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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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tun. Schließlich ist jeder frei in seinen Entscheidungen. Wir können lediglich raten und warnen, aber wir können ihnen nichts befehlen.«
    Wir gaben Selim die Briefe und wünschten ihm und Daoud eine gute Reise. Daoud umarmte David und schüttelte Ramses und Emerson die Hand. Er war ein sehr stiller Mann, aber er hatte jedes Wort überaus aufmerksam verfolgt und war offensichtlich erfreut und stolz, daß man ihn für eine so wichtige Mission ausgewählt hatte. Kurz darauf trennten wir uns. Emerson verschwand Arm in Arm mit Nefret; mir war klar, daß er irgendeine fadenscheinige Ausrede anbringen würde, um ihr Zimmer durchsuchen zu können, bevor sie es betrat. Ich folgte Ramses und holte ihn vor seiner Zimmertür ein. »Ja, Mutter?« Fragend hob er eine Augenbraue. »Wie geht es deiner Hand? Möchtest du, daß ich sie mir einmal anschaue?«
    »Nefret hat den Verband vor dem Abendessen gewechselt.«
    »Etwas Laudanum als Einschlafhilfe?«
    »Nein, danke.« Mich beobachtend, wartete er einen Augenblick. Dann sagte er: »Du hast mich keiner Gefahr ausgesetzt, Mutter. Du hast verflucht alles getan, um mich davon fernzuhalten.«
    »Hör auf zu fluchen, Ramses.«
    »Verzeihung, Mutter.«
    »Gute Nacht, mein Schatz.«
    »Gute Nacht, Mutter.«
    Schon seit langem hatte ich es aufgegeben, meine Familie vom sonntäglichen Kirchgang zu überzeugen. Ihr religiöser Hintergrund war, gelinde gesagt, unterschiedlich. Davids Vater war Christ gewesen, zumindest auf dem Papier, obwohl er Abdullahs bildhaften Worten nach »Gott verfluchte«, als er starb. Nefret war Hohepriesterin der Isis in einer Gemeinschaft gewesen, die die alten ägyptischen Götter verehrte, und ich hatte den schrecklichen Verdacht, daß sie ihren Glauben an diese heidnischen Gottheiten nicht völlig abgelegt hatte. Vielleicht teilte sie Abdullahs heidnisch geprägte Einstellung: »Es kann nicht schaden, sich gegen das zu schützen, was nicht wahr ist!« Emersons äußerte seine Ansichten zum Thema Religionsgemeinschaften eher blasphemisch bis brutal, und sofern Ramses irgendeine Meinung vertrat, so behielt er sie jedenfalls für sich. Also war der Sonntag für uns ein Arbeitstag wie jeder andere, da wir unseren muslimischen Arbeitern den Freitag als Ruhetag einräumten. Deshalb waren wir schon am frühen Morgen auf den Beinen, um uns auf den Weg ins Tal zu begeben. Die Nacht war ruhig und ohne jeglichen Zwischenfall verlaufen.
    Im Verlauf des Vormittags gesellte sich Ned Ayrton zu uns und nahm eine kleine Erfrischung zu sich, wie es seine Angewohnheit geworden war. Lassen Sie mich klarstellen, daß das keineswegs eine Anspielung auf seine Arbeitsmethode darstellte, die absolut diszipliniert war. Viele Exkavatoren legen erst nach mehreren Arbeitsstunden eine Pause ein. Wir machten immer gegen zehn Uhr morgens eine kleine Teepause, und Ned ebenfalls. Ich glaube nicht, daß man mich der Eitelkeit bezichtigt, wenn ich sage, daß er unsere Gesellschaft sehr genoß. Auf Emersons bohrendes Nachfragen hin erwiderte er, daß seine Männer die rechteckige Fläche aushoben, die sie am Tag zuvor entdeckt hatten. »Dabei handelt es sich um eine langwierige Arbeit«, erklärte er. »Der Kalkstein hat sich mit Wasser vollgesogen und ist hart wie Zement.«
    »Kein gutes Zeichen«, meinte Emerson und rieb sein Kinn.
    »Nein. Bleibt nur zu hoffen, daß die Nässe nicht weiter vorgedrungen ist, falls sich darunter ein Grabeingang befindet. Nun, ich habe lange genug pausiert; Ihre angenehme Gesellschaft, Mrs. Emerson, ist dafür verantwortlich.«
    Nachdem er gegangen war, sagte ich: »Mr. Davis’ Erwartungen sind so hoch, daß sie Ned ziemlich nervös machen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er dort, wo er jetzt gräbt, irgend etwas finden wird.«
    »Hmmm«, meinte Emerson.
    Ich bin überzeugt, daß mein Gatte einen sechsten Sinn für solche Sachen besitzt. Als wir am Spätnachmittag unsere Arbeit einstellen wollten, rannte Ned auf uns zu, um uns die Neuigkeit zu berichten. »Heureka!« lautete sein erstes und für eine Weile letztes Wort; er war zu sehr außer Atem, um weiterzusprechen. »Ah«, sagte Emerson. »Sie haben einen Grabeingang gefunden, nicht wahr?« »Ja, Sir. Wenigstens in Stein gehauene Stufen. Ich dachte mir, daß Sie sie sich vielleicht anschauen wollen.« Das war eine höfliche Umschreibung gewesen. Keine zehn Pferde hätten Emerson davon abhalten können! Wir anderen folgten ihnen.
    Die Öffnung lag exakt rechts neben dem offenen Eingang der Grabstätte

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