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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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abschätzig, »ein blutrünstiges kleines Wesen. Fast wie eine Katze – weich und schnurrend und dabei gewissenlos und grausam.«
    Als wir uns am nächsten Morgen zum Frühstück versammelten, krempelte Nefret ein Hosenbein hoch und deutende stolz auf einen Strumpf, der an zwei Stellen gestopft war. Das Gestopfte sah ziemlich schäbig aus. Ich entschied, das nicht zu erwähnen, und wies auch nicht darauf hin, daß manche Menschen es unschicklich finden könnten, einen Unterschenkel, selbst wenn es sich dabei um einen bestrumpften Unterschenkel handelte, drei männlichen Personen vorzuführen. Keiner von ihnen schien auch nur im mindesten interessiert zu sein, außer Emerson, der anerkennend sagte: »Sehr schön, mein Liebes.«
    Auch ich lobte sie und empfahl ihr, ihre Stiefel wieder anzuziehen, was sie auch tat. Ramses kündigte an, daß er sich das Grab kurz ansehen wolle, bevor er mit seiner eigenen Arbeit anfinge. Als wir uns aufmachten, kam die Sonne gerade hinter den Klippen des Ostufers hervor; die Luft war frisch, und die langen, grauen Schatten spendeten angenehme Kühle.
    Einige unserer Männer waren bereits vor uns eingetroffen und hatten die Felsen beiseite geschafft, die Emerson gegen die Tür gerollt hatte, damit diese an Ort und Stelle blieb. »Es gibt kein Anzeichen für ein Eindringen«, berichtete Abdullah.
    Emerson nickte. »Selbst unsere ehrgeizigen Nachbarn aus Gurneh brauchten einige Zeit, um den Schutt im Durchgang zu entfernen. Wenn wir heute oder morgen auf irgend etwas Interessantes stoßen, werden wir zusätzliche Vorkehrungen treffen.«
    Wir folgten ihm die Treppe hinunter. Abdullah sah schon wesentlich glücklicher aus. Ein unbekanntes Grab zu entdecken war seine Vorstellung von Archäologie. Eine Vorstellung, die die meisten Archäologen einschließlich mir teilten.
    Emersons Kraft und Energie waren übermenschlich, aber selbst er hatte nur einen geringen Teil des Gerölls beiseite räumen können. Es reichte jedoch aus, um die Richtigkeit seiner Vermutung zu beweisen. Ein kleiner Teil des ursprünglichen Steinbodens wurde jetzt unter der Türschwelle sichtbar, und er krümmte sich tatsächlich im gleichen Winkel wie die Decke. Viel mehr war nicht zu erkennen. Das andere Ende des Gewölbes, dort, wo die Decke abflachte und auf den Schutt des Bodens traf, war dunkel.
    Mit gesenktem Kopf und einer Kerze in der Hand schlüpfte Ramses an mir vorbei. Ich ging die Treppe wieder hinauf. Abdullah war mir vorausgegangen; er hatte nur einen kurzen Blick gebraucht und bereits seinen Männern Anweisungen erteilt.
    »Was meinst du, Abdullah?« fragte ich.
    Abdullah zuckte die Schultern.
    Ich glaubte zu wissen, warum er mir gegenüber so wortkarg war; es hatte nichts mit der Schwierigkeit der Aufgabe zu tun, die vielleicht vor ihm lag. Nein, es war die seltsame von uns entdeckte Mumie, die ihn beunruhigte. Ich rang mit mir, ob ich ihm erklären sollte, was wir wirklich entdeckt hatten, und dann fiel mir ein, daß er möglicherweise bereits einen Teil der Wahrheit kannte – so oder so – und daß es ungeschickt und unhöflich wäre, ihn nicht ganz ins Vertrauen zu ziehen.
    »Du hast dieses Grab nicht gekannt«, sagte ich, als entspräche das den Tatsachen.
    »Wenn ich es gekannt hätte, hätte ich es dir gesagt, Sitt.«
    »Na’am – natürlich. Aber irgend jemand hat es gekannt, Abdullah. Die unglückselige Dame, die wir gestern hier gefunden haben, ist vor nicht allzu langer Zeit hierhergeschafft worden.«
    »Innerhalb der letzten drei Jahre.«
    »Woher weißt du das?« fragte ich ihn respektvoll.
    Die ernste Miene des alten Mannes entspannte sich. Abdullah und ich waren immer Partner gewesen. Kein Mann hatte mir jemals bessere Dienste geleistet. Meine Verschlossenheit und mein Versäumnis, ihn nicht um Rat gefragt zu haben, hatten ihn tief verletzt.
    »Es war Wasser im Grab«, sagte er. »Es hat eine Spur an der Wand zurückgelassen. Die letzte große Springflut war vor drei Jahren. Wasser hat aber nicht den Umhüllungen oder dem losen Bodenbelag Schaden zugefügt.«
    »Das habe ich nicht bemerkt«, gab ich zu. »Du bist ein guter Beobachter und ein schlauer Mann, Abdullah. Kannst du die Gurnawis fragen und herausfinden, ob irgendeiner von ihnen dieses Grab kannte?«
    »Du glaubst, es war ein Mann aus Gurneh, der die Dame ermordet und dann hierhergebracht hat?«
    Abdullah hatte eine ganze Reihe von Freunden und Verwandten in dem kleinen Dorf. Er lehnte ihren unverbesserlichen Hang zur

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