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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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sollten auch nicht an Vergnügungen denken, solange Ihr Vater krank ist. Emerson, bring sie zu Dr. Willoughbys Kutsche und hilf ihr beim Einsteigen.«
    Dolly war das zwar auch nicht gewohnt, aber wenn ich diesen Ton anschlage, widersprechen mir nur die wenigsten, und mein geliebter Emerson beeilte sich, meinen Anweisungen zu folgen. Während er Dolly begleitete, ging ich mit Dr. Willoughby, um dem Colonel behilflich zu sein, der bereits aufrecht im Bett saß und tatsächlich fast schon wieder der Alte war. Nachdem er sich bei mir bedankt hatte, fügte er bedeutsam hinzu: »Wir müssen noch vieles besprechen, Mrs. Emerson. Darf ich Sie um ein Gespräch bitten, sobald Sie sich …«
    »Sie müssen sich dazu in der Lage fühlen, Colonel«, unterbrach ich ihn. »Wir werden dieses Gespräch, auf das ich ebenso gespannt bin wie Sie, führen, sobald Dr. Willoughby entscheidet, daß Sie wieder genesen sind.«
    »Um einen weiteren Schock ertragen zu können? Haben Sie keine Angst, Mrs. Emerson. Es gibt nichts, was mich noch schmerzvoller treffen könnte als das, was ich heute gesehen habe. Was auch immer sich daraus ergibt …«
    »Ich verstehe«, sagte ich, denn Dr. Willoughby, der hinter ihm stand, schüttelte bedeutsam den Kopf und zeigte auf die Tür. »Ich darf mir erlauben zu sagen, daß letztlich alles richtiggestellt wird.«
    So leicht war er allerdings nicht loszuwerden; er bestand darauf, mir und Emerson die Hand zu schütteln und sich erneut bei uns zu bedanken. Den Jungen war die Flucht gelungen, zusammen mit ihren Pferden. Sie tauchten erst wieder auf, als die Kutsche losgefahren war. Als Ramses meinen kritischen Blick bemerkte, sagte er: »Hast du etwas dagegen, wenn wir uns zum Abendessen nicht umziehen, Mutter? Es ist schon spät, und Vater hat uns darum gebeten, heute abend noch an der … heute abend noch zu arbeiten.«
    »Ja, ganz recht«, sagte Emerson. »Setz dich, meine liebste Peabody. Leg deine Füße hoch, und ich werde dir deinen Whiskey-Soda bringen. Du hattest einen anstrengenden Tag, aber ich muß gestehen, meine Liebe, daß du dich – abgesehen von ein, zwei verzeihlichen kleinen Fehlern – nie besser geschlagen hast. Du bist die Bellinghams recht elegant losgeworden.«
    Ich akzeptierte den Whiskey. Über seine Naivität konnte ich allerdings nur den Kopf schütteln. Wir waren die Bellinghams nicht losgeworden – im Gegenteil! Dolly schien eine unerklärliche Schwäche für Ramses entwickelt zu haben, und mir hatte die Art, wie der Colonel Nefret beim Abschied betrachtet hatte, überhaupt nicht gefallen. Er hatte sogar einen leichten Handkuß angedeutet. Der Colonel hätte ihr Großvater sein können, aber er war vermutlich so borniert, daß ihm das unwichtig erschien. Wie die meisten Männer. Und er war jetzt Witwer. »Es ist Mrs. Bellingham«, sagte ich.
    Auf meine Worte folgte feierliche Stille. Ich zweifelte nicht daran, daß auch die anderen das glaubten, denn niemand fragte, wie ich das gemeint hatte. Ramses sprach als erster.
    »Wenn das stimmt – und wir müssen ja noch die definitive Identifizierung vornehmen –, wie kam sie dann von Kairo zu einem Grab in den Bergen von Theben?«
    »Das ist nur eine von vielen unbeantworteten Fragen«, erwiderte ich.
    Nefret winkelte ihre Beine an und schlang die Arme um ihre Knie. »Der Colonel kann sie nicht dorthin gebracht haben.«
    »Eine noch nicht bewiesene Vermutung«, meinte Ramses kühl.
    »Trotzdem eine berechtigte Vermutung«, sagte ich. »Dies ist seine erste Ägyptenreise seit dem Verschwinden seiner Frau. Seine Aktivitäten während seines früheren Besuchs waren der Öffentlichkeit sicherlich bekannt. Den Körper zu präparieren, ihn zu transportieren, eine geeignete Begräbnisstätte zu finden und vorzubereiten, und diesen Ort dann zu verheimlichen – diese Handlungen hätten Wochen, vielleicht sogar Monate in Anspruch genommen.«
    »Warum würde ein Mann denn überhaupt so etwas tun?« meinte David, und seine Lippen zitterten bei dieser Frage.
    »Nun«, fing ich an.
    »Sag’s nicht, Peabody!« schrie Emerson.
    »Ich sehe, es ist nicht erforderlich. Ihr habt ebenfalls alle daran gedacht. Doch augenblicklich ist jede Spekulation zwecklos; eine Untersuchung der Leiche erklärt vielleicht, wie sie starb.« Nachdem ich Emersons wütenden Gesichtsausdruck voller Sorge beobachtet hatte, fügte ich hinzu: »Vielleicht aber auch nicht. Gönn dir noch einen Whiskey, Emerson, ich bitte dich. Es gibt noch eine weitere mögliche Erklärung

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