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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Schwester.
    Den Gesetzen der Höflichkeit folgend, sandte ich dem Colonel einen Boten, der unseren Besuch zu einer für manche sicherlich außergewöhnlich frühen Uhrzeit ankündigen sollte. Als Entschuldigung hatte ich auf die Dringlichkeit der Angelegenheit hingewiesen, aber die Wahrheit ist, daß ich die Sache hinter mich bringen wollte. Ich hatte an diesem Morgen noch etwas anderes zu erledigen, und ich brannte darauf, zu Emerson und zum Grab zurückkehren zu können. Seit ich den gefahrvollen Zustand des Durchgangs kannte, wollte ich nicht, daß er ohne mich dort arbeitete. Andere Ausgrabungsexperten hätten die Drecksarbeit vermutlich ihren Leuten überlassen, aber das war nicht Emersons Sache.
    Mir war mulmig zumute. Das Gefühl war mir vertraut; in der Vergangenheit hatte es immer Gefahr angekündigt. Was alles noch verschlimmerte, war, daß meine Lieben sich diesmal in alle Richtungen verstreuten. Wie konnte ich auf alle ein Auge haben, wenn jeder von ihnen seiner Wege ging, etwas anderes unternahm und – das vermutete ich stark – sie mir noch lange nicht alles erzählten, was sie dachten und planten?
    Zumindest die Kinder blieben zusammen. Ich vertraute Ramses, daß er Nefret vor Gefahren bewahrte. Auch wenn seine altmodischen Anwandlungen von Ritterlichkeit sie maßlos ärgerten.
    Nachdem Emerson aufgebrochen war, mußten wir noch mindestens eine Stunde verstreichen lassen, denn es war erst kurz nach sechs. Ich nutzte die Zeit, indem ich Mrs. Jones das Haus zeigte und darauf wartete, daß sich die Kinder verabschiedeten. Sie waren alle verdächtig höflich an diesem Morgen. Nefret begleitete uns und plauderte angeregt über Haushaltsangelegenheiten, und Ramses bot sich an, Mrs. Jones die Pferde zu zeigen. Während wir uns im Stall aufhielten, gelang es mir, Ramses beiseite zu nehmen.
    »Paß heute auf Nefret auf«, sagte ich mit leiser Stimme. »Sag das auch David.«
    »Stimmt irgend etwas nicht?« Seine Augen wurden schmal.
    »Nein. Zumindest hoffe ich das nicht.«
    »Ah. Eine deiner berüchtigten Vorahnungen.« Er berührte meine Hand, die auf dem Gatter lag. Es war nur ein Hauch seiner Fingerspitzen, aber aus seiner Sicht sicherlich ein tröstendes Tätscheln. »Beunruhige dich nicht, Mutter. Sie glaubt, daß sie auf mich und David aufpaßt, weißt du.«
    »Vielleicht hat sie recht.«
    »Zweifellos«, sagte Ramses und wandte sich ab. Schließlich brachen sie auf, und da Mrs. Jones nicht für einen Ausritt im Herrensattel gekleidet war, ließ ich zwei kleine Esel bringen. Als wir nebeneinander hertrotteten, entschied ich, daß es an der Zeit war, ihr eine weitere Idee zu unterbreiten. Ich hatte lange gezögert, dann aber beschlossen, daß eine Frau, die sich ihren Lebensunterhalt verdiente, indem sie mit dem Totenreich kommunizierte, sich vor ein wenig Spionage nicht sträuben würde. »Seine Briefe lesen?« Sie sah mich überrascht an. »Nicht alle. Nur die verdächtigen.«
    »Aber meine liebe Mrs. Emerson …« Ein plötzliches Schaukeln (denn der Gang eines Esels ist extrem störrisch, besonders dann, wenn er nicht geritten werden will) veranlaßte sie, nach ihrem Hut zu greifen. »Wie soll ich denn wissen, was verdächtig ist und was nicht? Sie können kaum annehmen, daß er seine private Korrespondenz offen herumliegen läßt, so daß ich sie finde.«
    »Speziell die verdächtigen Mitteilungen«, gab ich zu. »Vielleicht sollte ich etwas spezifischer werden.«
    »Ich bitte darum«, sagte Mrs. Jones und wirkte amüsiert.
    »Was ich vermute, ist, daß Scudder ihm einen Brief schicken wird, wie er das schon einmal getan hat. Er unterschreibt vielleicht mit seinem eigenen Namen oder mit einem Pseudonym. Ziel dieser Nachricht – von wem auch immer sie stammt – ist es, den Colonel in einen Hinterhalt zu locken. Ich glaube tatsächlich nicht, daß Sie die Gelegenheit bekommen werden, eine solche Nachricht zu lesen. Beobachten Sie ihn nur; stellen Sie fest, ob er sich ungewöhnlich verhält. Wenn er beispielsweise plötzlich ankündigt, daß er ausgehen muß …«
    »Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen. Offen gesagt, Mrs. Emerson, halte ich das für eine weit hergeholte Idee, aber einmal angenommen, ich würde etwas Derartiges feststellen, wie sollte ich mich Ihrer Meinung nach verhalten? Ihm folgen?«
    »Gütiger Himmel, nein. Das wäre unklug und sogar gefährlich. Einige unserer Besatzungsmitglieder sind immer an Bord der Amelia; ich werde sie darauf hinweisen, daß sie auf ein Signal von Ihnen

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