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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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diese waren so unwegsam und uneben, daß der Auf- und Abstieg beinahe so gefährlich wie die des eigentlichen Durchgangs war. Howard und Cyrus hatten keine Skrupel, das von Emerson an der Öffnung des Grabes befestigte Seil zu benutzen, doch ich verließ mich ausschließlich auf die Muskelkraft meines Gatten. Ich stemmte eine Hand gegen seine breite Schulter, und als ich rutschte, gaben mir die plötzliche Anspannung seiner gewaltigen Muskeln Halt und Geborgenheit.
    Ich spürte in meiner Brust wieder die Leidenschaft für die Archäologie, die ich viel zu lange unterdrückt hatte. Die meisten Menschen, wage ich zu behaupten, hätten den Ort als wenig einladend empfunden – dunkel, stickig, stinkend, ohne jede Spur auf eine Hieroglypheninschrift oder das Bruchstück eines Reliefs, das diesen Gang von einer normalen Höhle unterschieden hätte. Aber jetzt verstand ich Emersons Begeisterung. Die Dimensionen dieses Grabes übertrafen bereits die Ausmaße jeder für Normalsterbliche bestimmten Grabstätte. Auch die Gestaltung war ungewöhnlich, denn je weiter der Durchgang abfiel, um so steiler wurde er. War er vielleicht wirklich für einen königlichen Sarkophag bestimmt gewesen? Einiges von dem Geröll, das die Männer entfernt hatten, war möglicherweise durch Überschwemmungen in das Grab gespült worden, aber sicherlich nicht alles. Wenn der Durchgang absichtlich aufgefüllt und damit unzugänglich gemacht worden war, mußte sich an seinem Ende etwas befinden, das diese Schutzmaßnahmen rechtfertigte.
    So in meine Fachspekulationen vertieft, fielen mir die zunehmende stickige Hitze und die Dunkelheit kaum auf. Die Flammen der Kerzen, die Cyrus und Emerson hielten, flackerten. Als Emerson mit einer leisen Warnung an mich und die mir folgenden Männer stehenblieb, gaben die Kerzen so wenig Licht, daß es schwierig war, das vor uns liegende zu erkennen. Es gab allerdings nicht viel zu sehen – nur eine scheinbare Wand aus Felsgestein, die den Durchgang wie eine Tür verschloß. Ich konnte die Spuren der von unseren Männern eingesetzten Spitzhacken kaum erkennen.
    Cyrus hatte sich kein einziges Mal beschwert, obwohl der Abstieg für ihn sicherlich beschwerlicher war als für uns andere. Er hatte Emersons Statur, war vielleicht noch etwas größer; beide mußten mit gesenkten Köpfen voranschreiten, denn der Gang war kaum zwei Meter hoch, und das Gewölbe war uneben. Als wir nun alle zum Stehen gekommen waren, hörte ich seinen schnellen, lauten Atem.
    »Gehen Sie zurück, Cyrus«, sagte ich. »Wir folgen Ihnen. Emerson?«
    Emerson hatte sich abgewandt, um die Seitenwände zu untersuchen.
    »Emerson«, sagte ich mit mehr Nachdruck. »Ich möchte hier weg.«
    »Oh?« Emerson blickte auf die flackernde Kerze. Wachs tropfte von seinen Fingern; es war so heiß, daß nicht einmal diese dünne Wachsschicht fest wurde. »Ja, ich denke, das wollen wir alle.«
    Auf den Seiten meines privaten Tagebuchs bin ich bereit zugeben, daß ich vermutlich leichte Probleme damit gehabt hätte, diesen höllischen Rückweg allein zu bewältigen, wenn Emerson mich nicht mit ständigem Druck von hinten geschoben hätte. Howard, der jünger und in besserer körperlicher Verfassung als Cyrus war, versetzte letzterem ab und an einen unterstützenden Schubs. Mehrmals mußten wir stehenbleiben, um Atem zu holen oder es zumindest zu versuchen.
    Als wir aus dem Grab kletterten, warteten Abdullah und Selim auf uns. Die starken Arme des Burschen zogen einen japsenden Cyrus die letzten Stufen hoch und setzten ihn vorsichtig auf einem nahen Felsen ab. Nefret eilte mit Wasser und kaltem Tee zu ihm. Was mich anging, so war ich nicht zu stolz, Abdullahs mir entgegengestreckte Hand zu nehmen.
    Wir boten einen wenig spektakulären Anblick, denn wir waren alle mit einem grauen Schleier überzogen, der aus einer Mischung aus Schweiß und Staub resultierte. Trotz allem war es für uns nicht so schwierig gewesen wie für die Männer, und ich nickte Abdullah anerkennend zu.
    »Nun!« sagte Howard zwischen zwei Atemzügen. »Sie haben da etwas ganz Interessantes gefunden, Professor. Es weist gewisse Ähnlichkeit mit Hatschepsuts Grab auf, obwohl wir natürlich ein gutes Stück weiter sind als Sie. Haben Sie nach Fundamentgestein gesucht?«
    »Noch nicht.« Emerson rieb sich mit einem Ärmel übers Gesicht. »Hat Ihr Grab …«
    »Um Gottes willen, Emerson, schmier dir doch nicht diesen Dreck in die Augen«, unterbrach ich ihn. »Hier, laß mich …«
    »Wisch dein

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