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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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später diskutieren, mein Lieber«, sagte ich und warf ihm einen vielsagenden Blick zu. »Nun, was den nächsten Punkt betrifft …«
    »Mein Mittagessen mit den Bellinghams?« meinte Nefret.
    »Noch nicht, Nefret«, sagte Emerson. »Deine Tante Amelia hat mich mit ihrem detektivischen Spürsinn vollkommen aus der Fassung gebracht. Laß uns erst über die Frasers reden, bevor wir mit den anderen Plagen fortfahren.«
    Also beschrieb ich die Unterhaltung mit Enid und Donald und meine Vereinbarung mit Mrs. Jones. »Wir müssen Vorkehrungen treffen, daß wir die Karten nicht aufdecken. Oberstes Ziel der heutigen Abendveranstaltung ist es, die Bühne für den letzten Akt zu präparieren, der Donald davon überzeugen wird, seine Wahnvorstellung aufzugeben.«
    »Du hast das alles bis ins kleinste Detail ausgearbeitet, stimmt’s?« wollte Emerson wissen.
    »Mrs. Jones glaubt, daß sie für einen überzeugenden Rahmen sorgen kann. Ich bezweifle nicht, daß sie über einen weitreichenden Erfahrungsschatz verfügt; wir können die Geisterstimmen und den musikalischen Hintergrund getrost ihr überlassen. Sie weiß doch sicherlich, daß die Ägypter weder Tambourin noch Banjo spielten?
    Die einzig ungeklärte Frage …«
    Ich hätte es besser wissen sollen. Die Diskussion wurde so rasch aufgegriffen und so hitzig, daß ich nicht mehr zu Wort kam. Natürlich hatten beide nur auf ihren Einsatz gewartet.
    »Ich kenne niemanden außer mir, der diese Rolle spielen könnte!« insistierte Nefret.
    »Da irrst du dich«, sagte Ramses.
    »Keine ›hübsche kleine Ägypterin‹ könnte das bewerkstelligen! Sie würde kichern oder ihren Einsatz verpassen oder …«
    »Ich denke gar nicht an eine hübsche kleine Ägypterin …«
    »Und Tante Amelia auch nicht. Sie muß einer der Teilnehmer sein; ihr Fehlen würde auffallen. Ihr könnt ihnen sagen, daß es mir nicht gut geht oder …«
    »Nein, nicht Mutter. Ich.«
    In diesem Augenblick hätte ich mir Gehör verschaffen können, aber ich war genauso sprachlos wie Nefret.
    Ramses war es zumindest gelungen, sie zum Schweigen zu bringen. Ihr Mund stand offen, aber sekundenlang entwich ihr nur ein unterdrücktes Gurgeln. Ich befürchtete schon, sie würde loslachen – die Versuchung war sicherlich sehr groß –, aber sie entschied sich für eine vernichtendere Form des Spotts. Nachdem sie ihn von Kopf bis Fuß gemustert hatte, sagte sie: »Du wirst deinen Bart abrasieren müssen.«
    »Ob du es glaubst oder nicht, daran hatte ich bereits gedacht«, entgegnete Ramses.
    »Und du wärst für ein solches Opfer bereit? Wie rührend! Nein, mein lieber Ramses, das brauchst du nicht. Es ist ein hübscher Schnurrbart, und es hat sicherlich einige Zeit gedauert, bis er so gewachsen ist.«
    »Also, Nefret«, mischte ich mich ein.
    »Aber, Tante Amelia!« Nefret wandte sich mir zu.
    »Niemand auf der ganzen Welt würde Ramses für ein Mädchen halten, selbst wenn er tief verschleiert wäre, keinen Bart trüge und im Dunkeln stünde. Er ist – äh …«
    Sie kicherte verhalten. »Er hat einfach die falsche Figur!« Die Schatten der Nacht hatten den Osthimmel verdunkelt, und nur einige einsame Sterne funkelten am tiefblauen Firmament. Ramses saß in seiner Lieblingshaltung mit dem Rücken an eine der Säulen der Terrassenbrüstung gelehnt, die langen Beine ausgestreckt. Die Dunkelheit verdeckte seine Gestalt, aber Nefrets Einwand war sicherlich richtig gewesen. Es sei denn …
    Ich weiß nicht, wie er es bewerkstelligte, aber nach allem, was ich zu meinem Leidwesen hatte erfahren müssen, beschränkten sich Ramses’ Verwandlungskünste nicht auf falsche Bärte und andere Hilfsmittel. Die Veränderung war so leicht, daß sie kaum auffiel, doch plötzlich schien seine Gestalt weicher zu werden, seine langen, geraden Gliedmaßen nahmen gerundete Konturen an. »Ich hatte an eine liegende Pose gedacht«, sagte Ramses.
    »Ganz sinnlich.«
    Mit unterdrückter Bewunderung gab Nefret zu: »Du könntest es so machen. Aber wozu der ganze Umstand, wenn ich …«
    »Genug«, unterbrach ich sie. »Keiner von euch beiden wird die Prinzessin spielen. Mir ist genau die richtige Person für diese Rolle eingefallen.«
    Die Idee war mir ganz spontan gekommen, wie das häufig bei Eingebungen ist – obwohl ich vermute, daß ein Psychologe es für ein unterbewußtes Phänomen halten würde, das plötzlich ins Bewußtsein vorgedrungen war. Da ich noch Zeit brauchte, um über meine Inspiration nachzudenken, lehnte ich es ab, die

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