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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hatte, zwängte er die Kerze und seinen Kopf hindurch.
    »Hmhm«, sagte er.
    Ich biß mir auf die Lippe, bis ich Blut schmeckte. Ich wollte ihn anschreien, aber ich wußte, daß das unklug wäre. Als er seinen Kopf zurückzog und Ramses mit einer einladenden Geste die Kerze übergab, damit auch er einen Blick riskieren konnte, wollte ich ihn nicht mehr anschreien. Ich hätte ihn am liebsten umgebracht.
    Glücklicherweise schrie ich nicht und stöhnte auch nicht. Ich weiß nicht, was Emerson hörte; für meine Ohren war das Geräusch einfach zu schwach. Mit dem Schrei »Paß auf, Peabody!« schnappte er sich Ramses und warf ihn mit einem Schwung seiner mächtigen Arme nach hinten.
    Mit einem Antwortschrei, der vom Krachen fallenden Gesteins übertönt wurde, stürzte ich nach vorn. Ramses’ Kerze war ausgegangen. Ich hatte meine fallen gelassen. Um mich herum sah ich nichts als Dunkelheit. Ich stieß mit Ramses zusammen, der mich festzuhalten versuchte; als ich mich losriß, fiel ich auf eine harte, warme, vertraute Masse.
    »Ah«, sagte Emerson. »Ich dachte mir schon, daß ich genau hier mit dir zusammenstoßen würde. Zündest du bitte eine neue Kerze an, Nefret? Ramses – alles in Ordnung mit dir?«
    »Zum Teufel mit dir, Emerson«, seufzte ich, während ich mit vor Aufregung zitternden Händen über alle verfügbaren Teile seines Körpers glitt.
    »Na, na, was für eine Ausdrucksweise! Wir können wieder umkehren. Was ich erfahren wollte, weiß ich jetzt.«
    Während des Aufstiegs mußte ich mit meinem Atem haushalten. Die Schimpftirade, die ich mir auf dem Rückweg zurechtgelegt hatte, kam allerdings nie zur Anwendung, denn der erste, den ich sah, als ich die sogenannte »Grabkammer« betrat, war Colonel Bellingham.
    Er stand am Fuß der Treppe, in einer Hand seinen Spazierstock, in der anderen seinen Hut, doch selbst seine distinguierte Haltung zeigte Anzeichen von Erstaunen, als er uns betrachtete.
    Ich unterbrach seine Grußworte. »Wie Sie sehen, Colonel, befinden wir uns derzeitig nicht in der Lage, Gäste zu empfangen. Wenn Sie uns bitte entschuldigen?«
    »Ich bitte vielmals um Verzeihung.« Er trat beiseite, als ich auf die Treppe zuging. »Ich wollte mit Ihnen sprechen. Und … diese Stätte sehen.«
    Wäre ich nicht so erschöpft, schmutzig und außer Atem gewesen, hätte er mir sicherlich leid getan. Aber meine Laune besserte sich auch nicht unbedingt, als ich Dolly apart auf einem Stuhl hingegossen fand, den ihr jemand dorthin getragen haben mußte. Ihr Gesichtsausdruck, als sie Ramses bemerkte, war allerdings eine gewisse Entschädigung. Er bot einen recht unangenehmen Anblick, sah allerdings nicht viel schlimmer aus als wir anderen.
    Nachdem ich mein Gesicht und meine Hände gewaschen hatte, kam ich wieder zu Atem und fand zu meiner normalen Haltung zurück. Das traf jedoch nicht auf Emerson zu. Er warf sein schmutziges Handtuch beiseite, wirbelte herum und funkelte den Colonel an.
    »So unpassend Ihre Gegenwart ist, verschafft sie mir doch die Gelegenheit, mit Ihnen zu reden. Was, zum Teufel – nein, verflucht Peabody, ich werde mich nicht für meine Ausdrucksweise entschuldigen! Was, zum Teufel, fällt Ihnen eigentlich ein, Bellingham? Wenn Sie so ein schlechter Schütze sind, dann sollten Sie kein Gewehr benutzen.«
    Der Colonel errötete vor Zorn, aber er bewahrte seine Fassung. »Ich bin gekommen, um Ihnen für diesen unglücklichen Vorfall mein Bedauern auszusprechen, Professor Emerson. Ich habe Ihren Sohn nicht erkannt. Ich hielt ihn für einen Einheimischen.«
    »Ah, gut, darin liegt also der ganze Unterschied«, sagte Emerson.
    Dolly hatte sich von ihrem Schock beim Anblick des schmuddeligen, wassertriefenden Ramses erholt. Sie erhob sich, glättete ihre Röcke und schwebte auf ihn zu. Sie bot ihm ein blütenfrisches spitzenbesetztes Taschentuch an und hauchte: »Ich habe die ganze Nacht geweint, als Daddy mir erzählte, daß Sie verletzt wurden, Mr. Emerson. Sie sind so galant! Ich weiß nicht, was geschehen wäre, wenn Sie nicht dort gewesen wären, um auf mich achtzugeben.«
    Ramses blickte auf das winzige Stück Stoff und dann auf seine nassen Hände, die mit blutenden Kratzern übersät waren. »Leider, Miss Bellingham, ist Ihr Taschentuch für meine Zwecke nicht geeignet, trotzdem danke ich Ihnen für Ihr Angebot. Sie kommen besser nicht näher an mich heran.«
    »Setz dich, Dolly, oder geh mit Saiyid zurück zur Kutsche«, sagte ihr Vater in scharfem Ton. Dolly blickte zu Saiyid,

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