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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Finsternis, von Händen, die sich in sein Gesicht krallten, seinen eigenen Händen, die vergeblich in der Luft herumfuchtelten, bis sie schließlich den rettenden Halt fanden. Erneut drehte sich ihm der Magen bei dem Geräusch splitternder Knochen um, erneut erhellte das kurze Aufflackern eines Streichholzes das Gesicht eines Toten. Und diesmal war es Davids Gesicht.
9. Kapitel
    Als ich am nächsten Morgen die Veranda betrat, hörte ich Stimmengemurmel und fragte mich, wer bereits so früh auf den Beinen war. Emerson hatte sich noch planschend und spritzend über der Waschschüssel vergnügt, als ich unser Schlafzimmer verlassen hatte, deshalb nahm ich an, daß es die Kinder waren. Ich befand mich im Irrtum.
    »Guten Morgen, Sir Edward«, sagte ich überrascht. »Und … Fatima?«
    »Um niemanden zu stören, wollte ich mich geräuschlos auf die Veranda stehlen«, erklärte er, während er sich erhob. »Aber diese reizende Frau fand mich und brachte mir Tee.«
    Fatima senkte den Kopf. »Sie hat mir die Güte erwiesen, mein Arabisch zu verbessern«, fuhr Sir Edward scherzhaft fort. »Ich hoffe, ich bin nicht zu früh gekommen. Ich wollte rechtzeitig genug hier sein, um Sie ins Tal zu begleiten, und ich kenne die Eigenheiten des Professors.«
    »Hervorragend«, sagte ich. »Die anderen werden gleich kommen, Fatima; du kannst das Frühstück servieren. Danke.«
    »Sie versteht Englisch?« Sir Edward lachte betreten. »Wenn ich das gewußt hätte, hätte ich ihr mein klägliches Arabisch erspart.«
    »Sie lernt Englisch und natürlich Lesen und Schreiben. Ehrgeiz, Intelligenz und Lerneifer sind nicht allein dem männlichen Geschlecht oder einer bestimmten Rasse vorbehalten, Sir Edward. Auf dieser Erde sind wir alle Brüder und Schwestern, und wenn allen Ägyptern Bildung ermöglicht …«
    »Schon wieder einer deiner Vorträge, Peabody?« rief Emerson durch die geöffnete Tür. »Guten Morgen, Sir Edward. Kommen Sie und frühstücken Sie mit uns, wir brechen in einer Viertelstunde auf!«
    Es dauerte eher eine halbe Stunde, bis wir das Haus schließlich verließen, da Ramses und Nefret in eine Auseinandersetzung gerieten. Sie wollte, daß er die Armschlinge trug, und er weigerte sich standhaft.
    »Du wirst deine Hand erneut verletzen«, beharrte sie.
    »Wenn das der Fall sein sollte, bin ich verflucht noch mal selbst dafür verantwortlich«, erwiderte Ramses.
    Ich bat Ramses, nicht zu fluchen, und Nefret meinte, er sei ein verdammt eigensinniger Bursche, und jeder steuerte seine Meinung bei, mit Ausnahme von Sir Edward, der höflicherweise Taubheit vorgetäuscht hätte, was allerdings wenig glaubhaft gewesen wäre, da unsere Debatte recht lautstark geführt wurde. Emerson setzte der Diskussion schließlich ein Ende, indem er noch lauter brüllte als alle anderen und uns zum sofortigen Aufbruch drängte.
    An diesem Tag war ich besonders froh darüber, daß wir es uns zu eigen gemacht hatten, für die Saison Pferde anzumieten, statt uns auf Esel oder Schusters Rappen zu verlassen. Auf einem kleinen Tier, kaum größer als man selbst, hat man das Gefühl, daß man irgendwie verletzlich ist – was ja auch zutrifft – und auch nicht viel schneller als zu Fuß vorwärts kommt. Die prächtigen Pferde der Jungen nahmen selbst Hindernisse von mehr als einem Meter, und auch unsere Pferde befanden sich in einem hervorragenden Zustand, insbesondere, nachdem ich sie in meine Obhut genommen hatte.
    Sir Edward hatte eines von Cyrus’ Reitpferden ausgeliehen. Das und die anderen Pferde erwarteten uns schon vor dem Haus. Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete ich Ramses und überlegte, wie er es wohl anstellen würde; natürlich hatte er in der Auseinandersetzung den kürzeren gezogen, und sein rechter Arm steckte in etwas Bettuchähnlichem, denn Nefret machte keine halben Sachen. Neugierig schnüffelte Risha an dem Stoff, schien schließlich die Probleme des Jungen zu ahnen und verlagerte sein Hinterteil in eine Position, die Ramses das Aufsitzen erleichterte.
    Wir ließen die Pferde auf der Eselkoppel zurück. Die Männer waren unter der Führung von Abdullah bereits bei der Arbeit. Eine helle Staubwolke umgab den Eingang von Nr. 5, aus dem unsere zuverlässigen Burschen einen Korb Geröll nach dem anderen schleppten. Der Lärm der Spitzhacken ertönte aus dem Innern. Fluchend riß sich Emerson seinen Mantel von den Schultern und warf ihn zu Boden. »Zu spät!« schrie er als allgemeingültige Beschuldigung und stürzte sich ohne

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