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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ohnmächtig.«
    Inzwischen hatte sie den Kampf aufgegeben, und ihre Hände lagen reglos auf seiner Brust. »Ich habe nicht die geringste Absicht, in Ohnmacht zu fallen«, sagte sie und wandte sich ihrem Publikum zu. »Warum zum Teufel glotzen Sie eigentlich so?« fragte sie.
    Der Engländer und der Amerikaner tauschten verwirrte Blicke aus. »Scheint eine Familienfehde zu sein«, sagte letzterer.
    »Ganz recht. Es geht Sie überhaupt nichts an.«
    »Du kannst mich ruhig loslassen«, sagte Nefret zu Emerson. »Ich werde nicht weglaufen.«
    »Habe ich dein Ehrenwort darauf?«
    »Ja, Sir.«
    Vorsichtig lockerte Emerson seinen Griff. Nefret richtete ihr Haar und nahm einen Spiegel aus ihrer Abendtasche.
    Ich hob meinen Sonnenschirm und richtete ihn auf die gaffende Menge. »Manche Leute haben leider ein unverfrorenes Interesse an den Angelegenheiten anderer Menschen. Wenn Sie jetzt bitte verschwinden würden. Die Vorstellung ist beendet.«
    Das war sie jedoch leider nicht.
    Eine Bewegung auf dem nur schwach beleuchteten Weg, der in den Park führte, lenkte alle Blicke in diese Richtung. Die Zuschauer wichen zurück, als eine Gestalt auftauchte und sich dem Licht der Gaslaterne näherte.
    Ramses hatte seinen Hut verloren. Das war nichts Ungewöhnliches. Was allerdings selbst für Ramses ein wenig ungewöhnlich war, war das Blut, das eine Hälfte seines Gesichts sowie das rosafarbene Seidenkleid des Mädchens bedeckte, das er auf den Armen trug. Sie schien bewußtlos zu sein, obwohl in mir langsam der Verdacht aufkeimte, daß noch lange nicht alles stimmte, was Dolly Bellingham so vorgab. Ihr Kopf lehnte an seiner Schulter, und ihr gelöstes Haar fiel wie eine silberne Kaskade über seinen Arm.
    »Entschuldigung, daß ich mich verspätet habe«, meinte Ramses. »Ich versichere euch, die Verzögerung war unvermeidbar.«
    »Offensichtlich war die Sorge des Colonels um seine Tochter nicht unbegründet«, bemerkte ich.
    Mehr als eine Stunde war vergangen, und wir hatten uns alle im Salon der Amelia versammelt. Die junge Dame hatten wir ihrem Vater ausgehändigt, der aufgrund von Emersons überlautem Rufen aus dem Park geflohen war, und hatten Ramses sowie uns selbst in die wartende Droschke gepfercht. Ramses hatte sich hartnäckig geweigert, irgendwelche Fragen zu beantworten, statt dessen hatte er eine Ohnmacht vorgetäuscht, was bei ihm aber nur halb so glaubwürdig wirkte wie bei Miss Bellingham. Sie hatte sich keine Verletzung zugezogen; das Blut auf ihrem Kleid stammte von einer Schnittwunde auf Ramses’ Oberarm. Sein nagelneuer Mantel war hoffnungslos ruiniert.
    Sobald wir die Dahabije erreicht hatten, erklärte er, daß es ihm wieder hervorragend ginge und er mich nicht begleiten wollte, um sich von mir seine Wunden behandeln zu lassen. Also brachte ich meine medizinische Ausrüstung in den Salon und genoß mit Genugtuung den Anblick eines vor Überraschung und Verärgerung plötzlich völlig hilflosen Ramses, als wir ihn überwältigten und ihn zwangen, Jackett und Hemd abzulegen.
    Er mußte wohl den ganzen Sommer über halbnackt herumgelaufen sein, denn sein Oberkörper war genauso tiefbraun wie sein Gesicht. Nachdem er sich beruhigt hatte, durfte ich seinen Arm bandagieren, aber er ließ nicht zu, daß ich den Schnitt mit einigen Stichen nähte, sondern bemerkte, daß Narben unter den Beduinen als Zeichen von Männlichkeit gewertet wurden, was meiner Meinung nach wohl den Versuch eines Scherzes darstellen sollte. Er hatte sich während des Sommers verschiedene weitere Exemplare eingehandelt, dazu eine nette Anzahl verblassender blauer Flecken. Einige der Quetschungen deuteten dem mißtrauischen Gemüt einer Mutter in starkem Maße an, daß er sich geprügelt hatte. Ein weiteres Zeichen für Männlichkeit – dachte ich mir –, und das nicht nur unter den Beduinen. Zu diesem Zeitpunkt verbiß ich mir jeden Kommentar und konzentrierte mich statt dessen darauf, Sand- und andere Schmutzpartikel aus den Schrammen in seinem Gesicht zu entfernen.
    »Du bist auf den Weg gestürzt, nicht wahr?« fragte ich und versuchte mich an einer der tieferen Blessuren. »Macht dir das eigentlich Spaß?« konterte Ramses. »Sprich nicht in diesem Ton zu deiner lieben Mama«, sagte Emerson, der Ramses’ Kopf hielt, damit er sich nicht bewegte.
    Das Geräusch, das Ramses daraufhin von sich gab, hätte ein Stöhnen oder ein Auflachen sein können – allerdings lachte er so gut wie nie. »Entschuldigung, Mutter.«
    »Ich weiß, daß du

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