Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
glätten, als Nefret auch schon in den Raum stürmte und sich auf mich stürzte. Ramses und David standen im Türrahmen. Davids Gesicht verzog sich zu einem Lächeln, und Ramses blinzelte zweimal, bevor Emerson sie hinausschob und den Vorhang zuzog.
    Nefret hatte mir frische Sachen mitgebracht. Nur eine Frau hätte an so etwas gedacht! Sie hatte sogar meinen Werkzeuggürtel mitgebracht, und als ich ihn um meine Taille gurtete, schwor ich mir, nie wieder ohne ihn auszugehen. Dann mußte ich meine Schilderung wiederholen.
    Einiges davon war selbst für Abdullah und Daoud neu, und deshalb brauchte ich sehr lange. Als ich geendet hatte, brach die Sonne aus den Wolken hervor und hüllte den Raum in diffuses Licht.
    »Schon wieder dieser Mann!« platzte Abdullah heraus.
    »Werden wir ihn denn nie los?«
    »Ist doch egal, ob wir ihn loswerden oder nicht«, meinte Ramses. »Vergeßt Sethos, zumindest für den Augenblick. Bertha ist die wirkliche Gefahr.«
    »Vielleicht ist das gar nicht mehr der Fall«, erwiderte ich nüchtern.
    »Sethos kennt ihr derzeitiges Erscheinungsbild und Sir Edward ebenfalls. Ich kann einfach nicht glauben, daß es ihnen mißlingen sollte, Schritte gegen sie zu unternehmen.«
    »Wir sollten uns besser Gewißheit verschaffen«, sagte Ramses.
    »Ja, ganz recht«, stimmte ihm Emerson zu. »Sie ist Sethos und uns einfach zu oft entkommen. Diesmal …« Er biß die Zähne zusammen. Er brauchte auch nicht mehr zu sagen. Man sollte Gnade vor Recht ergehen lassen, aber in diesem Fall empfand ich keinerlei Mitleid mit Bertha. Wie ein Jäger seine hilflose Beute erlegte, so würde auch sie weiterhin skrupellos und gnadenlos morden. Es wurde vereinbart, daß wir umgehend nach Luxor übersetzten. Daoud und Abdullah waren entschlossen, uns zu begleiten, und als wir aus dem Haus traten, fanden wir ein halbes Dutzend unserer Männer vor, die sich offensichtlich mit der gleichen Absicht trugen. Selim war bei ihnen; er begrüßte uns lautstark und grinste. Dann schloß er sich David an, als wir den Pfad hinuntermarschierten.
    Ich war entsetzt, als ich die Verwüstungen bemerkte, die das Unwetter angerichtet hatte. Der Boden trocknete zwar rasch wieder, doch der Regen hatte tiefe Furchen in die Hügellandschaft gegraben, und einige der armseligeren Häuser, die aus Schilfgras und Nilschlammziegeln bestanden, waren nur noch Schutthaufen. Alle Bewohner Gurnehs waren auf den Beinen, begutachteten den Schaden, diskutierten darüber und begannen in einigen Fällen, das Geröll zu beseitigen.
    »Ich hoffe nur, daß niemand verletzt wurde«, sagte ich zu Abdullah, der neben mir herging.
    »Ihnen blieb die Zeit, ihre Häuser zu verlassen und anderswo Zuflucht zu suchen«, erwiderte Abdullah.
    »Ja, aber …« Ich hielt inne. Neben einem unförmigen Erdhaufen kauerte eine Frau, die unruhig hin und her schaukelte und herzzerreißend jammerte. »Gütiger Himmel, Abdullah, dort unten muß jemand verschüttet liegen.«
    Abdullahs wortlose Geste ließ die anderen herumwirbeln, aber es war bereits zu spät; sie waren nur wenige Meter von ihr entfernt, hätten sie jedoch nicht mehr rechtzeitig erreichen können, um sie von ihrem Tun abzuhalten. Als sie sich aufrichtete, befand sich ihr Finger am Abzug, und sie ließ sich nicht einmal mehr die Zeit, um einen letzten Fluch gegen mich auszustoßen, sondern feuerte dreimal, ehe sie unter dem Gewicht mehrerer Männer zusammenbrach.
    Ich hörte das pfeifende Geräusch der Kugeln – aber ich spürte sie nicht, da sie nicht meinen Körper durchbohrten. Eine plötzliche Reaktion – und es gab nur einen Mann, der diese unternommen hätte. Er warf sich gegen mich, und ich schlang beide Arme um ihn, als wir gemeinsam zu Boden fielen. Der erregten Stimmen und eilenden Gestalten war ich mir nur vage und verschwommen bewußt; mein Blick und mein ganzes Denken waren auf den Körper des Mannes fixiert, dessen Haupt in meinen Armen ruhte. Sein weißes Gewand verfärbte sich von seiner Brust bis zur Taille dunkelrot, und der Fleck wurde entsetzlich rasch größer. Nefret kniete neben uns und preßte ihre Hände auf die blutenden Wunden. Auch ohne ihr aschfahles Gesicht zu betrachten, wußte ich, daß keine Hoffnung bestand.
    Abdullah öffnete die Augen. »Nun, Sitt«, hauchte er.
    »Werde ich sterben?«
    Ich umschlang ihn fester. »Ja«, sagte ich.
    »Das ist … gut.« Seine Augen flatterten, dennoch musterten sie langsam die über ihn gebeugten Gesichter, und es schien ihm zu gefallen, sie alle

Weitere Kostenlose Bücher