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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Gesichtsausdruck bemerkte, grinste er grimmig. »Ja, Mrs. Emerson, auch ich trage ein Messer. Scudder war immer ein feiger Weichling; solange wir unter gleichen Bedingungen aufeinander treffen, werde ich zweifellos mit ihm fertig.«
    »Schade, daß Sie ihn dann nicht schnappen konnten.«
    Bellingham schien das als Kritik aufzunehmen. Kühl erwiderte er: »Durch den Schlag auf meinen Kopf war ich kurz irritiert.«
    »Saiyid hat ihn nicht verfolgt?«
    »Der Selbstschutz ist bei diesen unterentwickelten Rassen stärker als der Mut. Er hatte einen leichten Schnitt über dem Rippenbogen, aber nichts Ernsthaftes.«
    »Haben Sie die Verletzung untersucht?« fragte ich sarkastisch. Ich fing an, eine Abneigung gegen den Colonel zu entwickeln.
    »Ich? Ich habe ihn in die Dienstbotenquartiere geschickt, damit er sich untersuchen läßt. Mit einer großzü gigen Entschädigung, selbstverständlich.« Er blickte sich um. »Wo ist Dolly?«
    »In den Garten gegangen, vermute ich. Hier besteht überhaupt kein Grund zur Besorgnis. Die Gartenanlagen sind mit Mauern umgeben, und unsere jungen Leute sind sicherlich bei ihr, da ich sie ebenfalls nicht sehe.« Trotzdem verspürte ich ein leichtes Unbehagen – mein untrüglicher sechster Sinn bei der Arbeit. Ich entschied, daß ein wenig frische Luft genau das richtige wäre. Cyrus war recht stolz auf seinen kleinen Garten, in dem er Stockrosen, Petunien und Rosen kultivierte, weil sie ihn an seine Heimat erinnerten, aber auch exotischere Gewächse, die das heilsame Klima zuließ. In eine Ecke seines Parks hatte er eine Art Laube bauen lassen, die von rankenden Pflanzen und Hibiskus umgeben und mit einer Steinbank in der Form eines altertümlichen Sarkophags geschmückt war. Da ich aus dieser Richtung Stimmen hörte, ging ich hastig dorthin und kam gerade noch rechtzeitig, um mit anzusehen, wie Mr. Booghis Tucker Tollington seine Handschuhe abstreifte und meinem Sohn damit ins Gesicht schlug.
    Noch bevor ich reagieren konnte, legte sich eine riesige Hand auf meinen Mund, ein langer Arm umschlang meine Taille und zog mich hinter einen Hibiskus. »Pst, Peabody«, zischte mir Emerson ins Ohr – das daraufhin halb taub war. »Beweg dich nicht und sei still. Ich möchte keinen Augenblick dieses Melodrams verpassen.«
    Der junge Tollington gab sein Bestes, um ein solches Schauspiel zu inszenieren, aber die einzige, die brav mitspielte, war Dolly. Ihr Gesicht konnte ich nicht genau erkennen, da die einzige Lichtquelle, eine schöne Hängelaterne, direkt auf die jungen Männer hinabstrahlte und die anderen im Halbschatten ließ; doch ihre vor der Brust ringenden Hände und ihre hervorgestoßenen Angstschreie waren beinahe filmreif. Nefret, die auf der Bank saß, schien genauso ungerührt wie David, der hinter ihr stand.
    Außer einer reflexartigen Kopfbewegung hatte Ramses sich nicht bewegt. Jetzt sagte er in einem Tonfall tiefsten Abscheus: »Oh, um Gottes willen!«
    »Ist das alles, was Sie dazu zu sagen haben?« fragte Tollington.
    »Ich könnte noch eine Menge mehr dazu sagen. Was Sie vorschlagen, ist nicht nur kindisch und dumm, es ist außerdem ungesetzlich.«
    »Der Ehrenkodex eines Gentleman steht über dem Gesetz«, sagte Mr. Tollington und grinste hochnäsig. »Offensichtlich verstehen Sie davon nichts. Sie haben auf meinen ersten Vorschlag nicht reagiert, deshalb beschloß ich, Ihnen eine zweite Chance zu geben. Wenn Sie Angst haben, gegen mich zu kämpfen …«
    »Ich habe Angst, mich wie ein verdammter Idiot zu benehmen«, sagte Ramses. Sein veränderter Tonfall kam mir bekannt vor; auch wenn es nicht unbedingt das sanfte Schnurren war, das Emersons Wutanfälle einläutete, so hatte es doch eine gewisse Ähnlichkeit. »Was ich allerdings tun werde, wenn Sie in diesem Ton fortfahren. Entschuldigen Sie mich.«
    Er machte einen Riesenbogen um den anderen Mann und ging auf den umrankten Eingang der kleinen Laube zu. Tollington trat vor ihn, stellte sich ihm in den Weg, und Ramses schlug ihn zu Boden.
    Emerson hatte es absichtlich unterlassen, seine Hand von meinem Mund zu nehmen. Er lachte völlig geräuschlos; sein stoßweiser Atem kitzelte mir im Ohr. Als Ramses aus der Laube schlenderte, zog Emerson mich noch tiefer ins Gebüsch. Trotzdem bemerkte Ramses uns; seine Schritte hielten einen Augenblick inne, und dann setzte er seinen Weg fort, bis er auf der Terrasse angelangt war.
    Dort blieb er stehen und wartete auf uns. Sein Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Einfalt und

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