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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Und obwohl ich dem zustimmte, mußte ich darauf bestehen, daß Nefret sich daran hielt. Männer wie Sir Edward Washington hätten ansonsten ein leichtes Spiel mit ihr gehabt – vor allem, weil sie sich in einem Lebensabschnitt befand, in dem gewisse körperliche Veränderungen ein Mädchen sehr empfänglich für männliche Aufmerksamkeiten machen. Weil sie ein beträchtliches Vermögen erben würde, wenn sie erst einmal volljährig war, würden die Verehrer sie förmlich umschwärmen. Nur wir konnten sie schützen, und deshalb drohte ihr nicht die geringste Gefahr – denn auch der verliebteste Jüngling hätte nie gewagt, sich Emersons Zorn zuzuziehen, indem er dessen Mündel verführte. Wie schon öfter überlegte ich, ob es wohl ratsam wäre, Nefret im Sinne des Gesetzes zu adoptieren. Bestand diese Möglichkeit? Würde sie damit einverstanden sein? Obwohl sie uns bestimmt gern hatte, würde sie eine Adoption vielleicht als erzwungene Nähe empfinden.
    Seufzend riß ich mich aus meinen Gedanken und rüttelte Nefret sanft wach.
    Sie beantwortete meine Fragen ohne Ausflüchte und ließ die Standpauke schweigend über sich ergehen. Doch als Emerson ihr in die Kutsche half, schmollte sie immer noch.
    Emerson bemerkte das überhaupt nicht. Aber es wäre ihm (typisch Mann!) selbst dann nicht aufgefallen, wenn er nicht durch etwas abgelenkt worden wäre: Ein heftiges Kreischen wie von einer riesigen Gans kündigte das Herannahen eines gewaltigen Ungetüms an, vor dem Bettler, fliegende Händler, Touristen und Esel wild auseinanderstoben. Automobile waren in Kairo noch immer eine Seltenheit, und dieses raste mit außergewöhnlich hoher Geschwindigkeit dahin – bestimmt waren es 25 Kilometer in der Stunde. Der Wagen war leuchtend rot, und der Fahrer, dessen Gesicht vor Stolz strahlte, trug eine Jacke in der gleichen Farbe.
    »Ein Stanley Steamer«, hauchte Emerson ehrfürchtig. »Peabody, was hältst du davon …«
    Ich beugte mich vor und stupste den Kutscher mit meinem Sonnenschirm an. »Fahren Sie bitte los.«
    Das war jedoch nicht möglich, da das Automobil uns den Weg versperrte. Anstatt wie sonst über diese Verzögerung zu schimpfen, lehnte Emerson sich aus der Kutsche und musterte das Gefährt mit begehrlichen Blicken. Bis jetzt hatte ich mich widersetzt, wenn er vorschlug, daß wir uns eine dieser Höllenmaschinen zulegen sollten. Allerdings befürchtete ich, daß er nicht mehr lange auf mich hören würde.
    Die übrigen Verkehrsteilnehmer waren nicht so geduldig wie Emerson. Die Insassen der Kutsche hinter uns beschwerten sich lautstark, und einige Damen, die auf ihre Wagen warteten, hielten sich die Taschentücher vor die Nase und sprangen zurück, als das Automobil einen lauten Knall vernehmen ließ und eine übelriechende Rauchwolke ausstieß.
    Inzwischen war der Besitzer des Automobils, den man an seinem langen Mantel und der Schirmmütze erkannte, aus dem Hotel gekommen. Alle Blicke – einige erbost, einige (weibliche) interessiert und abschätzend – wandten sich ihm zu.
    Lächelnd bewahrte er eine Dame vor dem Sturz, die beim Zurücktreten über ihren langen, schwarzen Rock gestolpert war, schlenderte die Stufen hinab und setzte sich hinters Steuer.
    »Wer ist dieser junge Taugenichts?« fragte Emerson. »Er kommt mir bekannt vor.«
    Mit abgewandtem Gesicht hatte sich Nefret tief in ihren Sitz gekauert. Ramses warf ihr einen argwöhnischen Blick zu und antwortete: »Das ist Sir Edward Washington, Vater. Und so jung ist er auch nicht mehr. Bestimmt schon über dreißig.«
    »Wahrlich ein biblisches Alter«, meinte Emerson. »Wie ich schon sagte, Peabody, was hältst du davon …«
    »Wohin fahren wir, Emerson?« fiel ich ihm ins Wort.
    »Verdammt, Peabody. Warum gibst du nicht endlich Ruhe?«
    »Der Kutscher wartet auf deine Anweisungen.«
    Da das Automobil inzwischen davongefahren war, ließ sich Emerson herab, dem Kutscher das Ziel zu nennen. Dazu stellte er sich auf den Sitz und flüsterte dem Mann ins Ohr, damit ich nichts verstehen konnte. »Gehört das auch zum Geheimnis?« meinte ich lächelnd. »Würde ich es erraten, wenn ich wüßte, wohin die Fahrt geht?«
    »Wahrscheinlich nicht«, verkündete Emerson. »Allerdings bist du in diesen Dingen teuflisch schlau, mein Schatz, und hinterher behauptest du immer, du hättest es schon die ganze Zeit gewußt. Vielleicht sollte ich dir die Augen verbinden …«
    »Das kommt nicht in Frage«, erklärte ich knapp und zückte meinen Sonnenschirm.
    Emerson

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