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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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das nicht so gemeint hast«, pflichtete ich ihm bei und entfernte einen größeren Gesteinspartikel.
    Ich weiß nicht, wie ihm das gelungen war, aber die Haut rings um seinen Schnurrbart war relativ unversehrt.
    Ich war versucht, ihn ein Stück kürzer zu schneiden, denn er hing an den Enden herunter. Aber Emerson beobachtete mich mit einem Ausdruck auf seinem Gesicht, der mir zu erkennen gab, daß er noch nicht vergessen hatte, wie ich ihn von seinem heißgeliebten Bart befreit hatte, als er sich an der Wange verletzt hatte. Die Wange zu rasieren war absolut notwendig gewesen, aber Emerson grollte mir im stillen immer noch.
    »So, das sollte reichen«, sagte ich. »Nefret, würdest du mir bitte … Entschuldigung, mein Liebes; bleib sitzen und trink einen Schluck Wein, du bist immer noch recht blaß.«
    »Vor Wut«, sagte Nefret. Sie hatte Ramses mit dem taxierenden Blick eines Chirurgen inspiziert, der sich entscheiden mußte, wo er sein Skalpell ansetzen sollte. Jetzt sah sie David mit dem gleichen distanzierten Blick an. »Siehst du auch so aus?«
    David griff an seinen Hemdkragen, als befürchtete er, sie würde ihm das Hemd herunterreißen. »Wie denn?« fragte er verunsichert.
    »Lassen wir das. Vermutlich siehst du so aus. Männer!« Nefret nahm das Glas, das ich ihr hinhielt, und reichte es Ramses.
    »Ich nehme nicht an …« begann er.
    »Es ist kein Whiskey«, sagte ich.
    Ramses zuckte die Schultern und schüttete den Wein hinunter. Es war eine recht gute Spätlese, und der Wein hätte mehr Sachverstand verdient, aber ich ersparte mir jeden Kommentar – und machte auch keine Einwände, als Emerson nach einem fragenden Blick auf mich das Glas erneut füllte.
    Als ich meine medizinischen Instrumente gereinigt und mich wieder hergerichtet hatte, nahm ich den Whiskey-Soda, den Emerson mir eingeschenkt hatte, dankend an und setzte mich. »Es macht ganz den Eindruck«, wiederholte ich, »daß Colonel Bellinghams Sorge um seine Tochter nicht unbegründet war. Du erzählst uns nun besser, was wirklich vorgefallen ist, Ramses, damit wir die Situation genau bewerten können.«
    »Ach, zum Teufel«, fluchte Emerson. »Ich weigere mich, die Situation zu bewerten oder in sie hineingezogen zu werden.«
    »Bitte, Emerson. Räume Ramses wenigstens ein, daß er mit seinen Erklärungen fortfährt.«
    Sekhmet war auf Ramses’ Schoß gesprungen und fing an zu schnurren. »Dieses Vieh ist wie ein Felltorpedo«, sagte Ramses und betrachtete die Katze mißfällig. »Sehr gut, Mutter. Die Geschichte ist rasch erzählt.«
    Ich glaubte nicht, daß das der Fall war, denn Kürze war keine von Ramses’ Stärken. Zu meiner Überraschung hielt er allerdings Wort.
    »Miss Bellingham und ich standen etwa auf der Mitte der Treppe und unterhielten uns«, begann er. »Plötzlich wandte sie sich von mir ab und deutete auf die Gärten. ›Schau mal da‹, rief sie. ›Ist das nicht zu süß!‹ Oder etwas in der Art, aber ich sah nichts oder niemanden, den ich als – äh – ›süß‹ hätte bezeichnen können, aber als sie losrannte, bin ich natürlich hinter ihr her. Sie ist sehr schnell. Ich erreichte sie erst wieder, als sie schon ein ganzes Stück in den Park hineingelaufen war. Es war dunkel. Die Gaslaternen in der Umgebung schienen bereits verloschen zu sein …«
    »Oder zerbrochen«, unterbrach ich ihn. »In deinen Verletzungen waren Glassplitter.«
    Ramses bedachte mich mit einem schiefen Seitenblick. »Ich dachte mir schon, daß dir das auffällt. Um mich kurzzufassen: Sie stand ganz still im Schatten eines gewaltigen Exemplars der Euphorbia pulcherrima, als ich sie fand. Sie wollte mir gerade erzählen, daß sie verfolgt wurde, als ich sie unterbrach; ich war leicht erzürnt über ihr rücksichtsloses Verhalten. Ich versuchte, sie davon zu überzeugen, sofort umzukehren, als jemand aus dem Gebüsch gelaufen kam und mich über den Haufen rannte. Nein, Mutter, ich konnte ihn nicht erkennen, weder da noch später; er trug natürlich eine Maske, und es war, wie ich bereits erwähnte, sehr dunkel. Ich fiel recht unsanft, aber es war nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte, denn ich war sogleich wieder auf den Beinen. Es gelang mir, seinen ersten Angriff abzuwehren, und dabei wurde ich leicht verletzt. Schließlich fiel er ein oder zwei Schritte zurück, und dann fing Miss Bellingham an zu schreien – meiner Meinung nach irgendwie verspätet. Er rannte weg. Sie fiel in Ohnmacht. Ich hob sie auf und kam zurück.«
    Er trank

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