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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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beantwortete ich ausführlich ihre neugierigen Fragen. Bald schon bildeten wir den Mittelpunkt einer faszinierten Gruppe. Es gelang mir, so viele Fragen zu stellen, wie ich beantwortete, und die Informationen für zukünftige Überlegungen in meinem ausgezeichneten Gedächtnis zu speichern.
    Es war Mrs. Andrews, die die Neuankömmlinge als erste bemerkte. »Gütiger Himmel«, rief sie. »Die Bellinghams sind gerade eingetroffen. Ich hätte nicht erwartet, daß er gesellschaftliche Verpflichtungen so bald nach ihrem …«
    Tatsächlich war ich mir nicht sicher, welche gesellschaftlichen Regeln auf die verspätete Entdeckung einer mumifizierten Leiche der eigenen Ehefrau zutrafen. Der Colonel war passend in Schwarz gekleidet, aber diese Farbe trug er immer. Die schmale weiße Binde über seiner Braue war etwas Neues.
    »Was ist mit ihm passiert?« fragte ich viel zu überrascht, als daß ich die Frage taktvoller hätte formulieren können.
    »Meine Liebe! Haben Sie es denn nicht erfahren?«
    Mrs. Andrews senkte die Stimme. »Er wurde gestern abend in Luxor angegriffen – grausam angegriffen. Das macht uns alle sehr nervös. Selbstverständlich würde ich nicht im Traum daran denken, in der Dunkelheit allein auszugehen, aber Theo ist so tapfer und mutig …« Ich wollte ihre Lobeshymne auf Theos Tapferkeit nicht hören, deshalb nahm ich mir die Freiheit, sie zu unterbrechen. »Um welche Uhrzeit war das?«
    »Sehr spät, glaube ich. Warum er zu so später Stunde mit seiner Tochter noch ausgegangen ist, kann ich mir nicht erklären; aber vielleicht hat er im Augenblick Schlafprobleme. Und sie kann ihn doch um ihren kleinen Finger wickeln. Sehen Sie sich nur ihr Kleid an!« Dolly war nicht in Schwarz gehüllt. Wieder waren die gesellschaftlichen Konventionen schwer zu definieren, denn die tote Frau war kurz – sehr kurz! – ihre Stiefmutter gewesen. Trotzdem hätte sie ein weniger auffälliges Kleid wählen können als die azurblaue Seide, die mit seidenen Rosenknospen bestickt war und einen schockierend tiefes Dekolleté bot. Ich tauschte vielsagende Blicke mit Mrs. Andrews aus.
    Mich an meine Pflichten erinnernd, schlenderte ich durch den Raum und vergewisserte mich, daß alle Gläser gefüllt waren und die Hors d’œuvres serviert wurden. Da ich den Colonel noch nicht begrüßt hatte, beeilte ich mich, um zu ihm zu gelangen. Auch er schien gleichermaßen gespannt auf ein Gespräch mit mir zu sein, denn er entschuldigte sich bei seinem Gegenüber und trat zu mir. »Da Sie wissen, daß es nicht schnöde Neugier ist, die meine Fragen hervorruft, möchte ich nicht erst um den heißen Brei herumreden«, sagte ich. »Sie waren nicht etwa so wagemutig und haben die Sicherheit des Hotels in der Hoffnung verlassen, daß Ihr Feind Sie zu ermorden versucht?«
    »Er hat keine solche Absicht«, war die grimmige Antwort. »Er möchte, daß ich lebe und leide. Er war hinter Dolly her. Sie …« Er zögerte, jedoch nur kurz. »Sie ist jung und launenhaft, Mrs. Emerson. Letzteres ist eine Eigenschaft, die wir Südstaatler an unseren Damen schätzen. Ich möchte ihr Verhalten nicht in Schutz nehmen, aber ich verstehe es. Was sie nach draußen lockte, war eine Nachricht, daß Ihr Sohn angeblich kommen würde.«
    »Ramses?« Ich schnappte nach Luft.
    »Sie schwärmt für ihn, wie das Mädchen so tun«, sagte der Colonel mit einer Toleranz, die ich sicherlich nicht an den Tag gelegt hätte. »Seit sie ihn an jenem Tag auf der Hotelterrasse gesehen hat, in diesen malerischen Gewändern … Bitte, Mrs. Emerson, machen Sie sich keine Vorwürfe. Ich fragte ihn vor ein paar Minuten, ob er ihr geschrieben hätte. Er leugnete es ab, und ich glaube ihm.«
    »Ramses lügt nicht«, sagte ich mehr oder weniger bestimmt.
    »Es ist eindeutig, daß die Nachricht von meinem Feind stammte. Glücklicherweise schlief ich noch nicht, als sie sich aus ihrem Zimmer schlich, und der Dragoman, den ich angestellt hatte, sah sie.«
    »Saiyid? Welche Aufgaben hat er denn um diese Uhrzeit erledigt?«
    »Die Aufgaben, für die ich ihn eingestellt hatte. Für einen Ägypter wirklich überraschend«, fügte der Colonel hinzu. »Die Mehrheit von ihnen ist nicht so loyal oder mutig. Er war Dolly gefolgt und versuchte, sie zur Umkehr zu bewegen, als ich sie einholte, und wäre er nicht gewesen, hätte ich sicher mehr als nur einen Schlag auf den Kopf eingesteckt. Er sprang auf den Kerl zu und hielt ihn in Schach, bis ich mein Messer gezogen hatte.« Als er meinen

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