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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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wir beobachteten, wie er sich entfernte.
    »Also?« sagte ich.
    »Also, ich denke nicht, daß ich diesen interessanten Vorschlag verfolgen werde. Was meinst du?«
    »Ich kenne dich viel zu gut, um so etwas auch nur in Erwägung zu ziehen«, entgegnete ich. »Du hast eine Abneigung gegen Colonel Bellingham, obwohl ich nicht verstehe, warum.«
    »Ich muß nicht unbedingt einen Grund haben, um einen Menschen nicht ausstehen zu können«, erklärte Emerson.
    »Das ist richtig«, gab ich zu.
    Emerson sah mich belustigt an. Nachdem er seine Pfeife ausgeklopft hatte, steckte er sie in seine Jackentasche und erhob sich. »Ich weiß nicht, worauf Bellingham hinauswollte. Davis hat den Ferman für das Tal der Könige, und Maspero hätte keinen Grund, diesen Erlaß zurückzunehmen. Komm, meine Liebe, die Kinder warten schon auf uns.«
    Eines von ihnen jedenfalls. Nefret stand am Hoteleingang und blickte nach draußen.
    »Wo sind die anderen?« fragte ich.
    »David wollte eine Droschke mieten. Und Ramses …« Sie drehte sich abrupt zu mir um und platzte heraus: »Sie sind in die Gärten gegangen. Sie standen zusammen auf der Treppe – nachdem Miss Dolly David und mir klargemacht hatte, daß unsere Gesellschaft unerwünscht war –, und dann rannte sie plötzlich über die Straße. Ramses lief hinter ihr her.«
    Die Ezbekieh-Gärten bedecken ein Gebiet von mehr als acht Hektar. Zu jeder Tageszeit bieten sie angenehme Aufenthaltsmöglichkeiten; man findet dort Cafés und Restaurants, aber auch seltene Pflanzen und Bäume. Nach Einbruch der Dämmerung sind sie mit ihrem schwachen Gaslaternenlicht sogar noch romantischer als der Maurische Salon im »Shepheard«. Auf gar keinen Fall sind sie der passende Ort, den eine junge, unverheiratete Dame aufsuchen sollte, selbst wenn sie sich in Begleitung befindet.
    Colonel Bellingham, der – wie ich vermutete – vergeblich im Hotel nach ihr Ausschau gehalten hatte, stürzte auf uns zu. »In die Gärten, sagten Sie?« brüllte er. »Gütiger Himmel! Warum haben Sie sie denn nicht aufgehalten?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, rannte er die Treppe hinunter.
    »Das war bestimmt nicht deine Aufgabe«, versicherte ich Nefret. »Ich bin sicher, daß nicht der geringste Anlaß zur Sorge besteht. Trotzdem sollten wir sie vielleicht besser suchen.«
    Emerson hielt Nefret zurück, als diese Hals über Kopf die Eingangstreppe hinunterrennen wollte. »Ramses wird sie finden und zurückbringen«, sagte er. »Ich sehe, David hat eine Droschke gefunden; nun kommt schon, meine Lieben.«
    Nefret weigerte sich, in die Kutsche zu klettern. »Bitte, Professor, laß meinen Arm los«, bat sie. »Du tust mir weh.«
    »Du tust dir selbst weh, Kind«, sagte Emerson mit wachsender Verärgerung. »Hör endlich auf, dich gegen mich zur Wehr zu setzen. Glaubst du wirklich, ich ließe dich allein diese dunkle Lasterhöhle betreten? Nun gut, wir können bis zum Eingang gehen, aber keinen Schritt weiter. Hölle und Verdammnis!«
    »Was ist passiert?« fragte David aufgebracht.
    »Nichts ist passiert«, sagte ich. »Miss Bellingham ist in den Park gelaufen und Ramses ihr gefolgt, das ist alles. Ich weiß nicht, was in Nefret gefahren ist. Normalerweise ist sie wesentlich vernünftiger.«
    »Vielleicht sollten wir sie begleiten.« David bot mir seinen Arm.
    Wir bahnten uns unseren Weg durch das emsige Treiben, mußten dabei Bettler und Händler mit dubiosen Waren abwehren und Kutschen, Kamelen und flanierenden Touristen ausweichen. Eine kleine Menschenansammlung hatte sich am Eingang der Gärten zusammengefunden; als wir darauf zuliefen, hörte ich Nefrets aufgeregte Stimme und Emersons laute Erwiderung. Es war, so muß ich leider sagen, ein Fluch.
    Ich mußte meinen Sonnenschirm einsetzen, um mich durch die gaffenden Zuschauer zu zwängen, und ich glaube, daß unsere Ankunft Emerson vor tätlichen Übergriffen der umstehenden Herren bewahrte. Er hatte beide Arme um Nefret gelegt, die mit den Fäusten auf seinen Brustkorb eintrommelte und ihn aufforderte, sie in den Park gehen zu lassen.
    »Eine Schamlosigkeit!« schrie einer der Beobachtenden. »Man muß die Polizei rufen.«
    »Ich schätze, das wird nicht notwendig sein«, sagte ein weiterer Mann, der seine Hände zu Fäusten geballt hatte. »Lassen Sie die Dame sofort los, mein Herr.«
    »Einen Teufel werde ich tun«, fluchte Emerson. »Ach, da bist du ja, Peabody. Versuch du doch mal, diesem Mädchen Verstand … Nefret! Gütiger Himmel, Mädchen, werd’ jetzt nicht

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