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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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achten. Wenn Sie irgend etwas wahrnehmen, das Ihren Verdacht weckt, schwenken Sie …« Ich musterte sie. »Ich schätze Ihren eleganten Geschmack, Mrs. Jones, aber ich wünschte mir, Sie trügen hellere Farben. Nehmen Sie meinen Schal.«
    Er war von einem auffälligen Scharlachrot. Ich löste ihn von meinem Hals und reichte ihn ihr. »Schwenken Sie diesen an Deck, und einer der Männer wird mich aufsuchen. Ich bezweifle, daß vor dem späten Nachmittag irgend etwas Interessantes geschieht. Dutton sucht sicherlich die Dunkelheit für sein gräßliches Vorhaben.«
    »Natürlich.« Sie lächelte. Man konnte fast die Schnurrhaare erkennen.
    Der Colonel erwartete uns. Er und Dolly saßen beim Frühstück, als uns ein Diener in den Salon führte. Das Sonnenlicht spiegelte sich in den Kristallgläsern und auf dem Tafelsilber. Cyrus’ Geschmack war in solchen Dingen einfach unerreichbar, doch mir fiel auf, daß der Mahagonischrank dringend hätte poliert und die goldfarbenen Damastvorhänge hätten ausgebessert werden müssen. Es fehlte einfach die Hand einer Frau.
    Dolly war sicherlich noch nicht lange aufgestanden; ihre Locken waren zerzaust, und ihre Augen wirkten verschlafen. Sie trug einen Morgenmantel, ein wallendes Gewand aus blaßblauem Chiffon. Der Colonel, der wie üblich in tadelloses Schwarz gekleidet war, erhob sich, um uns zu begrüßen, und bot uns an, mit ihnen zu frühstücken.
    »Wir haben schon vor einigen Stunden gefrühstückt«, erwiderte ich. »Ich muß mich erneut für die Störung entschuldigen, Colonel Bellingham, aber ich hatte das Gefühl, daß Sie so rasch wie möglich von der Situation in Kenntnis gesetzt werden wollen. Ich glaube, Sie haben immer noch keine Dame gefunden, die auf Ihre Tochter achtgeben kann. Mrs. Jones steht zur Disposition und ist, das kann ich ruhigen Gewissens bestätigen, außerordentlich qualifiziert für die Position.«
    Wie ich bereits erwähnt habe, befand ich mich an jenem Morgen etwas in Eile, und es war nie meine Sache, Zeit zu vertun. Der Colonel war sichtlich aus dem Konzept gebracht. Viele Menschen reagieren in dieser Form auf mich, deshalb wartete ich höflich, bis er sich wieder gesammelt hatte, und nahm mit einem leise gemurmelten Shoukran dankend die Tasse Kaffee entgegen, die mir Cyrus’ Steward reichte.
    Nach einer kurzen Pause sagte der Colonel: »Ich war einen Augenblick lang von Ihrer Fürsorglichkeit überwältigt, Mrs. Emerson. Ich kenne Mrs. Jones, aber ich hatte den Eindruck, daß sie mit Freunden reist.«
    Kerzengerade auf ihrem Stuhl sitzend, die behandschuhten Hände im Schoß gefaltet, blinzelte Mrs. Jones ihn freundlich an. Sie vermittelte den Eindruck, als benötigte sie eine Brille, schien aber zu eitel, diese tragen zu wollen; allerdings verliehen ihr das gesetzte Tweedkostüm und der unmoderne Hut den entsprechenden Respekt. In sanftem Ton erklärte sie, daß ihre Freunde beschlossen hatten, die Rückreise anzutreten, und daß sie den Wunsch hegte, noch einige Wochen in Ägypten zu verbringen. Mit einem entschuldigenden kleinen Hüsteln fügte sie hinzu: »Mr. und Mrs. Fraser hätten mich sicherlich finanziell unterstützt, aber das konnte ich von meinen Freunden nicht annehmen. Ich habe meinen Lebensunterhalt immer selbst bestritten, Colonel Bellingham, und meine religiöse Einstellung lautet, daß ich meinen Mitmenschen behilflich bin.«
    Ich hatte den dringenden Wunsch zu lachen, wagte das aber selbstverständlich nicht. Die Angelegenheit war bald geklärt. Mrs. Jones erklärte, daß sie Gouvernante und Lehrerin gewesen sei, allerdings naturgemäß keine Referenzen mitgebracht habe; der Colonel, dem keine andere Wahl blieb, antwortete, daß meine Empfehlung ausreichend sei. Ich mußte ein weiteres Kichern unterdrücken, als Mrs. Jones höflich, aber bestimmt mit dem Colonel über ihr Gehalt verhandelte und er ihr schließlich zehn Pfund mehr bewilligte, als er ursprünglich angeboten hatte. Ihre Vorstellung war einfach perfekt. Der Colonel war vollkommen von ihr überzeugt und schien sichtlich erleichtert.
    Miss Dolly wurde hinzugezogen und schien nicht sehr angetan. Sie beobachtete die adrette kleine Gestalt von Mrs. Jones mit verkniffenen Augen, und ich konnte beinahe ihre Gedanken lesen. Sie würde nicht in der Lage sein, diese Frau einzuschüchtern, wie ihr das bei einigen anderen gelungen war, und Mrs. Jones’ Aura von Pseudo-Anständigkeit ließ erahnen, daß die Chancen für irgendwelche Eskapaden ebenfalls schlecht

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