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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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doch.«
    Ich winkte Fatima, die rasch Cyrus’ Weinglas auffüllte. »Fatima wird eine Ihrer Schülerinnen sein, Katherine«, sagte ich, um das Thema zu wechseln. »Es ist merkwürdig, nicht wahr, daß solche Greueltaten auch ihr Gutes haben. Auch wenn es nicht ihr vorrangiges Ziel war, hat Bertha den unterdrückten Frauen mit dieser Schule doch einen guten Dienst erwiesen und unserem schwachen Geschlecht eine Perspektive geboten.«
    Emerson sagte: »Hmhm!«, und Rames fügte hinzu: »Und sie brutal und skrupellos ermordet, wenn es ihren Zwecken dienlich war. Eine weitere Demonstration ihres perversen Gerechtigkeitsempfindens. Wer laut ihrer Beurteilung versagt hatte, erlitt ein Schicksal wie das im Totenbuch geschilderte. Die Bestie Amnet hatte den Kopf eines Krokodils.«
    »Gütiger Himmel, welch eine abwegige Vorstellung«, entfuhr es mir. »Und doch …«
    Meine Hand tastete sich zu dem Amulett an meinem Hals vor. Ramses nickte. »Ja. Der Affe mit der Waagschale war das Symbol, das sie für ihre Organisation wählte. Die Gerechtigkeit, die jetzt erzielt wurde. Wie du es auszudrücken pflegst, Mutter, es ist merkwürdig, wie sich die Dinge entwickeln.«
    Die erstaunlichste Nachricht, die ich an diesem Abend von Fatima mitgeteilt bekommen hatte, war, daß Layla in ihr Haus in Gurneh zurückgekehrt war.
    »Eine bewundernswerte Dreistigkeit«, ereiferte sich Cyrus.
    »Eigentlich nicht«, erwiderte ich, da ich mich mit der Sache auseinandergesetzt hatte. »Sobald sie von Berthas Tod erfuhr – und solche Neuigkeiten machen rasch die Runde –, wußte sie, daß sie unbeschadet zurückkehren konnte. Wir würden nichts gegen sie unternehmen, da wir ihr einiges schuldig sind. Vielleicht sollte ich zu ihr gehen und –«
    Eine abfällige Bemerkung von Emerson deutete seine ablehnende Haltung hinsichtlich meines Vorschlags an.
    »Das wäre nicht ratsam, Mutter«, tat Ramses rasch seine Meinung kund.
    »Dann – ja, ich denke, daß du und David hingehen solltet – nur für einen kurzen Besuch, meine ich. Dankbarkeit ist wichtiger als falscher Stolz, und ihr habt ihr das Leben zu verdanken. Ihr könntet ihr ein hübsches Geschenk überreichen.«
    »Das hatte ich auch vor, Mutter«, sagte mein Sohn. Und in der Tat, als ich diesen Punkt einige Tage später ins Gespräch brachte, versicherte er mir, daß alles erledigt sei. (2) Während der darauffolgenden Tage vernachlässigte Cyrus seine eigene Exkavation, die ihn, wie er offen zugab, zunehmend langweilte. Er war nicht der einzige von der Archäologie Besessene, der einen Blick in die von Mr. Davis entdeckte Grabkammer werfen wollte. Unser alter Freund, der Geistliche Mr. Sayce, traf in Luxor ein, Mr. Currelly, M. Lacau – der Besucherstrom war endlos und ließ sich (laut Emerson) folgendermaßen definieren: »Jeder gesellschaftlich arrivierte Schwachkopf, der mitreden will.« Cyrus gehörte dazu – als von der Archäologie Besessener, versteht sich – und war begeistert. Katherine nahm höflich Abstand, obgleich ihr Ehemann in den höchsten Tönen von der goldenen Krone (»Brustplatte«, korrigierte Ramses) und den vergoldeten Paneelen (»Was davon noch übrig ist«, knurrte Emerson) schwärmte.
    Zu diesem Zeitpunkt war der Durchgang bereits freigelegt. Die unglückseligen Paneele ruhten auf einer Holzkonstruktion, unter der man mit eingezogenem Kopf hindurchgehen konnte. Als ich der Grabkammer einen Besuch abstattete – denn ich sah keinen Sinn, darauf zu verzichten, da sie schließlich jeder »Schwachkopf« in ganz Luxor besucht hatte –, war ich entsetzt, wie sich der Zustand seit meinem ersten Besuch verändert hatte. Der Boden sah aus, als sei er mit Goldstaub gepudert, der sich von dem Schrein abgelöst hatte. Der Fotograf hatte sein Stativ auf dem Sarkophag aufgebaut, um die vier Truhen, die immer noch in der Nische standen, besser ablichten zu können. Ich war außer mir. Ich drehte mich zu Ned um, der mich begleitet hatte, und rief: »Die Paneele! Warum haben sie das Holzbrett denn nicht von der Wand genommen?«
    Weiterer Goldstaub schwebte langsam zu Boden, und unter dem schwarzen Kameratuch drang unterschwelliges Protestgemurmel hervor.
    »Ja, Sir, sofort.« Ned zerrte an meinem Ärmel. »Wir gehen ihm besser aus dem Weg, Mrs. Emerson, er reagiert sehr empfindlich, wenn jemand in der Nähe ist, während er fotografiert. Kommen Sie doch morgen wieder, wenn er fertig ist.«
    Ich war so perplex, daß ich die Bedeutung dieses letzten Satzes erst begriff, als wir

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