Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
Amelia?«
    Sie hielt mir eine Zeitschrift vor, allerdings kein besonders beeindruckendes Beispiel dieses Genres. Die Schrift war verwischt, das Papier so dünn, daß es bei der leichtesten Berührung knitterte, und es gab nur wenige Seiten. Ich lese die arabische Sprache nicht so fließend, wie ich sie spreche, hatte allerdings keinerlei Schwierigkeiten, den Namen der Zeitschrift zu übersetzen. » Die junge Frau. Woher hast du das?«
    »Von Fatima.« Nefret streifte ihre Handschuhe ab und nahm die ihr von einem Kellner überreichte Menükarte in Empfang. »Ich nehme mir immer die Zeit, mit ihr zu plaudern und ihr bei der englischen Sprache zu helfen.«
    »Ich weiß, meine Liebe«, sagte ich zärtlich. »Das ist sehr nett von dir.«
    Nefret schüttelte so heftig den Kopf, daß der Blumenschmuck an ihrem Hut ins Wanken geriet. »Ich mache das nicht aus Höflichkeit, Tante Amelia, sondern aus einem tiefen Schuldgefühl. Wenn ich sehe, wie sich Fatimas Gesicht bei der Aussprache eines neuen Begriffs aufhellt; wenn ich an die unzähligen Frauen denke, deren Ehrgeiz ebenso groß ist und die nicht einmal ihre Möglichkeiten haben – dann verachte ich mich dafür, daß ich nicht mehr tue.«
    Emerson tätschelte die kleine Hand, die auf dem Tisch ruhte. Kampfbereit war sie zur Faust geballt. »Du empfindest, was alle sensiblen Menschen empfinden, wenn sie mit der Ungerechtigkeit der Welt konfrontiert sind«, brummte er. »Allerdings gehörst du zu den wenigen, denen es so viel ausmacht, daß sie auch entsprechend ihrer Gefühle handeln.«
    »Das ist richtig«, sagte ich. »Auch wenn man kein strahlendes Licht verbreiten kann, sollte man eine kleine Kerze entzünden. Tausende kleiner Kerzen können einen … äh … einen großen Raum erhellen!«
    Emerson, der seinen Exkurs in die Gefühlswelt bereute, warf mir einen kritischen Blick zu. »Ich wünschte, du würdest dir diese banalen Aphorismen verkneifen. Was ist das für eine Zeitschrift?«
    »Ein Magazin für und von Frauen«, erklärte Nefret. »Ist das nicht faszinierend? Ich hatte keine Ahnung, daß es so etwas in Ägypten gibt.«
    »Es gibt eine ganze Reihe davon«, sagte ich. Nefrets Gesicht verdunkelte sich. Menschen, die davon ausgehen, daß ihre Informationen neu und aufregend sind, erwarten auch, daß sie mit der entsprechenden Begeisterung und Bewunderung aufgenommen werden. Das ist eine ganz natürliche menschliche Reaktion, und es tat mir leid, diesen Effekt zerstört zu haben. »Es ist keineswegs überraschend, daß du nichts davon wußtest«, erklärte ich. »Das ist ohnehin nur wenigen bekannt. Leider existieren die meisten nur kurze Zeit. Diese Zeitschrift ist mir neu, auch wenn unter dem gleichen Namen – al-Fatah – bereits vor einigen Jahren ein Magazin veröffentlicht wurde.«
    »Hmhm«, machte Emerson, nachdem er die erste Seite überflogen hatte. »Die Sprache ist nicht unbedingt revolutionär, nicht wahr? ›Der Schleier ist keine Krankheit, die uns abseits stehen läßt. Vielmehr ist er der Grund für unser Glück.‹ Pah.«
    »Den Gipfel eines Berges erreicht man nicht mit einem einzigen Sprung, Emerson, Viele kleine Schritte können … äh … nun ja, du weißt schon, was ich meine.«
    »Ganz recht«, meinte Emerson kurz angebunden. Ich hielt es für ratsam, den Diskussionsverlauf in eine andere Richtung zu steuern. »Wie ist Fatima in den Besitz dieser Zeitschrift gelangt, Nefret?«
    »Sie und die anderen Schülerinnen haben sie im Unterricht bekommen«, erklärte Nefret. »Wußtest du, daß sie jeden Abend nach Beendigung ihrer Arbeit die Schule besucht, Tante Amelia?«
    »Nein«, gestand ich. »Es beschämt mich, zugeben zu müssen, daß ich es nicht wußte. Ich hätte es in Erfahrung bringen müssen. Wo findet der Unterricht statt, in einem der Missionshäuser?«
    »Er wird von einer gewissen Madame Hashim, einer Dame aus Syrien, durchgeführt; sie ist eine wohlhabende Witwe, die das aus reiner Menschenfreundlichkeit und dem Wunsch heraus macht, die Lebensbedingungen der Frauen zu verbessern.«
    »Ich würde sie gern kennenlernen.«
    »Ja, wirklich?« ereiferte sich Nefret. »Fatima traute sich nicht zu fragen, da sie solchen Respekt vor dir hat, aber ich weiß, daß sie sich freuen würde, wenn wir einmal dem Unterricht beiwohnten.«
    »Ich befürchte, daß uns vor unserer Abreise nicht mehr die Zeit bleibt. Dir ist sicherlich klar, daß das heute unser letzter Abend in Kairo ist, und ich habe die Rutherfords gebeten, hier mit uns zu

Weitere Kostenlose Bücher