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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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bevorzugte Ramses, und zwar derart, daß abergläubige Menschen sie für sein Alter ego in Katzengestalt hielten, das über magische Kräfte verfügte. Ganz offensichtlich war sie in meinen Sohn vernarrt (obwohl sie sich in jüngster Zeit auch mit Nefret angefreundet hatte), und die beiden waren unzertrennlich. Wir hatten Anubis mitgenommen, da unsere Hausangestellten in Kent sich weigerten, mit ihm allein zu bleiben. Wie ich zugeben muß, fühlte auch ich mich ein wenig unwohl in Anubis’ Nähe. Er war größer und dunkler als Bastet und verfügte nicht über ihr freundliches Wesen. Bei ihrer ersten Begegnung hatte er sich Bastet ein wenig stürmisch angenähert und dafür eine ordentliche Abreibung bezogen. Seitdem konnte man ihr Verhältnis bestenfalls als Waffenstillstand beschreiben.
    Bastet lag zusammengerollt auf Nefrets Schoß und schnurrte heiser, während das Mädchen ihr den Kopf kraulte. Nefret hatte sich nicht umgezogen. Mit funkelnden Augen verlangte sie zu erfahren, was vorgefallen war.
    »Es sei denn«, so fügte sie, an Emerson gewandt, hinzu, »du gehörst zu der Sorte Männer, die glauben, daß Frauen in Unwissenheit gehalten und vor allen Gefahren geschützt werden sollten.«
    »Laß deine Spielchen, junges Fräulein«, erwiderte Emerson schmunzelnd. »Selbst wenn ich dieser Ansicht wäre, weiß ich inzwischen aufgrund leidvoller Erfahrungen, wie vergeblich es wäre, darauf zu beharren.« Nun wieder ernst, fuhr er fort: »Ich hatte ohnehin vor, dir und Ramses alles zu erzählen, denn ich habe eine seltsame Vorahnung … äh … damit will ich sagen, daß der Vorfall des heutigen Abends auf kommende Gefahren hinweist.«
    Mit diesen Worten begann er seinen Bericht, der zwar ein wenig ausführlich, jedoch gut gegliedert war, weshalb ich ihn nicht unterbrach.
    Das galt allerdings nicht für Ramses. »Hm«, brummte er, »sehr interessant. Darf ich fragen, ob Mr. Saleh seinen Anfall vielleicht nur simuliert hat? Hat er dich geschlagen, oder war es eine dritte Person? Wo hat …«
    »Keine Ahnung«, entgegnete Emerson sehr laut. »Wenn du mich jetzt bitte fortfahren läßt, Ramses …«
    »Entschuldige, Vater. Ich dachte, daß du schon fertig wärst. Sonst hätte ich nie …«
    »Hmpf«, knurrte Emerson. »Tatsache ist, daß die Krämpfe dieses Burschen aufhörten – ganz gleich, ob sie echt oder gespielt waren –, und zwar kurz nachdem du fort warst, Peabody. Er wurde schlaff und rührte sich nicht. Also ging ich zur Anrichte, um ihm ein Glas Brandy einzuschenken. Mehr weiß ich nicht. Wahrscheinlich hat Saleh selbst mich auf den Kopf geschlagen, denn ich hatte mich nur für ein paar Sekunden umgedreht und hätte sicherlich gehört, wenn die Tür aufgegangen wäre.«
    »Nicht, wenn sich bereits eine dritte Person im Raum befand«, warf ich ein, um Ramses zuvorzukommen. »Versteckt hinter den Vorhängen oder auf dem Balkon.«
    »Lächerlich«, widersprach Emerson, denn er ahnte, worauf ich hinauswollte. »Wie hätte diese dritte Person ins Zimmer gelangen sollen? Der Zimmerkellner …«
    »… könnte bestechlich sein. Ich schlage vor, daß wir ihn sofort verhören.«
    »Das kommt nicht in Frage, Peabody, denn es ist eine bloße Vermutung.«
    »Nehmen wir einmal an«, mischte sich Ramses ein, »da es keinen Hinweis auf die Anwesenheit einer dritten Person gibt und da gewisse logistische Schwierigkeiten bestehen, beispielsweise, wie er, beladen mit einem bewußtlosen Menschen, am Suffragi hätte vorbeikommen sollen …«
    »Mein Gott, Ramses«, zischte ich. »Laß doch auch einmal die anderen zu Wort kommen. Nefret versucht schon seit fünf Minuten, etwas zu sagen. Deine Einwände haben etwas für sich, obwohl mein Vorschlag, der Suffragi könnte bestochen oder für kurze Zeit nicht auf seinem Posten gewesen sein, eine Erklärung für diese scheinbaren Ungereimtheiten wäre. Weiterhin begreife ich nicht, weshalb Mr. Saleh mit dem erklärten Ziel, uns eine Information zukommen zu lassen, hierherkommt, um dann seine Meinung zu ändern und unter Zuhilfenahme körperlicher Gewalt zu fliehen. Denn wenn er seine Meinung tatsächlich geändert hätte, hätte er es doch nur zu sagen brauchen; ganz sicher gab es keinen Grund …«
    Mir ging die Luft aus. Diesmal kam Nefret als erste zum Zug.
    »Ganz richtig, Tante Amelia, genau das meine ich auch. Viel wahrscheinlicher ist es, daß eine zweite, uns unbekannte Partei ein Interesse daran hatte, Mr. Saleh zum Schweigen zu bringen, bevor er das Geheimnis verriet.

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