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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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selten der Herren durchaus auch anders zu interpretieren waren. Wie ich es erwartet hatte, fanden wir Emerson aufgebaut vor Grabstätte Nr. 5. Lediglich die Gräber, die gemalte Reliefs enthielten, waren mit verschließbaren Toren versehen.
    Das Hindernis, welches den Zugang zu besagtem Grab erschwerte, war gleichermaßen wirkungsvoll – aufgeschichtetes Geröll und Müll verdeckten alles bis auf den Eingangsbereich.
    Zu meinem Bedauern mußte ich feststellen, daß meine Vorahnung zutraf. Emerson gegenüber stand mit dem Rücken zum Grabeingang ein junger Mann in gepflegtem Tweedanzug und Tropenhelm – Mr. Weigall, der mittlerweile die frühere Position unseres Freundes Howard Carter als Inspektor für Oberägypten innehatte. Weder ihre Haltung noch ihr Gesichtsausdruck war feindlich gesinnt, und ich wollte schon meine Vorahnung verdrängen, als Emerson mit der Faust ausholte und Mr. Weigall mit voller Wucht in die Magengegend boxte. Weigall stürzte rücklings in die geröllgefüllte Öffnung.
5. Kapitel
    Weihnachten feierten wir nach der schönen, althergebrachten Tradition mit einem Baum und Gesang und geladenen Freunden und Bekannten. Um ehrlich zu sein, war die Szenerie etwas ungewöhnlich – goldener Sand statt Schnee, eine sanfte Brise, die durch die geöffneten Fenster hereinwehte, statt des vor die geschlossenen Scheiben klatschenden Schneeregens, ein dünner Tamariskenast statt eines Immergrüns; da wir jedoch schon so viele Weihnachtsfeste in Ägypten gefeiert hatten, erschien uns das ganz selbstverständlich. Selbst der dürre Tamarisk machte dank Davids phantasievoller Dekoration eine gute Figur. Witzige Kamele, Girlanden mit hübschen, silbernen Sternen und unzählige andere Motive, die er aus Blech geschnitten oder aus Plätzchenteig geformt hatte, schmückten den Zweig und schimmerten im Kerzenschein.
    Mr. Weigall und seine Gattin hatten unsere Einladung abgelehnt. Sie schienen einen Groll gegen uns zu hegen, obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, warum; Emersons promptes Eingreifen hatte den jungen Mann vor ernsthafteren Verletzungen bewahrt als den sich bei seinem (zugegebenermaßen harten) Aufprall zugezogenen, und mein heldenhafter Gemahl zog immer noch sein linkes Bein nach, das aufgrund des von den idiotischen Touristen ausgelösten Steinschlags übel zugerichtet war. Sie hatten versucht, die Felsen über dem Grab zu erklimmen.
    »Vielleicht«, hatte ich nach dem Zwischenfall angemerkt, »hättest du ihn nicht so gewaltsam zu Fall bringen sollen, Emerson.«
    Emerson warf mir einen beleidigten Blick zu. »Für irgendwelche Überlegungen blieb mir nicht die Zeit, Peabody. Meinst du vielleicht, daß ich einen Beamten der Antikenverwaltung vorsätzlich verletzen würde?«
    Vermutlich hätte niemand den Beweis erbringen können, doch ich befürchtete, daß dieser Zwischenfall unsere Beziehung zu den Weigalls nicht unbedingt verbesserte. Allerdings tröstete die Anwesenheit alter und guter Freunde über ihr Nichterscheinen hinweg. Cyrus und Katherine Vandergelt waren natürlich gekommen; Cyrus gehörte zu unseren besten Freunden, und mittlerweile mochten wir auch die Dame, die er vor wenigen Jahren geheiratet hatte, trotz ihrer fragwürdigen Vergangenheit überaus gern. Als wir uns zum erstenmal begegnet waren, hatte Katherine fieberhaft versucht, eine Vertiefung unserer Bekanntschaft zu vermeiden, da sie damals als spiritistisches Medium arbeitete. Schließlich hatte sie ihre Einstellung geändert und war sogar bereit gewesen, Cyrus’ Heiratsangebot ehrenhaft abzulehnen, doch ich hatte sie davon überzeugt, ihren Entschluß zu überdenken. Ich hatte mein Eingreifen nie bereut (was ich allerdings selten tue), denn sie waren ein glückliches Paar, und Katherines Schlagfertigkeit und ihre zynische Sichtweise gegenüber der Menschheit machten sie zu einer überaus unterhaltsamen Freundin.
    Seit meinem ersten Ägyptenaufenthalt waren die Preise sprunghaft gestiegen; trotz Fatimas Verhandlungsgeschick kostete ein Truthahn bereits sechzig Piaster, viermal soviel wie vor zwanzig Jahren. Nach dem Abendessen – das mit einem von Fatima servierten, köstlichen Plumpudding in Brandysauce seinen krönenden Abschluß fand – zogen wir uns auf die Veranda zurück, um den Sonnenuntergang zu betrachten. Während sich Katherine dankbar in den ihr angebotenen Stuhl sinken ließ, warf sie Nefret einen neidischen Blick zu, die eines ihrer fließenden, kunstvoll bestickten Gewänder trug, und erklärte, ein

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