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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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nahm seiner Aussage jeden Zweifel. Trotzdem bestand Ramses darauf, die Phototaschen zu tragen. Er jagte uns aus dem Tempel und in die Kutsche, ohne uns Gelegenheit für irgendwelche Fragen zu lassen.
    Nefret spielte offensichtlich auf Zeit. Mit gerunzelter Stirn und vorgeschobenem Kinn wartete sie, bis wir an Bord des Bootes waren, und dann brach es aus ihr hervor: »Ramses, du …«
    »Bitte nicht im Beisein von Mutter«, sagte Ramses.
    »Du hast mich angelogen! Du hast mir versprochen …«
    »Nicht«, wiederholte Ramses noch eindringlicher, »nicht im Beisein von Mutter. Sieh, ich bin wirklich entschlossen, euch – euch beiden und auch Vater – alles zu erzählen. Die Sache hat sich nicht ganz so entwickelt, wie ich gehofft hatte.«
    »Also, Kinder, zankt euch nicht«, sagte ich. »Ich vermute, Ramses, daß du über David mit jemandem eine Verabredung getroffen hattest, und deshalb kam er auch so spät, weil er deine Nachricht überbracht hatte. Handelte es sich um Colonel Bellingham, den du sehen wolltest, oder um diesen jungen Mann mit dem unsäglichen Namen?«
    »Ich sagte dir ja, daß der Versuch, Tante Amelia in die Irre zu führen, reine Zeitverschwendung ist«, sagte David. »Sie weiß immer alles.«
    »Nicht Wissen, sondern logische Folgerung«, korrigierte ich ihn. »Die Granitbüste – es ist eine Schande, daß sie nun zerstört ist, denn ich kenne sie als überragendes Beispiel der Steinmetzkunst der 18. Dynastie – fiel oder wurde von oben geworfen, möglicherweise in Höhe des kleinen Grabmals. Keine der uns bekannten Frauen hätte das bewerkstelligen können, also muß es sich bei eurem Angreifer um einen Mann gehandelt haben. Ihr müßt euch bewußt gewesen sein, daß das Treffen nicht unbedingt harmonisch ablaufen würde, sonst hättet ihr nämlich nicht damit gerechnet, einem solchen Wurfgeschoß rechtzeitig ausweichen zu müssen. Die einzigen Personen …«
    »Ja, Mutter«, sagte Ramses im gleichen Tonfall, den Emerson gelegentlich einsetzt, wenn ich ihm in einer Diskussion auf den Zahn fühle. Er fuhr fort: »Du brauchst nicht weiter auszuführen, ich verstehe deine Argumentation. Sie ist selbstverständlich absolut korrekt – so weit jedenfalls. Ich habe Mr. Tollington eine Nachricht übermittelt, in der ich ihm ein Treffen vorschlug, um unsere Differenzen beizulegen. Ich schlug ihm einen abseitigen Ort vor, da ich nicht das Risiko eingehen wollte, von Miss Bellingham gestört zu werden; ihre Gegenwart scheint auch noch die letzten wenigen Gehirnzellen außer Kraft zu setzen, die der arme Kerl besitzt. Aber …« Als er bemerkte, daß ich etwas sagen wollte, erhob er seine Stimme: »Aber das heißt nicht, daß Tollington unser Angreifer war. Vielleicht hat er meinen Brief noch gar nicht erhalten; er war nicht im Hotel, als David ihn abgab.«
    »Felsbrocken auf anderer Leute Köpfe zu werfen ist nicht gerade das, was man von einem Gentleman erwartet«, stimmte ich ihm zu. »Ich vermute, der naheliegendste Verdächtige ist Dutton Scudder. Er hat vielleicht einen Groll auf dich, weil du seine Pläne, Dolly in jener Nacht aus Kairo zu entführen, vereitelt hast. Wirklich, Ramses, du machst dir fast ebenso schnell Feinde wie dein Vater.
    Fällt dir sonst niemand ein, der dir vielleicht Schaden zufügen will?«
    »Mir schon«, sagte Nefret.
    Das versetzte unserem Gespräch sozusagen einen Dämpfer. Bis das Boot den Landungssteg erreichte, wo Ahmet mit den Pferden wartete, sagte keiner ein Wort. Nefret lief sofort auf sie zu, um sie zu begrüßen, und ich verpaßte Ramses einen leichten Stupser.
    »Geh und vertrag dich wieder mit deiner Schwester. Du bist zu alt für diesen kindischen Unsinn und«, fügte ich mit strengem Blick hinzu, »für deine Heimlichtuerei.«
    »Ja, Mutter«, sagte Ramses.
    Wie sein Vater hat Ramses die Angewohnheit, seine Kleidungsstücke überall in der Landschaft zu verteilen. Sobald wir das Hotel verließen, hatte er Mantel und Krawatte abgelegt. Als er sich zum Gehen anschickte, fiel seine Krawatte aus der Tasche seines Mantels, den er über eine Schulter geworfen hatte. Ich hob sie auf.
    »Wie geht es deinem Knöchel?« fragte David.
    »Er schmerzt etwas. Ein Arnikaumschlag wäre nicht schlecht.«
    Die Sonne war fast am Verglühen, und ihr schönes volles Licht, das nirgends so beeindruckend ist wie in Ägypten, hüllte die Gegend und die Gesichter meines Sohnes und meiner Tochter in ihr strahlendes Feuer ein.
    Es war fast wie eine Pantomime, denn die beiden standen

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