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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ENTDECKT?
    »Jetzt sei nicht ungerecht, Peabody«, sagte Emerson. »Kein Wunder, daß der arme Mensch geglaubt hat, du seist hysterisch. Es war eine ziemlich dumme Frage.«
    Ich rieb mir die Wange. Sie brannte immer noch. »Die Formulierung war mißverständlich«, gab ich zu. »Allerdings kann mir niemand verdenken, daß ich außer mir war. Bist du sicher …«
    »Du bist meine Frau«, entgegnete Emerson. Er nahm die Pfeife aus dem Mund und benutzte den Stiel als Zeigestab.
    »Das hier ist unser Sohn Ramses. Dies ist unsere Tochter Nefret. Das Tier, das momentan auf ihrem Schoß sitzt, ist Bastet, die Katze. Und bei der etwas größeren vierbeinigen Kreatur handelt es sich ebenfalls um eine Katze namens Anubis. Den Gegenstand auf meinem Kopf, den man trotz meines erbitterten Widerstands dort angebracht hat, nennt man Pflaster. Selbiges bedeckt – ziemlich überflüssigerweise – eine kleine Beule und eine unbedeutende Schnittwunde.«
    »Ich wünschte, du würdest dir deinen Sarkasmus sparen, Emerson. Er zerrt an meinen Nerven.«
    »Ich versuche ja, das Thema zu wechseln.«
    Dieser Hinweis war gerechtfertigt. Die beiden Kinder wußten nichts von den schrecklichen Ereignissen des vergangenen Winters – damals hatte Emerson durch einen Schlag auf den Kopf das Gedächtnis verloren und sogar vergessen, wer ich war.
    Zwar war es mir nicht gelungen, Ramses die Amnesie seines Vaters zu verheimlichen, aber er hatte keine Ahnung von unserer jüngsten Begegnung mit unserem gefährlichen Gegner, dem Meisterverbrecher. Es wäre unmöglich gewesen, die Vorfälle zu erklären, ohne hinzuzufügen, daß Sethos’ unheilvolle Leidenschaft für meine bescheidene Person Grund einiger seiner Handlungen gewesen war.
    Das hieß allerdings nicht, daß ich mir etwas vorzuwerfen hatte. Was kann eine Dame dafür, wenn ein Meisterverbrecher sein Herz für sie entdeckt? Dennoch war es nicht unbedingt ein Thema, das ich mit meinem Sohn erörtern wollte.
    Ich hoffte, daß Ramses ahnungslos war, konnte mich aber nicht darauf verlassen, da Ramses seine eigenen Methoden hatte, Dinge herauszufinden. Unsere Arbeiter und auch andere Menschen, die es eigentlich besser hätten wissen müssen, hielten Ramses für eine Art allgegenwärtigen Geist – doch in Wirklichkeit war er nur ein außerordentlich begabter Schnüffler. Als kleines Kind hatte er die Angewohnheit gehabt, die eingeholten Informationen unverzüglich hinauszuposaunen. In letzter Zeit jedoch war er verschwiegener geworden. Ich wußte nicht, was schlimmer war. Mit seiner Redseligkeit hatte Ramses mich schon oft in peinliche Situationen gebracht – die Frage, was jetzt in seinem Kopf vorgehen mochte, zerrte allerdings noch mehr an meinen Nerven.
    Der Ball war noch immer in vollem Gang, und Gelächter drang durch die offenen Fenster. Wie immer in Ägypten, wenn die Sonne untergegangen ist, war es rasch kühl geworden. Ein kalter Windhauch bauschte die Vorhänge und ließ die zarten Chiffonrüschen am Kragen meines Morgenrocks erzittern.
    Nachdem der junge Arzt mich (laut Emerson mit den besten Absichten) geohrfeigt und sich vergewissert hatte, daß mein Mann seiner Pflege nicht bedurfte, hatte er sich empfohlen. Natürlich hielt er meinen Hinweis auf eine Vergiftung für ein Zeichen weiblicher Hysterie. Unter gewöhnlichen Umständen hätte ich ihm den Kopf zurechtgerückt, doch wie die Dinge lagen, ließ ich ihn lieber in diesem Irrglauben.
    Wir vier – sechs, wenn man die Katzen mitzählte – hatten uns im Salon versammelt und stärkten uns mit ein paar Tassen Tee. Ich hatte ein bequemes weißseidenes Nachtgewand mit Rüschen angezogen. Auch Emerson hatte sich umgekleidet, nicht weil sein Abendanzug ein wenig Schaden genommen hatte (das meiste Blut war auf mir gelandet, als ich ihn an meinen Busen drückte), sondern weil er am liebsten so wenig wie möglich trägt. Außer seinen Lackschuhen hatte er auch Sakko, Weste, Krawatte und Hemd abgelegt. Nun trug er ein Arbeitshemd mit offenem Kragen und hochgekrempelten Ärmeln. Er rauchte Pfeife und streichelte den Kater, der es sich auf seinem Schoß bequem gemacht hatte.
    Anubis war, wie seine Freundin Bastet, ein getigerter ägyptischer Kater und wilder als seine europäischen Artgenossen.
    Er war Emersons Katze. Besser gesagt, er hatte beschlossen, Emerson gnädigerweise den Großteil seiner Aufmerksamkeit zu schenken – denn schließlich lassen sich Katzen von niemandem besitzen. Bastet, die schon länger zur Familie gehörte,

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