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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Grabräuberei zwar ab, konnte es aber trotzdem nachvollziehen. Mord war dagegen etwas anderes – eine Sünde gegenüber Gott und ein Verbrechen, das den Fluch der Behörden über Männer bringen würde, die ein solches Aufsehen lieber vermieden.
    »Das bezweifle ich«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Es ist eher wahrscheinlich, daß der Mörder ein Fremder war. Aber die Männer von Gurneh kennen diese Klippen, wie andere Männer die Räume ihrer Häuser kennen. Ein Ausländer, ein Fremder in Ägypten, könnte diese Stätte nicht ohne Hilfe finden. Diese Hilfe wurde vielleicht sogar unwissentlich gewährt, Abdullah.«
    »Aywa.« Sichtlich erleichtert nickte Abdullah. »Ich werde es herausfinden, Sitt. Soll ich es dir und nicht dem Vater der Flüche sagen?«
    Ich lächelte ihn an. »Es wäre sicherlich besser, Abdullah. Aber du darfst ihn natürlich nicht anlügen, wenn er dich direkt darauf anspricht.«
    »Man darf den Vater der Flüche nicht belügen«, sagte Abdullah, als zitierte er Emerson. Sein linkes Augenlid zuckte, und ich bemerkte, daß der liebe alte Bursche zu zwinkern versuchte. »Aber ich werde mein Bestes versuchen, Sitt Hakim.«
    Auch ich zwinkerte ihm zu.
    Ramses machte sich kurz darauf auf den Weg, und die Arbeit wurde eifrig fortgesetzt. Ich wünschte, daß ich mir, genau wie Ramses, eine Ausrede zurechtgelegt hätte, um mich zu entfernen, denn wir machten nur langsam Fortschritte, und es war sehr langweilig. Es war reine Knochenarbeit, Körbe mit losem Geröll zu füllen und diese dann die Stufen hoch zu dem Abladeplatz zu transportieren, den Emerson einige Meter vom Eingang entfernt eingerichtet hatte. Für mich war nicht viel mehr zu tun, als die Steine zu untersuchen. Doch was die Männer fortgebracht hatten, war schlichtweg Dreck, der nicht einmal eine Tonscherbe oder einen Knochensplitter aufwies. Allerdings kennt ein aktiver Geist wie der meine keine Langweile. Da die archäologischen Aktivitäten frustrierend waren, kreisten meine Gedanken um das Verbrechen. Der geistesgestörte Scudder mußte diesen Teil des Durchgangs freigeräumt und ihn dann so eingeebnet haben, daß er eine Plattform bot, auf der der Leichnam aufgebahrt wurde. Warum hatte er sich nur solch enormer Mühen unterzogen? Der Mann war zweifellos verrückt, aber wie es Emerson bereits zutreffend erkannt hatte, hatte sein Irrsinn Methode. Und wie war es ihm gelungen, eine Grabstätte zu entdecken, die vorher unbekannt gewesen war?
    Ich war froh darüber, daß ich Abdullah zu Rate gezogen hatte. Das beweist wieder einmal, was die Bibel verkündet – tue Gutes, und dir wird Gutes widerfahren. Dadurch, daß ich meinen alten Freund eingeweiht hatte, hatte ich mir schließlich selbst gedient – oder, besser gesagt, der Gerechtigkeit gedient, denn es ist die Pflicht jedes Menschen, zur Aufklärung eines Verbrechens beizutragen. Selbst Emerson hatte zugeben müssen, daß wir einfach gezwungen waren, uns hier einzumischen.
    Und was war da besser, als so zu verfahren, wie ich (und Abdullah) es vorhatten? Der Mann, den wir suchten, mußte einige Zeit in Luxor verbracht haben. Er konnte das Grab nicht ohne die passive Mitarbeit mindestens eines oder sogar mehrerer Gurnawis entdeckt haben. Er war ihnen bekannt, sicherlich nicht als Dutton Scudder, jedoch unter einer anderen Identität, die er nach der Entführung und Ermordung von Mrs. Bellingham angenommen hatte. Sobald die Behörden in Kairo von den kürzlich gemachten Entdeckungen erfuhren, würden sie sicherlich die Jagd nach Scudder aufnehmen, aber es war unwahrscheinlich, daß sie von den Männern aus Gurneh irgend etwas erfuhren, da diese nicht mit der Polizei kooperierten.
    Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen, als ich daran dachte, wie Abdullah versucht hatte zu zwinkern. Er und ich waren erneut zu Verschwörern geworden; warum hatte ich eigentlich nicht bemerkt, wie sehr er diese Rolle liebte? Es bestand kein Anlaß, ihm seine unschuldige Freude zu nehmen, indem ich ihn darüber aufklärte, daß Emerson fundierte Kenntnis in dieser Angelegenheit hatte.
    Um halb drei holte ich Emerson aus dem Inneren des Grabes, plazierte ihn auf einen gemütlichen Felsen und reichte ihm eine Tasse kalten Tee. »Zeit zum Aufhören, Emerson. Außer einer kurzen Mittagspause arbeiten die Männer ununterbrochen seit sieben Uhr früh.«
    Emerson sagte: »Der Mörtel unter dem ersten Abschnitt ist aufgrund der ständigen Unwetter so hart wie Zement. Wir brauchen Spitzhacken und

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