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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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skandalöses Tête-à-tête mit diesem Menschen verschwiegen zu haben! Doch jetzt war es zu spät. Emersons berechnender Gesichtsausdruck verriet mir seine Absicht, und ich fragte mich, ob er eigens in den Hotelgarten gekommen war, um eine zufällige Begegnung mit Sir Edward herbeizuführen. Gewiß hatte er sich über jeden Neuankömmling in Luxor auf dem laufenden halten lassen.
    Sir Edward war, den Hut in der Hand, stehengeblieben.
    Emerson wies auf einen Stuhl. »Dieses Automobil, das Sie da haben …«, fing er an.
    »Gehört mir nicht, Sir. Es ist Eigentum eines Freundes, der mir manchmal eine kleine Ausfahrt gestattet. Wir armen Verwandten …«
    »Schon gut«, unterbrach ihn Emerson. »Gibt es Ihrer Ansicht nach eine Möglichkeit, ein solches Gefährt nach Luxor zu schaffen?«
    »Du meine Güte!« rief ich aus. »Das ist doch lächerlich! Selbst wenn du es hierherbringen könntest, was würdest du dann damit anfangen?«
    Sir Edward warf mir einen Blick zu. Anscheinend legte er sich eine Antwort zurecht, die weder Emerson noch mir mißfallen würde. »Natürlich bräuchte man für die Fahrt durch die Wüste besondere Reifen. Aber diese Automobile sind solide gebaut. Im letzten Jahr hat es ein Stanley Steamer bis auf den Gipfel des Mount Washington geschafft.«
    »Ist er vielleicht nach einem Mitglied Ihrer Familie benannt?« spöttelte ich.
    »Soweit ich weiß, ja«, antwortete Sir Edward, ohne in Verlegenheit zu geraten. »Der erste amerikanische Präsident stammte …«
    »Um noch einmal auf das Automobil zu sprechen zu kommen«, fuhr Emerson fort.
    »Emerson«, unterbrach ich tadelnd. »Wo sind deine Manieren? Ich glaube, Miss Marmaduke ist noch nicht mit dem Herrn bekanntgemacht worden.«
    Die beiden nahmen die Vorstellung auffallend desinteressiert zur Kenntnis. Sehr verdächtig – oder etwa nicht? Sie war zwar nicht die Art Frau, die die Aufmerksamkeit eines mittellosen jüngeren Sohnes erregt, aber Sir Edward gehörte zu den jungen Männern, denen alle Frauen nachschauen.
    Deshalb kam ich zu dem Schluß, daß nur Gertrude sich verdächtig gemacht hatte.
    »Also waren Sie mit Mr. Newberry in Drah Abu’l Naga«, fing ich an, in der Hoffnung, Emerson von dem Automobil abzulenken.
    Das gelang nur auch für eine Weile. »Haben Sie den schrecklichen Unfall miterlebt?« fragte Emerson. »Unfall?« Sir Edwards verblüffter Gesichtsausdruck spiegelte meine eigenen Empfindungen wider. Ich hörte das zum erstenmal. »Es gab keinen schrecklichen Unfall, Professor. Wir haben in dieser Hinsicht großes Glück gehabt.«
    »Einer Ihrer Arbeiter ist von einer Klippe hinunter in den Tod gestürzt«, sprach Emerson weiter. »Ich würde das durchaus ein tragisches Ereignis nennen.«
    »Ach, das.« Die Miene des jungen Mannes entspannte sich wieder. »Meinetwegen. Aber solche Dinge kommen eben immer wieder vor. Nein, ich glaube nicht, daß ich an diesem Tag anwesend war, obgleich ich mich an das genaue Datum nicht mehr erinnern kann. Stimmt es, Sir, daß Sie in dieser Saison dort arbeiten wollen?«
    »Woher wissen Sie das?« fragte Emerson.
    »Von Mr. Newberry«, lautete prompt die Antwort. »Er war im vergangenen Jahr sehr freundlich zu mir, weshalb ich ihn vor meiner Abreise aus Kairo aufgesucht habe. Ich brauche nämlich Arbeit und hatte gehofft, er könnte mich weiterempfehlen.«
    Als Emerson den Mund aufmachte, sagte ich rasch: »Wie lange wollen Sie in Luxor bleiben, Sir Edward?«
    »Den ganzen Winter, wenn ich das Glück habe, eine Stellung zu finden. Wir armen Verwandten müssen uns den Lebensunterhalt selbst verdienen.«
    Diesmal konnte ich Emerson nicht zuvorkommen, denn sein Mund war offengeblieben. »Ja, ich habe vor, in Drah Abu’l Naga zu arbeiten. Wenn Sie morgen mit uns auf unserer Dahabije zu Abend essen wollen, könnten wir einiges miteinander besprechen.«
    Sir Edward verlieh seiner Freude überschwenglich Ausdruck, während ich Emerson mit einem ärgerlichen Blick bedachte. »Wir müssen los, Emerson«, sagte ich. »Außer du willst den ganzen Vormittag vertrödeln. Auch Sie, Sir Edward, sollten Ihr Tagewerk in Angriff nehmen.«
    »Aber meine liebe Mrs. Emerson, ich bin schon seit dem Morgengrauen auf den Beinen.« Er machte sich keine Mühe, seine Belustigung zu verbergen. »Ich habe bereits sämtliche Antiquitätenläden durchkämmt, denn wie Sie wissen, ist Seine Lordschaft ein Sammler, und ich hatte gehofft, etwas Interessantes für ihn zu finden. Allerdings hatte der vielversprechendste Laden

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