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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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blickte sich nach allen Seiten um. Ramses, der ihr dicht auf den Fersen blieb, war allerdings derjenige, der den winzigen Gegenstand im Staub entdeckte.
    Es handelte sich um eine kleine Goldmünze mit einem winzigen Loch – exakt der Schmuck, den die ägyptischen Frauen für ihre Ohrringe und ihren Kopfputz verwendeten.
10. Kapitel
    Welche Bedeutung hatte diese kleine Goldmünze? Höchstwahrscheinlich gar keine. Solcher Schmuck war weit verbreitet, und selbst wenn er der Frau gehörte, die uns geschrieben hatte, hatte sie ihn vielleicht unbemerkt verloren. Nefret bestand darauf, daß sie ihn absichtlich als Hinweis darauf hinterlassen hatte, daß sie die Verabredung zwar eingehalten hatte, aber nicht bleiben konnte. Das hielt ich für unwahrscheinlich. Die Frau hätte wissen müssen, daß eine solche Goldmünze nicht lange im Staub liegengeblieben wäre. Für einen armen Bauern hätte ein solches Goldstück Nahrung für mehrere Tage bedeutet.
    In meinem Fall siegte die Erleichterung über die Enttäuschung, und ich schätze, daß es den meisten von uns nicht anders erging. Da sich unsere Hoffnung nicht bestätigte, konnte unsere Befürchtung zumindest auch nicht eingetreten sein. Als ich Nefrets niedergeschlagenes Gesicht betrachtete und ihr entschlossen vorgeschobenes Kinn bemerkte, entschied ich, daß ich ihr sinnvollerweise noch einmal gut zureden sollte. Niemand bewunderte ihren Mut und ihren Ehrgeiz mehr als ich, aber es wäre reiner Wahnsinn, wenn sie sich noch einmal in das Freudenhaus wagte.
    Auf unserem Rückweg zum Flußufer kamen wir am Telegrafenamt vorbei, doch ich schlug nicht vor, dort haltzumachen. So früh konnten wir noch nicht mit einer Nachricht von Walter rechnen, und Emerson hätte sich jeder weiteren Verzögerung widersetzt. Wir hatten bereits mehrere Stunden auf unser – wie er es nannte – fruchtloses Unterfangen verschwendet, und er zürnte um jede Minute, die ihn von seiner eigentlichen Arbeit abhielt.
    Diese hatte sich als beschwerlicher erwiesen als zunächst von ihm angenommen. Das Geröll, das die erste Kammer ausfüllte, enthielt Hunderte von Scherben: Fragmente von Töpfereien und Alabastergefäßen, Perlen aller Art, Holzspäne und Spuren von Menschen – mumifizierter Menschen, meine ich damit. Aufgrund von Emersons akribischer Vorgehensweise mußte jeder Fetzen untersucht und archiviert werden. Als begnadeter Wissenschaftler interessierte er sich mehr und mehr für seine eigene Arbeit und schickte (zu meiner Erleichterung) niemanden zu dem armen Ned Ayrton, um dessen Fortschritte auszuspionieren.
    Am frühen Nachmittag schlug ich Emerson vor, zum Haus zurückzukehren. »Mittlerweile haben wir sicherlich Nachricht von Walter. Ich hatte ihn gebeten, uns so rasch wie möglich zu telegrafieren.«
    Emerson sah mich verständnislos an. Er war so besessen von seiner archäologischen Aufgabe, daß er eine Zeitlang brauchte, bis er den Sinn meiner Worte begriff. »Ich weiß nicht, warum du das alles so aufbauschst, Peabody. Vielleicht hat Walter ein Telegramm geschickt, vielleicht auch nicht. Was soll ich deiner Meinung nach tun?«
    »Schick einen der Männer zum Telegrafenamt. Du weißt doch, wie nachlässig die Angestellten dort sind, lassen die Mitteilungen manchmal tagelang liegen.«
    »Pah«, sagte Emerson. »Peabody, ich kann keinen weiteren Mann entbehren. Ohne Selim und Daoud bin ich schon so gut wie hilflos.«
    Also schickte ich Abdullah. Es war ein sehr heißer Tag, und ich wollte ihn aus der höllischen Hitze und dem Staub in der Grabkammer befreien. Nachdem ich ihm meine Anweisungen erteilt und ihn gebeten hatte, uns zu Hause zu treffen, beugte sich Nefret in verschwörerischer Haltung von einem Schutthügel zu mir hinunter.
    »Mr. Davis ist gerade vorbeigekommen«, flüsterte sie. »In welche Richtung? War er auf dem Hin- oder Rückweg?«
    »Rückweg. Auf seinem Hinweg müssen wir ihn über sehen haben. Er wirkte sehr selbstzufrieden, Tante Amelia.«
    »Oh? Nun ja. Vielleicht führten die von Ned entdeckten Treppenstufen doch irgendwohin. Wie schön für Mr. Davis.«
    Nefrets verschwörerisches Lächeln formte sich zu einem Grinsen.
    »Nicht wahr? Macht es dir etwas aus, wenn ich hingehe und mir das Ganze einmal anschaue?«
    »Tu, was du möchtest, mein Liebes.«
    »Willst du mich nicht begleiten?«
    »Wo du es gerade erwähnst …«, sagte ich.
    Irgendwie überraschte es mich nicht, daß Ramses bereits dort war. Als ich ihn das letztemal gesehen hatte, hatte er sich in

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