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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Und das heißt … Verstehst du, was das heißt, Tante Amelia?!«
    »Du meine Güte«, stöhnte Emerson. »Nefret, ermuntere sie nicht auch noch. Betrachte das als Befehl.«
    »Er scherzt nur«, wandte ich mich an Nefret.
    »Verdammt!« brüllte Emerson und knallte seine Pfeife in den Aschenbecher.
    »Emerson, deine Ausdrucksweise!« mahnte ich.
    »Du provozierst mich dazu«, sagte Emerson.
    »Aber Nefret hat recht, Emerson. Die Symptome des Fremden wiesen auf eine Strychninvergiftung hin, und ich habe deutlich Bittermandeln gerochen.«
    »Entschuldige, Mutter«, widersprach Ramses – denn sein Vater war puterrot angelaufen und im Augenblick sprachlos. »Ich befürchte, du bringst da etwas durcheinander. Blausäure riecht nach Bittermandeln. Außerdem ist sowohl Blausäure als auch Strychnin ein schnellwirkendes Gift. Willst du damit sagen, die vermutete Substanz befand sich in dem Whiskey, den du ihm angeboten hast? Denn etwas anderes hat er in der fraglichen Zeit nicht zu sich genommen. Wäre diese Vermutung jedoch richtig, hätten auch Vater und du etwas von dem Gift spüren müssen.«
    »Genau darauf wollte ich hinaus«, meinte Emerson.
    »Hast du die Karte zu sehen bekommen, Vater?« fragte Ramses.
    »Welche Karte? Ach – das Stück Papier, das Saleh mir zeigen wollte? Ich weiß nicht, ob es sich um eine Karte handelte. Ich hatte ihn um eine genaue Wegbeschreibung gebeten. Er antwortete: ›Mit dieser Frage habe ich gerechnet.‹ Dann holte er das Papier aus der Tasche.«
    »Ganz richtig«, entgegnete Ramses. »Also war es bestimmt entweder eine Karte oder eine Beschreibung in Worten.«
    »Oder ein leerer Zettel«, knurrte Emerson. »Verdammt, Ramses, du bist nicht besser als die anderen. Die Logik zwingt einen zu der Erklärung, daß dieser Mensch geistig verwirrt ist. Er glaubt felsenfest daran, er sei die Wiedergeburt eines alten ägyptischen Hohepriesters. Und da er sich unter Druck gesetzt sah, Beweise vorzulegen, bekam er lieber einen Anfall, als mir oder sich selbst die Wahrheit einzugestehen. Zweifellos ist er nun davon überzeugt, daß er und ich von Dämonen oder einem eingebildeten Feind angegriffen wurden. So denken solche Leute nun einmal.«
    »Aber Emerson!« rief ich aus. »Hast du etwa psychologische Bücher gelesen?«
    »Unsinn«, knurrte Emerson. »Ich habe nicht die Zeit für derartigen Mumpitz. Doch leider bin ich in meinem Leben genug Verrückten begegnet und weiß deshalb, wie ihr Verstand arbeitet. Und jetzt hört mir mal alle zu: Die Geschichte dieses Burschen war nichts weiter als eine Wahnidee, aber wenn er daran glaubt, wird er sich vielleicht noch einmal an uns wenden, und möglicherweise ist er gefährlich. Also seid wachsam, wenigstens solange wir in Kairo sind.«
    »Und wann reisen wir ab?« fragte ich.
    »Bald.« Emerson lächelte mich an. »Ich habe eine kleine Überraschung für dich, Peabody, die dir bestimmt gefallen wird.«
    »Wann?« Ich bemühte mich um einen strengen Ton, denn sein Benehmen trieb mich wirklich zur Weißglut. Allerdings ist es schwer, streng mit Emerson zu sein, wenn seine blauen Augen so einen träumerischen Blick bekommen.
    »Morgen. Ich möchte früh aufstehen. Deshalb gehen wir jetzt besser zu Bett. Es war ein anstrengender Tag.«
    »Besonders für dich, mein lieber Emerson«, sagte ich, wobei ich Ramses warnend ansah.
    »Vater braucht dringend Ruhe«, meinte der junge Heuchler, der offenbar keinesfalls vorhatte, seinem Vater selbige zu gönnen. »Darf ich nur noch eine Frage stellen? Der Ring, den du erwähnt hast …«
    »… ist verschwunden«, antwortete ich. »Ramses …«
    »Du hast ihn nicht an einem sicheren Ort versteckt?«
    »Als Mr. Saleh zusammenbrach, habe ich den Ring auf den Tisch geworfen; ein Menschenleben war mich eben wichtiger als ein Stück Metall«, erwiderte ich sarkastisch. »Bei meiner Rückkehr war der Ring fort. Soll ich das etwa als Vorwurf auffassen, Ramses?«
    »Aber nein, Mutter. Ich weiß, du bedauerst es zutiefst, dieses wichtige Beweisstück verloren zu haben. Und um nichts in der Welt möchte ich dein …«
    »Marsch ins Bett, Ramses.«
    Nefret hatte sich gehorsam erhoben. Mit gesenktem Blick und gefalteten Händen ging sie zu Emerson hinüber. »Gute Nacht, Sir.«
    Er umfaßte ihren goldblonden Schopf und küßte sie auf die Stirn. »Gute Nacht, mein Kind. Schlaf gut.«
    »Gute Nacht, Tante Amelia.« Auch ich küßte sie.
    Ramses hatte vor kurzem beschlossen, daß er für Küsse zu alt sei – zumindest wenn es sich

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