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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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überzeugen, als Emerson darauf hinwies, daß er seine detektivischen Erkundigungen dort fortsetzen könnte. Er bestand jedoch hartnäckig darauf, daß er laufen könnte und laufen würde. Also ließen wir ihn gehen und gaben ihm Mustafa und Daoud als Begleitung mit. Daoud, Abdullahs Neffe, war der größte und kräftigste der Männer. Außerdem hatte er entsprechende Hochachtung vor mir und meinen magischen Kräften; nachdem ich ihn beiseite genommen und ihm erklärt hatte, daß er mir umgehend jemanden schicken müßte, falls sich Abdullahs Zustand veränderte, wußte ich, daß ich mich darauf verlassen konnte, daß er den alten Mann nicht aus den Augen lassen würde.
    »Also dann«, sagte Emerson, nachdem die kleine Gruppe sich aufgemacht hatte, »zurück an die Arbeit, oder?«
    »Um Himmels willen, Emerson!« entfuhr es mir. »Du hast doch gesagt, daß niemand dort unten hinuntergeht, solange …«
    »… ich nicht die Gewißheit habe, daß das Gewölbe sicher ist«, unterbrach mich Emerson. »Und genau das habe ich jetzt vor.« Er blickte Ibrahim, unseren erfahrensten Zimmermann, an, der ihn fröhlich angrinste. »Ich wollte nur, daß Abdullah weg ist, bevor wir anfangen«, fuhr Emerson fort. »Hör auf zu murren, Peabody, ich bin vorsichtig.«
    »Setz wenigstens deinen Tropenhelm auf«, sagte ich und reichte ihm diesen.
    »Ja, natürlich.« Emerson stülpte ihn auf seinen Kopf. Ich nahm ihn wieder ab, richtete das Kinngummi, und setzte ihm den Hut richtig auf.
    Natürlich sah ich mich gezwungen, meinen Standpunkt zu klären, doch Emerson überging meine Einwände, als Nefret ebenfalls mitgehen wollte.
    »Mir wäre es lieber, wenn keiner von euch mitkäme«, sagte er. »Aber da stoße ich bei euch ja auf – äh – taube Ohren.«
    Der Abstieg bestätigte meinen Eindruck, daß dies hier sicherlich nicht zu meinen Lieblingsgräbern zählen würde. Wir waren bereits gezwungen gewesen, die Decke an einer Stelle abzustützen, und als wir schließlich die Stelle erreichten, wo der Durchgang eingestürzt war, war ich schweißdurchnäßt. Die Kerzen brannten nur schwach; wir befanden uns nur wenige Zentimeter von dem Steinschlag entfernt, als ich den steil abfallenden Stollen mit seinem eingebrochenen morschen Schiefergestein bemerkte. Eine der Spitzhacken lag auf dem Boden, wo sie Ali oder Yussuf bei ihrer plötzlichen Flucht fallen gelassen hatten.
    »Was für ein Ort des Grauens!« sagte Nefret. Sie klang allerdings ganz fröhlich, und die Kerze in ihrer Hand beleuchtete ein Gesicht, das unter allem Schmutz und Staub sehr zufrieden wirkte. Ramses, der Schultern und Kopf wie eine Schildkröte eingezogen hatte, gesellte sich zu ihr. Ich hatte nicht bemerkt, daß er Nefret gefolgt war, aber ich hätte mir denken müssen, daß er es nicht fertigbrachte, uns allein gehen zu lassen.
    Emerson besprach sich mit Ibrahim. Mit einer gemurmelten Entschuldigung huschte Ramses an mir vorbei, und Emerson bezog ihn in seine Diskussion mit ein. Schließlich sagte der Professor: »Ja, das müßte genügen. Geh wieder zurück, Ibrahim, und fang mit der Arbeit an.«
    Dann nahm er zu meinem Entsetzen und meiner Verärgerung die Hacke vom Boden auf und fing an, in einem Felsbrocken an der Gewölbedecke herumzustochern.
    »Emerson!« schrie ich – immerhin recht leise, da ich das Echo an diesem düsteren Ort nicht ertragen konnte.
    Langsam und vorsichtig schlug Emerson den Gesteinsbrocken ab. Er zerfiel in Stücke, die auf den Boden und auf die Stiefel meines Mannes und meines Sohnes rollten. Sonst fiel jedoch nichts von der Decke. Bis jetzt nicht.
    »Sei still, Peabody«, sagte Emerson gereizt. Er entfernte weiteres Gestein. »Man hört häufig nur ein ganz schwaches Geräusch, wenn der Fels nachgibt, und wenn du so stöhnst, kann ich es nicht hören.«
    Nefret stand jetzt neben mir. Sie legte eine heiße, feuchte, schmutzige Hand auf meine Schulter. Durch die Staubkruste auf ihrem Gesicht schimmerten ihre Augen wie leuchtende Sterne. »Er weiß, was er tut«, flüsterte sie.
    Emerson weiß normalhin tatsächlich, was er tut – im Hinblick auf seine Ausgrabungen zumindest –, und deshalb legte sich meine Sorge um ihn etwas, als ich bemerkte, mit welcher Sorgfalt und Vorsicht er vorging. Er tat das, was die Männer sonst taten; sein Edelmut bewegte ihn dazu, diese gefährliche Aufgabe zu übernehmen. Neugier war ebenfalls mit im Spiel. Als er eine genügend große Öffnung zwischen die herabhängende Decke und die Geröllhalde gegraben

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