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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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– oder insgeheim zählte, wie ich ihm das irgendwann einmal als hilfreiches Mittel zur Selbstbeherrschung empfohlen hatte. Was auch immer er tat, es zeigte die beabsichtigte Wirkung. Als er sich äußerte, klang seine Stimme bemerkenswert ruhig.
    »Das bezweifle ich, Mutter. Das scheint eine Austrittswunde zu sein. Er wurde von jemandem in den Rücken geschossen, der sich in den Klippen versteckt hatte. Bleib hier und halt dich in Deckung.«
    Bevor ich ihn daran hindern konnte, war er auf den Beinen und kletterte so sicher wie die Ziegen über das Felsgestein. Schon nach wenigen Sekunden hatte ich ihn aus den Augen verloren. Der Tote war keine besonders angenehme Gesellschaft. Ich kroch neben ihn und lauschte ängstlich auf weitere Schußgeräusche. Ich hörte nichts. Selbst die Judas-Ziege, wie ich sie sicherlich nennen darf, war verstummt. Ich hoffte, daß sie nicht ernsthaft verletzt war, entschied mich aber dennoch dafür, mein zweifelhaftes Felsversteck nicht zu verlassen, um mir Gewißheit zu verschaffen. Wenn Ramses nicht so überstürzt verschwunden wäre, hätte ich ihn begleitet oder zumindest darauf bestanden, daß er meine Pistole einsteckte. Junge Leute sind einfach zu impulsiv. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu warten.
    Es erschien mir wie eine Ewigkeit, bis Ramses so geräuschlos und plötzlich wieder zurückkehrte, wie er verschwunden war. Er trug ein Gewehr.
    Er setzte sich neben mich und legte das Gewehr auf den Boden.
    »Ich nehme an, daß der vermeintliche Mörder geflohen ist.«
    »Ja. Er war dort oben.« Ramses umschlang seine Knie mit den Armen. Bis auf seine fest zusammengefalteten Hände schien er recht gefaßt und ruhig.
    »Nachdem er diese Person erschossen hatte, ließ er sein Gewehr fallen und flüchtete?« Ich hob die Waffe auf und untersuchte sie. Hastig veränderte Ramses seine Sitzhaltung.
    »Mutter, bitte leg sie wieder hin. Das Magazin enthält eine Kugel.«
    »Das sehe ich. Seltsam. Warum hat er kein zweites Mal geschossen?«
    »Vielleicht hat er damit gerechnet, daß wir uns gegenseitig erschießen«, sagte Ramses. Langsam und vorsichtig nahm er mir die Waffe aus der Hand und legte sie hinter sich. Dann ließ er den Kopf auf seine Arme sinken. Seine Schultern zuckten. Es paßte nicht zu Ramses, daß er Schwäche zeigte, selbst nicht nach diesem Zwischenfall. Ich war gerührt, da ihn mit Sicherheit die Sorge um mich übermannt hatte. Ich tätschelte seine Schulter. »Aber, aber«, sagte ich. »Na, na.«
    Ramses hob den Kopf. Seine Wimpern waren feucht. Erst in diesem Augenblick konnte ich seine seltsamen Geräusche genauer bestimmen.
    »Gütiger Himmel«, seufzte ich. »Lachst du etwa?«
    Ramses wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. »Verzeih mir.«
    »Schon gut«, sagte ich erleichtert. »Dein Vater macht das auch gelegentlich.«
    »Ich weiß.« Er faßte sich wieder. »Heiterkeit ist allerdings irgendwie fehl am Platz. Sieh mal.«
    Er wickelte den Schal vom Gesicht des Mannes und enthüllte einen gräßlichen Anblick. Seine Mundpartie war verzerrt und entsetzlich angeschwollen.
    »Ich dachte schon, daß mir seine Haltung und seine Statur bekannt vorkämen«, sagte Ramses. »Er gehörte zu den Wachen in Laylas Haus.«
    »Kein Wunder, daß deine Hand verletzt war. Du hast ihm den Kiefer gebrochen.«
    »Offensichtlich. Und das hat er tagelang ertragen, ohne medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Der arme Teufel.« Ramses drehte den Leichnam um. Im Rücken des Mannes befand sich ein weiteres Einschußloch, das kleiner war als auf seiner Brustpartie. »Aufgrund seiner Verletzung war er unbrauchbar geworden, und er hatte bei seiner Aufgabe versagt. Wie Yussuf. Sie gaben ihm noch eine Chance – eine winzige Chance, das wußte er, aber du hättest ja allein und unbewaffnet sein können. Und falls er erneut versagte, war dieser Tod ein wesentlich gnädigerer als durch ein … Krokodil.«
    Ich erschauerte. »Was sollen wir mit ihm machen?«
    Ramses beugte sich über den Leichnam und durchsuchte ihn. Außer einem Messer und einem Päckchen Tabak trug der Bursche nichts bei sich. Er hatte lediglich ein Band um den Hals, an dem ein silbernes Amulett hing.
    »Das hat ihm auch nichts genutzt, nicht wahr?« stellte mein Sohn fest. »Wir werden die Polizei benachrichtigen. Mehr können wir nicht tun.«
    »Die Ziege«, erinnerte ich ihn, nachdem er mir aufs Pferd geholfen hatte.
    »Ja, natürlich.«
    Die Ziege war nicht verletzt, sondern nur an einen Felsen festgebunden

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