stritt sich dieser gerade mit Walter über ein philologisches Thema.
    »Genau wie Sie vorhergesagt haben«, stellte ich fest. »Als er körperlich wieder zu Kräften gekommen war, war auch seine … nervöse Überreizung wie

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