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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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…«
    Ramses schnellte vor wie eine Kobra, die zuschnappen will. »Glaubst du, ich würde dir das erlauben?«
    »Erlauben?« Sie sahen sich mit funkelnden Augen an. »Versuch doch, mich davon abzuhalten, Ramses. Sag ›bitte‹.«
    »Bitte. Bitte, Nefret, bleib im Haus.«
    »In Ordnung.«
    Mit einem tiefen Seufzer entspannte er sich, und Nefret lächelte. »Siehst du, wie einfach das ist? Jetzt hör mir zu, Ramses – und du auch, David. Ich habe im Hinblick auf Mr. Dutton Scudder einige Ideen, die euch sicherlich interessieren dürften, aber ich werde kein Sterbenswort sagen, bevor ihr mir nicht versprecht, endlich damit aufzuhören, mich wie ein dummes, hilfloses Kind zu behandeln.«
    »Nefret«, protestierte David. »Ich habe nie …«
    »Du bist nicht so schlimm wie Ramses«, gab Nefret zu. »Aber ihr macht es alle beide. Seht her …« Sie beugte sich vor, und ihr Gesicht entspannte sich. »Ich verstehe, daß ihr besorgt um mich seid und nicht wollt, daß mir etwas zustößt. Nun, was, zum Teufel, glaubt ihr, wie ich zu euch stehe? Meint ihr, daß es mir Spaß macht, tatenlos hier herumzusitzen und krank vor Sorge zu werden, wenn ihr in Gefahr seid? Tante Amelia läßt sich diesen Unsinn vom Professor nicht gefallen. Und ich werde es auch nicht tun.«
    »Das klingt nach einem Ultimatum«, sagte Ramses. »Was geschieht, wenn wir unsere Zustimmung verweigern?«
    »Ich werde euch das Leben sehr, sehr schwer machen«, sagte Nefret.
    Ramses ließ die Stirn auf seine verschränkten Arme sinken.
    »Wie kannst du es wagen, mich auszulachen?« wollte Nefret wissen. »Zum Teufel mit dir, Ramses …«
    »Entschuldigung.« Er hob den Kopf. Sein Gesicht war gerötet. »Ich konnte mir nicht helfen, du klangst so brutal und blicktest so … In Ordnung, Nefret. Deine Argumente sind unschlagbar und deine Drohungen entsetzlich. Ich kann dir nicht versprechen, daß ich den gleichen Großmut wie Vater gegenüber Mutter an den Tag lege; schließlich hat er einige Jahre Erfahrung. Aber ich werde mein Bestes tun.«
    »Gebt mir eure Hände darauf.« Sie reichte jedem der beiden eine Hand.
    »Einer für alle und alle für einen«, sagte David lächelnd.
    »Also«, sagte Ramses, »was ist nun mit Dutton Scudder?«
13. Kapitel
Es gibt Situationen, in denen eine freie Meinungsäußerung nicht nur unangebracht, sondern auch kontraproduktiv sein kann.
    Cyrus’ Kutsche lieferte Mrs. Jones am darauffolgenden Morgen in aller Frühe vor unserer Haustür ab. Mir fiel auf, daß sie im Gegensatz zu ihrem spitzenbesetzten Seidengewand vom Abend zuvor ein sportliches Tweedkostüm und dazu kräftige Wanderschuhe trug. Ich zog daraus keine Schlüsse. Cyrus hatte vielleicht veranlaßt, daß sie an der Fähre abgeholt wurde. Bei Sonnenaufgang.
    Ich war wie üblich als erste fertig angezogen. Und da ich es liebe, den Sonnenaufgang über den östlichen Klippen zu beobachten, saß ich auf der Veranda, als die Dame eintraf. Sie wirkte ein wenig verstört. Ich fragte sie, ob sie es sich anders überlegt hätte. Sie antwortete mir, ohne zu zögern, daß sie das nicht habe. Dann setzte sie sich und blickte schweigend über den Fluß, während sie an dem von Ahmet servierten Tee nippte.
    Als das Licht stärker wurde, schien die Landschaft neu zu entstehen. Die rote aufgehende Sonne schimmerte über dem Wasser. Auf der anderen Seite des Flusses verfärbten sich die entfernten Felsen des Wüstenplateaus von Grau über Violett in Blaßrosa. Die breite Krempe ihres Hutes hüllte ihre obere Gesichtshälfte in Schatten, so daß die Entschlossenheit ihrer zusammengepreßten Lippen und ihr Kinn noch stärker betont wurden. Nach einer Weile sagte sie so leise, als spräche sie zu sich selbst: »Von einem solchen Schauspiel kann man einfach nicht genug bekommen.«
    »Das kommt auf den persönlichen Geschmack an«, erwiderte ich.
    »Praktisch veranlagt wie immer, Mrs. Emerson.« Sie drehte sich zu mir um. Der traurige Ausdruck, den ich an ihr bemerkt hatte – oder geglaubt hatte, zu bemerken –, war ihrem Katzenlächeln gewichen.
    »Ich bin schöngeistigen Vorstellungen nicht abgeneigt, Mrs. Jones, aber alles zu seiner Zeit. Ich höre die anderen, und ich glaube, daß das Frühstück auf dem Tisch steht. Sollen wir hineingehen?«
    Die beiden, die ich gehört hatte, waren Nefret und Emerson. Er rückte ihr gerade den Stuhl zurecht, als wir eintraten, und er begrüßte Mrs. Jones mit einer genialen, um nicht zu sagen, banalen Floskel.
    »Frisch und früh, wie ich sehe.

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