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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Daoud saßen noch im Zug. Sie würden erst am späten Abend in Kairo eintreffen und hatten dann noch die kurze Reise nach Alexandria vor sich. Wenn er sich nicht verspätete, lief der Dampfer bald im Hafen ein, wo er vor Anker ging; die Passagiere würden erst am nächsten Morgen von Bord gehen. Erst viel später an selbigem Tag konnten wir mit irgendwelchen Nachrichten rechnen, denn die Erklärungen und Entscheidungen würden Zeit in Anspruch nehmen, und es war durchaus möglich, daß Walter sich für eine Weiterreise nach Kairo entschied, wo wir für ihn und seine Familie Zimmer im Shepheard’s gebucht hatten. Lia nach England zurückreisen zu lassen, ohne daß sie auch nur einen Blick auf die Pyramiden und die Sphinx hatte werfen dürfen, wäre nach der langen Vorfreude überaus grausam; ein liebender Vater wie Walter würde ihr diese Bitte sicherlich nicht abschlagen können. Wenn sie eine Zeitlang in Kairo blieben, konnte ich sie vielleicht dort besuchen und mich etwas umsehen …
    Genug der Vermutungen! Ich würde noch mindestens weitere 24 Stunden warten müssen, ehe ich erfuhr, wie sie sich entschieden hatten.
    Ich kam zu dem logischen Schluß, daß Grübeln keinen Sinn hatte. Es gab ohnehin nichts, was wir an diesem Abend hätten unternehmen können.
    Ich bemerkte, daß die anderen ausgehfertig waren und daß selbst Emerson versöhnt – wenn nicht sogar euphorisch – wirkte. Er zettelte den üblichen Streit hinsichtlich formeller Kleidung an, den ich, wie gewohnt, gewann.
    Cyrus hatte uns seine Kutsche geschickt. Da sie nicht genügend Raum für uns alle bot, verkündete Sir Edward, daß er sein Pferd nähme. Als ihm auffiel, daß Sir Edward und die Jungen keinen Abendanzug trugen, warf mir Emerson einen vorwurfsvollen Blick zu. Ich befand mich sicherlich nicht in der Position, Sir Edward Vorschriften zu machen; als ich Ramses zur Rede gestellt hatte, erklärte er mir in epischer Breite, daß es zu schwierig sei, mit einer Hand die Knöpfe zu verschließen.
    Dieses eine Mal ließ ich seine Ausrede gelten, richtete jedoch noch eine weitere Frage an ihn. Ich hatte befürchtet, daß er seine verletzte Hand als Vorwand dafür verwenden könnte, sich einen Bart stehen zu lassen; Männer scheinen dieses verfluchte Gestrüpp im Gesicht zu mögen.
    Er war jedoch glattrasiert, und während ich seine Krawatte und seinen Hemdkragen geraderückte, fragte ich ihn, wie ihm das gelungen war.
    »Schon seit vielen Jahren benutze ich einen Rasierapparat, Mutter«, lautete seine Antwort. »Es erstaunt mich, daß du das nicht weißt.«
    »Ich habe nicht die Angewohnheit, deine persönlichen Habseligkeiten zu durchwühlen, Ramses«, sagte ich. »Natürlich nicht, Mutter. Ich wollte damit keineswegs zum Ausdruck bringen …«
    Emerson unterbrach uns mit der von ihm bei solchen Gelegenheiten geäußerten Bemerkung: »Wenn es schon sein muß, dann lassen wir es hinter uns bringen.« Die Stromversorgung, die häufig unzuverlässig war, schien an diesem Abend zu funktionieren. Die Fenster des Schlosses schimmerten einladend hell in der Dunkelheit, und Cyrus erwartete uns bereits. Er hatte nur Zeit für die Frage »Irgend etwas Neues?« und meine diesbezüglich negative Antwort, bevor die Ankunft weiterer Gäste ihn erneut zu seinen Gastgeberpflichten rief.
    Vertraute Gesichter und Gestalten füllten den riesigen Salon; vertraute Stimmen lachten und plauderten. Als ich mich jedoch etwas abseits von ihnen hinstellte und an meinem Wein nippte, stellte ich fest, daß ich diese Gesichter mit neu erwachtem Interesse musterte. Befand sich unter ihnen ein neuer, unbekannter Widersacher – oder ein alter?
    Während der Saison hielten sich in Luxor immer sehr viele Fremde auf. Einige von ihnen hatte ich kurz kennengelernt. Emerson unterhielt sich mit einem – einem gewissen Lord … – mir war der Name vorübergehend entfallen, aber ich erinnerte mich, daß er vor kurzem wegen seiner Gesundheit nach Ägypten gekommen war und sich für Ausgrabungen interessierte. Er besaß die entsprechende Statur; da er allerdings verheiratet war, würde seine Gattin vermutlich einen Austausch feststellen. Es sei denn, sie wäre auch …
    Unfug, sagte ich mir. Sethos konnte sich nicht unter den Anwesenden befinden. Ich hatte ihn in London erkannt; ich würde ihn in Luxor wiedererkennen, welche Maske er auch immer wählte. Was die unbekannten Widersacher anbelangte – nun, da ergaben sich unzählige Möglichkeiten. Die meisten Händler illegaler

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