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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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die sich wie eine wilde, ihr Junges verteidigende Löwin auf mich stürzte. Sie zog mir meine schmutzigen, durchnäßten Sachen aus, badete mich, wickelte mich in Decken, brachte mich ins Bett und flößte mir heiße Brühe ein. Nachdem ich sittsam zugedeckt war, ließ sie auf meine Bitte hin Abdullah zu mir, und während ich löffelweise Brühe zu mir nahm, erzählte ich ihm, was er meiner Ansicht nach wissen sollte.
    »Also war sie es«, sagte Abdullah und zupfte an seinem Bart. »Sie erklärte uns, daß du die Schule verlassen habest, wohin, das wußte sie nicht. Wir hatten allen Grund, ihr zu mißtrauen. Seitdem haben wir dich überall gesucht, Sitt. Emerson dachte, daß Sir Edward dich in seiner Gewalt habe.«
    »Man muß Emerson warnen«, drängte ich. »Sofort. Er weiß nicht, daß diese schreckliche Frau noch lebt. Abdullah, sie hat diese andere Frau kaltblütig umgebracht – sie betäubt, sie mit ihren Sachen bekleidet und dann gewartet, bis Emerson vor der Tür stand, bevor sie … Ich muß umgehend zu diesem Haus zurückkehren. Vielleicht ist Kadija so nett, mir etwas zum Anziehen zu borgen.« Abdullahs Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengepreßt gewesen. Jetzt entspannte er und schüttelte den Kopf. »Kadijas Gewänder wären viel zu groß für dich, Sitt. Daoud ist auf der Suche nach Emerson. Ich weiß nicht, wo er ist. Als es dunkel wurde und der Regen einsetzte, wies er uns an, nach Hause zu gehen.« »Gütiger Himmel«, murmelte ich. »Der arme Daoud, bei diesem Wetter im Freien … Du hättest ihn nicht gehen lassen sollen, Abdullah.«
    »Ich habe ihn nicht dazu aufgefordert. Es war seine Entscheidung. Ruh dich jetzt aus. Du bist in Sicherheit, und ich werde auf dich achtgeben, bis Emerson zurückkehrt.«
    Ich blickte von seinem entschlossenen Gesicht mit dem schlohweißen Bart zu den kräftigen braunen Händen von Kadija, die die Suppenschale und den Löffel festhielten. Ja. Ich befand mich in Sicherheit bei ihnen und fühlte mich auf einmal so schlaff und schläfrig wie ein hilfloses Baby. Meine Augenlider waren schwer. Ich spürte, wie Kadijas Hände die Decke glätteten und wie eine andere Hand, so sanft wie die einer Frau, über mein Haar strich, dann übermannte mich der Schlaf.
    Es war heller Tag, als ich erwachte und Kadija neben meinem Bett bemerkte. Sie sprang sofort auf und half mir, mich aufzusetzen.
    »Warst du die ganze Nacht hier?« fragte ich. »Kadija, du solltest doch nicht …«
    »Wo sollte ich denn sonst gewesen sein? Es regnet sehr stark, Sitt Hakim. Bleib hier, und ich bringe dir etwas zu essen. Und«, fügte sie mit einem Lächeln hinzu, »etwas, das dir noch besser gefallen wird.«
    Er hatte jedoch den Stimmen gelauscht und kam, bevor sie ihn hereinbitten konnte. Er glitt durch den Vorhang an der Türschwelle und fiel vor dem Bett auf die Knie. Die Freude über unser Wiedersehen war so groß, daß ich erst nach einer Weile etwas sagen konnte. Eigentlich war es Emerson, der zuerst das Wort ergriff.
    »Wie gut, daß ich ohne die Kinder gekommen bin«, sagte er und hüllte mich erneut in die Decke. »Du befindest dich in einem skandalösen und gleichermaßen reizvoll unbekleideten Zustand, Peabody. Was ist mit deinen Sachen geschehen?«
    »Du weißt ganz genau, daß Kadija sie mir ausgezogen hat, Emerson. Wie lange bist du schon hier? Was hat dir Abdullah erzählt? Was –«
    Mit einem Kuß unterbrach Emerson meinen Redeschwall. Nach diesem kurzen Zwischenspiel ließ er sich erneut auf seine Fersen sinken und bemerkte: »Immer wenn du mich mit Fragen bombardierst, weiß ich, daß du wieder ganz die alte bist. Ich glaube, daß Kadija taktvoll vor der Tür wartet. Willst du einen Kaffee, bevor wir unser Verhör fortsetzen?«
    Im Zimmer war es warm und ziemlich dunkel, da die Fensterläden zum Schutz gegen den Regen geschlossen waren und es nur eine Lampe gab. Es war recht gemütlich, als wir gemeinsam unseren Kaffee schlürften und uns gegenseitig Fragen beantworteten. Emersons Bericht war überaus kurz gehalten. Er sah keinerlei Grund, Sayyida Amins Aussage zu mißtrauen, als sie behauptete, ich hätte das Haus niemals betreten; die anderen Damen – Miss Buchanan und ihre Assistentin sowie die falsche Mrs. Ferncliffe – hatten das bestätigt und sich entsetzt gezeigt, was im Falle der beiden Lehrerinnen vollkommen echt gewesen war. Aufgrund dessen folgerte er, daß ich von jemandem in der geschlossenen Kutsche verschleppt worden sein mußte, da diese bei seiner

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