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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Cyrus die Vorbereitungen für die abendliche Séance. Er war mächtig beeindruckt von der Sache, und jede Diskretion war überflüssig, da Howard wie die meisten Bewohner Luxors bereits gerüchteweise von Donalds Nachforschungen erfahren hatte. Es wäre auch schwierig gewesen, es geheimzuhalten, da Donald freimütig darüber redete und jedem Ägyptologen, den er traf, Fragen stellte.
    Nach dem Essen hielt Emerson es für angebracht, uns vor die Tür zu setzen, damit wir endlich loskamen. Die Sonne brannte auf uns herab, und die Luft war so heiß und stickig wie ein Backofen, aber ich trug meinen »ägyptischen Wind« bei mir und hatte keine Probleme. Als wir die Grabstätte erreichten, sahen wir, daß Abdullah und seine Männer in unterschiedlichen Stadien der Erschöpfung ringsum am Boden lagen. Als sie uns bemerkten, begannen sie sich zu erheben, aber Emerson winkte ab.
    »Keine besonderen Fortschritte gemacht?« wollte Emerson von Abdullah wissen, der sich, so alt und dickköpfig, wie er war, nur widerwillig aufgerappelt hatte.
    Abdullah schüttelte den Kopf. Sein einstmals makelloses weißes Gewand und sein Turban waren jetzt grau und verstaubt. »Das Gestein sitzt so fest, Emerson, und der Durchgang ist von oben bis unten verschlossen. Wir mußten eine Weile abbrechen, weil die Kerzen geschmolzen sind.«
    »Kein Wunder, daß ihr so erschöpft ausseht«, sagte ich mitfühlend.
    Abdullah versteifte sich. »Wir sind die Hitze gewöhnt, Sitt Hakim, aber wir konnten nichts sehen. Weil die Kerzen geschmolzen sind.«
    »Wie weit seid ihr gekommen?« fragte Howard.
    »Vierzig Meter«, sagte Abdullah, der es gewohnt war, die archäologischen Standardmaßvorgaben zu verwenden. »Jetzt sind wir ausgeruht. Wir werden wieder an die Arbeit …«
    »Setz dich, du alter Dummkopf«, sagte Emerson aufgebracht. Abdullah gehorchte mit einem kurzen Seitenblick auf mich; er kannte Emerson gut genug, um das als eine Anwandlung von Sorge und Verständnis aufzufassen. Emerson griff sich an sein Kinngrübchen. »Ich gehe, um mir das anzuschauen. Kommst du, Peabody?«
    »Natürlich«, sagte ich und legte meinen Sonnenschirm beiseite.
    »Ich wünschte mir, Sie täten es nicht«, sagte Howard in ernstem Ton.
    »Also, Howard, Sie müßten doch mittlerweile wissen, daß mich Hitze oder andere Schwierigkeiten nicht abschrecken.«
    »Das weiß ich sehr wohl. Aber wenn Sie gehen, muß ich auch mitkommen, und um ehrlich zu sein, würde ich das lieber nicht tun. Zum Teufel, Mrs. Emerson, das Grab ist voller Fledermausexkremente.«
    Dem Aussehen und unverkennbaren Geruch unserer Männer nach zu urteilen, war das eine berechtigte Folgerung. Ich lächelte Howard an und schnallte meinen Gürtel mit den Werkzeugen um. »Es ist nicht notwendig, Howard, daß Sie Ihre Tapferkeit unter Beweis stellen, denn sie ist uns allen bekannt. Was Cyrus anbelangt …«
    »Oh, ich komme mit Ihnen«, erklärte Cyrus gelassen. »Und ich werde meinen Atem nicht darauf verschwenden, Sie davon abzuhalten, Mrs. Amelia.«
    »Leg wenigstens deine Jacke ab, Peabody«, wies mich Emerson an, während er seine eigene abstreifte. »Ich kann mir nicht vorstellen, warum du sie unbedingt anbehalten willst. Deine Hose steht dir gut, und ich bin sicher, daß weder Carter noch Vandergelt so unhöflich wären, sich dahingehend … äh … zu äußern.«
    Die beiden Gentlemen beeilten sich, mir zu versichern, daß sie nicht einmal die Kühnheit besäßen, diesen Punkt meiner Anatomie überhaupt wahrzunehmen. Sie entledigten sich ihrer einengenden Garderobe – genau wie Nefret, die das schweigend und mit energisch vorgeschobenem Kinn tat.
    Emerson seufzte. »Nein, meine Liebe.«
    »Aber. Sir …«
    »Diesmal nicht.«
    Nefrets Kinn zitterte.
    »Hör auf damit«, rief Emerson. »Du wirst nicht gehen, und das ist endgültig. Bleib hier und … und kümmere dich um Abdullah.«
    Abdullah wollte protestieren. Dann bemerkte er meinen Blick, und er setzte sich mit einem lauten Stöhnen hin. Nefret ging auf der Stelle zu ihm und bot ihm Tee und Kekse an.
    Seit mehreren Tagen war ich nicht mehr in der Grabstätte gewesen. Auch wenn Abdullah das erledigte Arbeitspensum heruntergespielt hatte, kannte ich die Schwierigkeiten und Bemühungen, um überhaupt so weit vorzustoßen, doch nur allzu gut. Körbeweise mußte das Geröll nach oben und aus dem Grab geschafft werden. Der Gang fiel recht steil ab – in einem Winkel von etwa 30 Grad. Es waren zwar Stufen in eine Seitenwand des Ganges gehauen, aber

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